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Halle: Endlich wieder Rasen

Wieder in der Erfolgsspur: Thomas Haas erreicht in Halle das Endspiel. Dort trifft er auf Novak Djokovic.

Man musste schon genau hinhören, doch zu überhören war es nicht. Als Thomas Haas am Freitag zu den Qualitäten seines Halbfinalgegners beim Turnier in Halle in Westfalen befragt wurde, kamen die Aussagen über Philipp Kohlschreiber nur sehr einsilbig über seine Lippen. „Kann gut sein“, antwortet Haas fast beiläufig auf die Frage, ob sich Kohlschreiber seit dem letzten Aufeinandertreffen der beiden Deutschen vor einem Jahr verbessert habe. Kohlschreibers vollmundige Aussagen und die Ansprüche, die der 25-Jährige bereits nach kleineren Erfolgen anmeldete, nerven Haas – auch wenn er eine Abneigung nie offen formulieren würde. Umso mehr wurmte ihn die Niederlage im vergangenen Jahr auf dem Rasen von Halle. Gestern aber glückte Haas die Revanche in einem Match, in dem er lange wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte. 2:6, 7:6, 7:6 hieß es am Ende.

„Ich bin froh, dass mir die Revanche geglückt ist“, sagte Haas. Dabei hatte es zunächst den Anschein, als habe sich der Hamburger ein wenig zu sehr in die Vorstellung verbissen, er müsse den aufstrebenden Kohlschreiber in die Schranken weisen. Früh rannte er dem Rückstand hinterher, ärgerte sich über Fehler und wirkte verkrampft. Doch er profitierte davon, dass Kohlschreiber im entscheidenden Moment die Nerven versagten. Der sagte: „Ich bin nervös geworden und habe das Match vergeigt. Das ist sicher die Höchststrafe, so zu verlieren.“

Der souveräne Tiebreak im dritten Satz bescherte Haas sein erstes Finale bei einem Rasenturnier. Er sagte: „Wieder in ein Finale bei einem deutschen Turnier einzuziehen, ist etwas ganz Besonderes.“ Im Endspiel trifft er nun auf den Weltranglistenvierten Novak Djokovic. Der Serbe bezwang im Halbfinale den Belgier Olivier Rochus 7:6 (9:7), 6:4. Für Haas ist das Finale die Krönung einer Woche, in der er sich in hervorragender Form präsentiert. Besonders seine Partie gegen den Weltranglistenneunten Jo-Wilfried Tsonga war hochklassig; Haas konnte sich später nicht daran erinnern, jemals besser auf Rasen gespielt zu haben. Sein gutes Abschneiden bei den French Open gab dem 31-Jährigen neue Motivation. „Ich habe wieder gemerkt, wie gut ich spielen kann, wenn ich fit bin. Und dass ich noch richtig Lust auf Tennis habe“, sagte Haas.

Es scheint, als reiche schon die Aussicht, sich in der ostwestfälischen Provinz die lästige rote Asche von den Schuhen zu streifen, um die deutschen Profis zu Bestleistungen zu animieren. „Hier wird alles für uns getan, und der schnelle Rasenbelag liegt uns“, erklärte Haas. Fünf von neun gestarteten Deutschen hatten es bis ins Viertelfinale geschafft. Die gemütliche Atmosphäre in Halle behagt den Spielern ungemein.

Doch waren die Erfolge in Halle in der Vergangenheit kein Indikator für erfolgreiche Ergebnisse beim Turnier in Wimbledon, das in einer Woche beginnt. Allerdings dürfte der positive Schub aus Halle so manchen von seinem Sandblues kuriert und für den englischen Rasen bereit gemacht haben.

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