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Großer Preis von Malaysia: Die Deutschen schwimmen vorne mit

Nach der verregneten Qualifikation droht auch am Sonntag beim Formel-1-Rennen in Malaysia eine Wasserschlacht.

Die Diskussionen am Samstagabend im Fahrerlager von Sepang drehten sich mal wieder nur um ein Thema: das Wetter. So ist es eigentlich jedes Jahr, wenn die Formel 1 in Malaysia Station macht. „Das war zwischendurch mehr Schwimmen als Fahren“, sagte der Vizeweltmeister Sebastian Vettel nach seinem dritten Platz in der Qualifikation. Nico Rosberg dachte schon an das Rennen am Sonntag (10 Uhr MESZ/live bei RTL und Sky) und machte sich so seine Gedanken zum erwarteten Wetterchaos. „Wenn wir Glück haben und der Regen nicht zu schlimm wird, dann können wir ein extrem spannendes Rennen und eine gute Show kriegen“, sagte der Mercedes-Pilot, der zwischen den beiden Red-Bull-Fahrern Mark Webber und Vettel von Startplatz zwei in den Grand Prix gehen wird. Dann wischte sich Rosberg noch ein paar Tropfen vom nassen Overall und schob nach: „Aber die Frage ist halt immer, wo ist die Grenze?“ Das ging vor allem an jene, die sich durch den Regen eine tolle Show erhoffen, aber nicht selbst im Auto sitzen müssen. Rosberg: „Wenn dann so viel Wasser steht, dass es einfach nicht mehr geht, dann hat keiner was davon.“

Dennoch wird es wohl wieder ein feuchtes Vergnügen werden auf der Strecke von Sepang. Das liegt vor allem an der Startzeit. Das Rennen wird um 16 Uhr Ortszeit gestartet; genau dann also, wenn es in der Monsunsaison praktisch täglich einen Wolkenbruch gibt. Dabei ließe sich das ganze Chaos ein wenig eindämmen, würde man einfach zwei Stunden früher starten – also um 14 Uhr Ortszeit, wie bei den meisten Rennen in Europa auch.

Dagegen hat allerdings Formel-1-Boss Bernie Ecclestone etwas, weil er um acht Uhr statt um zehn Uhr morgens geringere Fernseheinschaltquoten in Mitteleuropa befürchtet. „Es liegt nicht in unserer Hand, wann wir starten“, sagt der Rekordweltmeister Michael Schumacher. Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso sagt noch direkter: „Da entscheiden Leute aus kommerziellen Gründen etwas, ohne sich dafür zu interessieren, dass sie uns Fahrer dadurch unnötig einem höheren Risiko aussetzen.“

Im vergangenen Jahr führte das sogar zum vorzeitigen Ende des Grand Prix. Da wurde das Rennen erst um 17 Uhr Ortszeit gestartet und musste wegen der Wassermassen und der dann einsetzenden Dunkelheit abgebrochen werden. Deshalb ging man jetzt doch wieder um eine Stunde zurück, auf 16 Uhr Ortszeit. Das löst dann zwar vielleicht das Lichtproblem, aber immer noch nicht das des unberechenbaren Regens.

Im Qualifying am Samstag bekamen alle davon schon mal einen Vorgeschmack. Kurz bevor die Ampel auf Grün geschaltet wurde, hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet, und das große Rätselraten ging los: Wann fährt man wohl am besten mit welchen Reifen auf die Strecke? Wer sich auf die speziell für die Formel 1 von Meteo France erstellte Wettervorhersage verlassen hatte, war diesmal verlassen. Wie bei Ferrari und McLaren, wo man daran glaubte, dass es nach ein paar Minuten aufhören würde zu regnen. Doch die Teams wurden von noch stärkerem Regen überrascht, und so schieden Alonso, Felipe Massa (beide Ferrari) und Lewis Hamilton bereits im ersten Abschnitt aus. Der zweite McLaren-Pilot, Weltmeister Jenson Button, schlitterte ins Kiesbett. Auch Mercedes hätte es fast erwischt. „Es war knapp“, sagte Teamchef Ross Brawn. Nach einem zwischenzeitlichen Komplettabbruch der Qualifikation wegen zu großer Wassermengen auf der Strecke stellte Nico Rosberg den Mercedes aber dann sogar in die erste Startreihe. Erstmals in der Grand-Prix-Geschichte landeten sogar vier deutsche Fahrer unter den besten Fünf im Abschlusstraining.

Der schnellste Schwimmer aber war ein Australier. Mark Webber im Red Bull hatte riskant gepokert und gewonnen. Wohl auch in dem Wissen, normalerweise gegen seinen Teamkollegen Sebastian Vettel im Qualifying leicht unterlegen zu sein, fuhr Webber als Einziger am Ende mit den Intermediates genannten Mischreifen statt der echten Regenreifen auf die Strecke. Eine Entscheidung, die er allein traf, „das Team war eigentlich sogar eher dagegen“, so Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko. Vettel landete mit richtigen Regenreifen immerhin noch auf Platz drei, den er als „sehr gute Ausgangsposition“ wertete. Direkt hinter ihm nutzten zwei weitere Deutsche die Gunst der Stunde und der besonderen Bedingungen: Adrian Sutil im Force India und Neuling Nico Hülkenberg im Williams kamen auf die Ränge vier und fünf.

Etwas enttäuschend war dagegen das Abschneiden des einstigen Regengotts der Formel 1. Michael Schumacher kam nur auf Rang acht und musste nach seiner dreijährigen Abstinenz wieder etwas dazulernen: „Früher haben die Regenreifen ein paar Runden gehalten.“ Darauf habe er sich verlassen und erst einmal eine schnelle Runde zur Sicherheit hingelegt. „Aber als ich dann attackieren wollte, waren die Reifen schon hinüber.“ Diese Erfahrung wird ihm im Rennen sicher weiterhelfen. Denn der Regen kommt bestimmt.

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