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Sport: Gute Tage, schlechte Tage

Der Deutsche Hockey-Bund müsste in diesen Tagen eigentlich jeden Tag eine Party feiern. Zum ersten Mal seit 20 Jahren hat die Herren-Nationalmannschaft das Finale einer Weltmeisterschaft erreicht, die Zeitungen in Deutschland berichten vergleichsweise ausführlich von einem Sport, der die Massen sonst nicht gerade elektrisiert, und mit Florian Kunz vom Gladbacher HTC und Tibor Weißenborn vom Berliner HC wurden gleich zwei Deutsche zu den besten Hockey-Spielern der Welt gewählt.

Der Deutsche Hockey-Bund müsste in diesen Tagen eigentlich jeden Tag eine Party feiern. Zum ersten Mal seit 20 Jahren hat die Herren-Nationalmannschaft das Finale einer Weltmeisterschaft erreicht, die Zeitungen in Deutschland berichten vergleichsweise ausführlich von einem Sport, der die Massen sonst nicht gerade elektrisiert, und mit Florian Kunz vom Gladbacher HTC und Tibor Weißenborn vom Berliner HC wurden gleich zwei Deutsche zu den besten Hockey-Spielern der Welt gewählt. Und trotzdem hat Christoph Wüterich, der DHB-Präsident, in diesen Tagen Klage erhoben. Klage gegen die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten.

Der DHB-Präsident hat eine Schreckensvision: Stell dir vor, Deutschland wird zum ersten Mal Hockey-Weltmeister, und keiner merkt es! An ARD und ZDF ist das WM-Turnier in Kuala Lumpur weitgehend vorbeigegangen: ein paar Eineinhalb-Minuten-Beiträge im Morgen- oder Mittagsmagazin, das war es dann schon fast.

Am Geld kann es nicht liegen. Der DHB hätte die Kosten für die Fernsehrechte sogar selbst gezahlt. Das zeigt ein wenig die Verzweiflung des Verbandes. Vor zwei Jahren, nach dem Olympia-Desaster von Sydney, stand der DHB vor dem finanziellen Ruin. Inzwischen ist die Situation zwar ein wenig besser, doch gut ist sie noch lange nicht. Der Hauptsponsor Apolinaris wird seinen Vertrag mit dem DHB nach zweijähriger Zusammenarbeit am Jahresende auslaufen lassen, ein neuer Partner ist noch nicht gefunden. Schon deshalb hatte der Verband auf ein gutes Abschneiden der Nationalelf bei der WM gehofft - damit der Sport für neue Geldgeber interessant werde. Die Mannschaft spielt tatsächlich erfolgreich wie lange nicht, und das Fernsehen sendet trotzdem nichts. Da kann man schon wütend werden.

Dem DHB geht es jedoch nicht anders als vielen kleineren Sportverbänden: Nach Formel Eins, Fußball, manchmal noch Boxen und ganz, ganz selten Tennis kommt eben nicht mehr viel in der Wertschätzung der Programmverantwortlichen. Die begründen das mit dem fehlenden Interesse des Publikums; die Verbände wiederum entgegnen, dass erst das Fernsehen die Nachfrage schaffe. Wieso stehen Millionen Menschen mitten in der Nacht auf, um jungen Männern zuzuschauen, wenn sie mit 300 Stundenkilometern im Kreis herumfahren? Weil RTL einen Hype daraus gemacht hat genauso wie aus dem Skispringen. Vielleicht wäre das auch mit Hockey möglich, mit Wasserball oder Rhönradturnen. Vielleicht müsste es nur mal jemand ausprobieren.

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