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Sport: Große Meister

Hoffenheim, Leverkusen und München messen sich. Wir sagen, wer am Jahresende vorne steht

Die Launen des Wetters fallen mit den Launen des Bundesliga-Spielplans zusammen. Unversehens steht der FC Bayern vor zwei Spitzenspielen – heute in Leverkusen und nächste Woche gegen Hoffenheim. Unsere Experten Sven Goldmann, Stefan Hermanns und Sebstian Krass wissen schon jetzt, wer zum Jahresende an der Tabellenspitze stehen wird und wer nicht.

TSG HOFFENHEIM

wird Herbstmeister ...

... weil 16 Tore in 14 Spielen kein Zufall sind. Es gibt bessere Fußballspieler als Vedad Ibisevic, aber keinen, der so effektiv spielt. Er hastet immer etwas unbeholfen über den Platz, aber wenn der Gegner mal nicht aufpasst, schlägt Ibisevic zu. Seine Spezialität sind der Abschluss aus nächster Nähe, der Elfmeter, der Abstauber – alles nicht aufregend, aber mathematisch präzise vollendet. Der Bosnier ist schlau genug für den tödlichen Pass und nicht so eitel, sich auf kunstvolle Dribblings einzulassen. Für die Schönheit im Hoffenheimer Angriffsspiel sind Demba Ba und Chinedu Obasi zuständig. Und wehe, wenn die beiden richtig zuschlagen. Zum Beispiel am nächsten Freitag in München.

wird nicht Herbstmeister ...

... weil sich das in der Nationalmannschaft niederschlagen müsste. Bundestrainer Joachim Löw hat vor dem Länderspiel gegen England mal bei seinem Hoffenheimer Kollegen nachgefragt, wen er so nominieren könnte. Ralf Rangnick schlug neben dem defensiven Mittelfeldspieler Tobias Weis drei Verteidiger vor: Marvin Compper, Andreas Beck und Matthias Jaissle. Aber sie stehen nur bedingt für den Hoffenheimer Offensivzauber, der allein von ausländischem Personal verantwortet wird. Hinten ist der Aufsteiger auch dank Torhüter Daniel Haas nicht ganz so gut besetzt, was ihm schon gegen Leverkusen, Bremen und Hertha zum Verhängnis wurde. Und wahrscheinlich auch am nächsten Freitag in München.

BAYER LEVERKUSEN

wird Herbstmeister ...

... weil Bayer Bruno Labbadia hat. Schon als Spieler war er ein Kämpfer. Es gibt eine Szene, die das illustriert, und lustigerweise hat sie sich an seinem heutigen Arbeitsplatz zugetragen. Labbadia stürmte für Kaiserslautern gegen Bayer, und wie. Er stürmte in den Leverkusener Strafraum, nutzte die erste Gelegenheit, sich fallen zu lassen, bekam keinen Elfmeter, stand auf, ließ sich erneut fallen, bekam wieder keinen Elfmeter, stand auf – und schoss den Ball ins Tor. Genau so einen Trainer braucht die Leverkusener Mannschaft, die ebenso hoch begabt wie unerfahren ist. Einen Trainer, der weiß, dass man sich mal fallen lassen darf, dass man aber auch wieder aufstehen muss und nie das Ziel aus den Augen verliert.

wird nicht Herbstmeister ...

... weil es den Leverkusenern egal ist, ob sie Herbstmeister werden oder nicht. Viel wichtiger ist ihnen, dass sie endlich mal den richtigen Titel holen. Ihre Geschichte (Bayer Vizekusen) spricht dagegen. Genau so wie Labbadias Vita als Trainer. Bevor er bei Bayer angefangen hat, ist er mit einem ähnlich aussichtslosen Fall gescheitert: in der Zweiten Liga bei Greuther Fürth. Den Fluch der Unaufsteigbaren hat auch Labbadia vergangene Saison nicht besiegt. Dass er trotzdem den ewigen Zweiten Leverkusen zur Meisterschaft führen will, spricht für seinen Ehrgeiz. Leider auch für seine Naivität.

BAYERN MÜNCHEN

wird Herbstmeister ...

... weil das Team „den besten Spieler der Welt“ in den Reihen hat. Findet zumindest Matthias Sammer. Und wenn das ein DFB-Sportdirektor sagt, der selten zu Superlativen neigt, muss was dran sein. Sammer meint natürlich Franck Ribéry. Doch was wäre Ribéry ohne seine Mitspieler? Wahrscheinlich noch besser, als er ist. Aber Ribéry allein gegen alle, das würde der DFB wohl nicht erlauben. Deshalb hat er Miroslav Klose und Luca Toni als Angriffspartner. Und zusammen spielen die drei im Moment so viele Chancen heraus, dass es sich Luca Toni leisten kann, nur jedes fünfte Scheunentor zu treffen. Die Bayern werden trotzdem Herbstmeister.

wird nicht Herbstmeister ...

... weil der FC Bayern nicht mehr den besten Torwart der Welt hat. Michael Rensing hält zwar inzwischen ab und zu einen schweren Ball. Noch mehr Aufsehen aber erregt er mit seinen pro Spiel durchschnittlich zwei bis drei Irrflügen durch den Strafraum und seiner Knutschleidenschaft. Nach einem Sieg busselt Rensing jeden Mannschaftskameraden ab, der nicht bei drei geduscht aus dem Stadion geflüchtet ist. Die Mitspieler, die es nicht so schnell schaffen, lassen das Unvermeidliche über sich ergehen. Aber sie schauen dabei drein, als würden sie gar nicht wissen wollen, was ihr Torwart veranstaltet, wenn die Bayern Herbstmeister werden.

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