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Schnell genug, aber zu steil: Geoffrey Mutais Weltrekord beim Boston-Marathon wurde nicht gewertet, weil die Strecke ein zu großes Gefälle hatte.

© dpa

Berlin-Marathon: Mutais Gruß an die Funktionäre

Der Kenianer Geoffrey Mutai will beim Berlin-Marathon endlich den offiziellen Weltrekord aufstellen. Falls ihm das gelingt, dürfte er auch Rachegefühle haben.

Man hätte den Einmarsch natürlich noch dramatischer gestalten können, da hatte die Regie eine große Chance verpasst. Ein paar rotierende Spotlights, eine noch dramatischere Musik, vielleicht noch zwei Bodyguards, die mit grimmigem Gesicht bereit sind, Geoffrey Mutai den Weg freizurempeln, das wäre dann wirklich stilecht gewesen. Wie bei einem dieser illustren Boxkämpfe. So aber war bloß der Raum in dem Berliner Nobel-Hotel dunkel, und aus den Boxen dröhnte flotte Musik, als Mutai an der Wand entlang, einen Kameramann immer vor sich, aufs Podium trottete. Vielleicht war’s ja ein Zufall, dass er bei diesen Bedingungen zu seinem Platz ging, vielleicht war’s auch geplant, auf jeden Fall hatte da ein Star der Marathon-Szene seinen Auftritt.

Geoffrey Mutai ist der Mann, der die schnellste jemals gelaufene Zeit über 42,195 Kilometer erreicht hatte. Nach 2:03:02 Stunden berührte er das Zielband in Boston 2011, eine phänomenale Zeit. Aber als offizieller Weltrekord wurde sie nicht anerkannt, weil der Start 139 Meter höher lag als das Ziel. Erlaubt ist aber bloß ein Gefälle von 42 Metern.

Fotostrecke: Am Samstag starteten bereits die Kinder und Skater

Offiziell Weltrekord laufen möchte Mutai nun am Sonntag in Berlin, auf einer der schnellsten Marathonstrecken der Welt. „Ich hatte eine gute Vorbereitung und fühle mich gut“, sagte Mutai gestern. Die bisherige Bestzeit hatte sein Landsmann Patrick Makau 2011 in Berlin aufgestellt: 2:03:38 Stunden.

Dass er Mutai überhaupt als Star des diesjährigen Marathons präsentieren kann, hat Renndirektor Mark Milde dem kenianischen Verband zu verdanken. Der hatte Mutai überraschend die Nominierung zu den Olympischen Spielen verweigert. Denn Mutai war beim Boston-Marathon 2012 in sengender Hitze ausgestiegen, nachdem er die 30-Kilometer-Marke noch nach 1:34:28 Stunden passiert hatte. Ein Ausstieg bei so einem Rennen? Das fanden die kenianischen Funktionäre nicht so lustig.

Video: Die Stars beim Berlin-Marathon 2012

Läuft er halt in Berlin, Mutai hat dort ja beste Bedingungen. Das Wetter soll angenehm werden, gleich vier Tempomacher wurden für Mutai und seine kenianischen Kollegen engagiert. Sechs Kenianer, die alle schon schneller als 2:10 Stunden gelaufen sind, gehen an den Start. Der schärfste Konkurrent von Mutai dürfte Jonathan Maiyo sein, der eine Bestzeit von 2:04:56 Stunden hat.

Aber Mutai redet nicht bloß zum Stichwort „Weltrekord“, er muss auch Stellung nehmen zum hässlichen Thema Doping. Am Donnerstag hatte Kenias Leichtathletik-Verband nach monatelangem Mauern erstmals eingeräumt, dass Dopingvorwürfe gegen mehrere Ärzte des Landes geprüft werden. Die ARD hatte zuvor über kenianische Ärzte berichtet, die Läufern verbotene Substanzen angeboten haben sollen.

Aber er, Mutai, ist da außen vor, das betonte er. „Mir hat noch nie ein Arzt Dopingmittel angeboten. Ich kenne auch keine Fälle von anderen Läufern, bei denen das passiert ist.“ Andererseits, Änderungen im kenianischen Sport sind wohl kein Fehler. „Gut“, sagte Mutai nämlich auch, „dass es bei uns jetzt mehr Kontrollen gibt.“

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