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Sport: Große Rolle, kleine Bühne

Lorenz Funk will die Capitals wieder nach oben führen

Berlin. Lorenz Funk sitzt in der ehemaligen Fahrerkantine in den Katakomben der Deutschlandhalle. Der Raum ist umfunktioniert worden zu einer Fankneipe der Capitals. Es gibt Leberkäse und bayrisches Bier. Die Holzbänke riechen nach Rauch und Eishockey, an den Wänden hängen Wimpel und Fotografien. Darunter auch ein Mannschaftsfoto der Berlin Capitals aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Das ist noch nicht lange her, aber doch vier Ligen weit weg. Seit ein paar Monaten ist Funk Präsident bei den in der Vorsaison aus der DEL gepurzelten Berlinern. Eine große Rolle auf einer kleinen Bühne, die der schwergewichtige Tölzer da ausfüllt.

Viertklassiges Eishockey, das war bislang im sportverwöhnten Berlin nur etwas für Freaks. Von dieser Saison an könnte sich daran etwas ändern. Schuld daran sind die Capitals und ihre treuen Fans. Zu den Eisbären in die DEL gehen die nämlich nicht. Schon bei den Vorbereitungsspielen in der Deutschlandhalle überraschten die Zuschauerzahlen der Capitals. Am Freitag sahen 1300 Besucher das 8:1 der Capitals gegen Rostock. Lorenz Funk glaubt gar, dass die Capitals bei ihren Heimspielen mehr Besucher haben werden als die Eisbären in der DEL. „Wollen wir wetten?“, fragt er jeden Zweifler.

Saale-Teufel Halle statt Kölner Haie? Eigentlich schwer vorstellbar, dass die Fans das so einfach schlucken. Funk glaubt zu wissen, warum die Anhänger dem Klub die Treue halten werden: „Bei uns wird ehrlich gearbeitet, wir sind volksnah, bei uns spielen nicht nur Ausländer. Wir sind der Klub für die Region Berlin-Brandenburg.“

Als Trainer hat Funk seinen Neffen Andreas Brockmann gewinnen können. Brockmann arbeitet unter professionellen Bedingungen. Täglich scheucht er seine Spieler über das Eis. Bis auf Jan Schertz und Patrik Czajka – beide in der vorigen Saison noch beim EHC Eisbären – sind nur Amateure im Aufgebot. Spieler aus dem Nachwuchs der Capitals und solche, die sich bei den Eisbären nicht durchsetzen konnten. „Da sind viele Talente dabei“, sagt Brockmann. „Ich bin optimistisch. Aber es gibt noch viel zu tun.“

Kotrainer Ernst Köpf – wie Brockmann einst Nationalspieler – sieht es ähnlich. „Da schleppen manche Spieler Versäumnisse von sieben, acht Jahren mit sich rum“, sagt Köpf. Brockmann und Köpf sind ehrgeizig, wie ihr Präsident. Sieben Tage in der Woche preist der ehemalige Nationalspieler, einstige Bundesliga-Trainer und DEL-Manager Funk sein neues Produkt an. Vor ein paar Tagen hat Funk sogar die lokale Ligakonkurrenz, die Eisbären Juniors und den einstigen Studentenklub FASS Berlin, bei einem Presseabend im Hotel Berlin mit auf den Thron gehievt. Nicht ohne Grund: Die Capitals garantieren auch ihnen Aufmerksamkeit und Spiele vor vollen Tribünen.

Heute treten die Capitals beim USG Chemnitz zu ihrem ersten Spiel in der Regionalliga Ost an. Mindestens Fünfter unter acht Teams müssen die Berliner werden, um sich für die Aufstiegsrunde zur Oberliga zu qualifizieren. Ernst wird es wohl erst, wenn es um den Aufstieg geht. „Da sind vier Ausländer pro Team erlaubt“, sagt Brockmann. „Vielleicht werden wir uns dann noch verstärken.“ Denn zwei Jahre Regionalliga, das ist vermutlich auch für den treuesten Fan zu viel. Dessen ist sich auch Brockmann bewusst. „Wir wollen auf alle Fälle aufsteigen“, sagt der Trainer der Capitals. Claus Vetter

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