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Sport: Großer Sport im kleinen Mainz

Mit 2:0 stürzt der FSV überraschend Bayer Leverkusen von der Tabellenspitze

Unterschiedlicher können diese zwei Typen nicht sein. Der eine, Jürgen Klopp, Trainer des FSV Mainz 05, trägt einen Trainingsanzug, das T-Shirt blitzt aus der Hose, die Haare fallen ins Gesicht. Der andere, Klaus Augenthaler, Trainer von Bayer 04 Leverkusen, trägt einen schicken Anzug mit modischen Lederschuhen und akkurat zurückfrisierten Haaren. Beide unterhalten sich minutenlang vor der Partie auf dem Rasen im Mainzer Bruchwegstadion. Über was sie reden, bleibt ihr Geheimnis, aber die Gestik und Mimik spiegelt schon den Verlauf des ganzen Spiels wider. Klopp lachte und redete wild auf Augenthaler ein.

Nach dem Spiel bot sich dasselbe Bild. Während Klaus Augenthaler es gar nicht abwarten konnte, in der Kabine zu verschwinden und erstmal vor verschlossener Tür stand, tanzte Jürgen Klopp mit seinen Jungs auf dem Rasen. Die hatten soeben den ehemaligen Tabellenführer verdient mit 2:0 geschlagen und ließen sich von ihren Fans feiern. Torwart Dimo Wache kletterte sogar in den Fanblock und stimmte per Megafon Siegesgesänge an.

Klaus Augenthaler dachte unterdessen schon an seine vierjährige Tochter, nicht etwa weil er sie solange nicht gesehen hat, sondern weil das Auftreten seiner Mannschaft ihn an sie erinnerte: „Ich habe genau so ein Spiel befürchtet, ich kenne doch meine Pappenheimer. Das ist wie bei kleinen Kindern. Wenn ich meiner Tochter fünfmal sage, reiß die Blüten nicht von der Blume ab, macht sie es trotzdem und hört erst, wenn sie ein paar auf die Finger bekommt.“

Nun müssen die Leverkusener nicht befürchten, dass Augenthaler im nächsten Training seine Spieler bestraft. „Wir haben heute schon von den Mainzern einen auf die Finger bekommen“, sagt der Weltmeister. München – Mainz – Madrid seien die Stationen seiner Mannschaft in diesen Tagen, aber irgendwie haben seine Spieler den Halt des Werksexpress in Mainz verpennt. Ohne Willen, ohne Einsatzbereitschaft und ohne Konzentration haben sie gespielt. Es war schon fast symptomatisch, wie Franca zweimal frei vor dem Mainzer Tor den Ball verstolperte. Allerdings ließen die Spieler von Trainer Jürgen Klopp es auch nicht zu, dass sich die Spieler von Bayer Leverkusen voll entfalten konnten. „Das war wirklich großer Sport heute“, lobte der Trainer des Bundesliga-Neulings seine Spieler. „In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut, aber ordentlich gespielt, wir haben uns einige Chancen herausgespielt und mit viel Leidenschaft gekämpft.“

Das Tor zum 1:0 von Niclas Weiland in der zweiten Halbzeit und der stramme Sonntagsschuss von Benjamin Auer zum 2:0 waren aber nicht nur das Produkt einer kämpferischen Mannschaftsleistung, sondern auch von feinem Fußballspiel, das die Mainzer stellenweise zeigten. Darin waren sich beide Trainer am Ende einig.

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