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Grün-weißer Streit: Bremen gegen Bremen

Werder Bremen scheidet mit einem zerrütteten Team aus der Champions League.

Marco Bode ist bei Werder Bremen noch immer nahe dran. Der 39-Jährige wohnt in der Hansestadt, und der Draht zur grün-weißen Familie ist nach 15 Jahren als Aktiver ein enger. Insofern ist es für den 40-fachen Nationalspieler vortrefflich gewesen, dass der Pay-TV-Sender Premiere ihn als Experten einspannte, wann immer die Bremer in der Cham pions League auftraten. Wirklich den Finger in Werders Wunde wollte der ausgeprägte Teamplayer gleichwohl nie legen. Und so konstatierte Bode unter anderem noch vor dem Ausscheiden bei Anorthosis Famagusta: Insgesamt funktioniere die Mannschaft – auch mit Thomas Schaaf – sehr gut. Ein fataler Trugschluss.

In Wahrheit sind jahrelang greifende Automatismen außer Funktion. Deshalb ist Werder in der mutmaßlich leichtesten Vorrundengruppe der Champions League schon vor dem letzten Heimspiel ausgeschieden. Heute gegen Inter Mailand (20 Uhr 45) geht es nur noch ums Überwintern im nicht sonderlich geliebten Uefa-Cup. Und gar ein Überraschungserfolg gegen den Italienischen Meister, der selbst drei Punkte benötigt, um den Gruppensieg abzusichern, könn te zu wenig sein, sollte Famagusta bei Panathinaikos Athen gewinnen. Eine verflixte Ausgangslage.

Wortführer Torsten Frings offenbarte am Sonntagabend im Fernsehstudio von Radio Bremen Erschreckendes über die interne Lage. Kernsatz des 32-Jährigen: „Für mich ist es ein Einstellungsproblem.“ Genauso hatte es vor knapp drei Monaten auch Kapitän Frank Baumann benannt, als Werder sich zum Auftakt gegen den zyprischen Novizen blamierte. Und noch etwas verriet Frings: Der Teamgeist könnte sicher besser sein. Damit ist manifestiert, was immer vermutet wird. Das fragile Gebilde des Profikaders ist brüchig, Grüppchen haben sich gebildet. Die Brasilianer Diego, Naldo und der Portugiese Almeida bilden eine, die deutsche Nationalspielergarde (Frings, Baumann, Fritz, Mertesacker) eine andere Interessengruppe. Dazu gibt es die ähnlich tickenden Talente (Hunt, Özil, Boenisch) sowie die Einzelgänger (Wie se, Pasanen). Seit geraumer Zeit sollen zudem die Egotrips der just in Karlsruhe aus der Rolle gefallenen Ballkünstler Diego und Claudio Pizarro, die in guten Zeiten den meisten Lorbeer ernten, argwöhnisch beäugt werden. Deshalb gab es auch von Frings volle Breitseite gegen die beiden: „Das darf denen nicht passieren. Die sind ja keine 20 mehr. Damit machen wir uns unser Image kaputt.“ Pizarro, 30, wurde nach seiner Roten Karte vom DFB-Kontrollausschuss für drei Spiele gesperrt. Das Urteil ist rechtskräftig, teilte der DFB am Montag in Frankfurt am Main mit. Diego, 23, wird als Wiederholungstäter mutmaßlich gar für fünf oder sechs Partien aus dem Verkehr gezogen. Immer wieder brennen Diego die Sicherungen durch. Auch heute ist er wegen dreier (überflüssiger) Gelber Karten gesperrt. Dass die fehlende Harmonie in mangelnde Hingabe mündet, bestätigte auch Mertesacker indirekt. „So hat das keine Zukunft. Es geht nur mit Spielern, die wollen.“

Warum Trainer Thomas Schaaf die Probleme nicht in den Griff bekommt, darüber rätselt auch Frings: „Wenn wir so gierig wären wie der Trainer, würden wir nicht auf Platz zehn stehen.“ Schaaf kann allerdings heute gegen Mailand nicht auch noch selbst mitspielen. Und auch sein alter Kumpel Bode steht ihm nicht mehr bei. Wenn heute im Weser stadion womöglich letztmals auf absehbare Zeit die Champions-League-Hymne ertönt, wird sich der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld über die Bremer Befindlichkeiten äußern.

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