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Ganz nah dran. Bis kurz vor Schluss des WM-Endspiels lagen die deutschen Frauen um Katharina Windfeder (r.) mit 1:0 vorn. Am Ende verloren sie.

© picture alliance / dpa

Hallen-Hockey-WM ist Geschichte: Fortschritte trotz Niederlage für die Frauen

Deutschlands Frauen spielen im Finale der Hallenhockey-Weltmeisterschaft von Leipzig stark, müssen sich aber den Niederlanden 1:2 geschlagen geben.

Am Ende hat Luisa Steindor doch noch einmal großes Glück gehabt. Die deutsche Hockey-Nationalspielerin redete gerade über den Moment, in dem sie das Glück verlassen hatte, da katapultierten die feiernden Holländerinnen einen Sektkorken durch die Halle, der Steindor nur knapp verfehlte. Ein paar Minuten zuvor, bei ihrem Penalty im Shoot-out des WM-Finales, war es kaum weniger knapp gewesen. Die Düsseldorferin hatte Hollands Torhüterin Adinda Alberts schon ausgespielt und nur noch das leere Tor vor sich. „Das Tor ist leer“, dachte Steindor. „Cool. Hauste jetzt rein. Bin abgerutscht, habe ihn danebengesetzt. So ist das manchmal.“ Und weil neben Steindor auch Kristina Hillmann und Franziska Hauke ihre Penaltys vergaben, reichte den Holländerinnen in der Arena Leipzig ein Treffer von Laurien Leurink, um zum zweiten Mal nach 2007 Hallen-Weltmeister zu werden.

„Da spielen die Nerven mit“, sagte Anne Schröder über das Shoot-out, nachdem es nach regulärer Spielzeit 1:1 (1:0) gestanden hatte. „Deshalb ist es mal wieder für Orange ausgegangen.“ Doch anders als auf dem Feld, wo sie gegen Holland automatisch in eine Defensivhaltung geraten, bestimmten die deutschen Frauen in der Halle zunächst einmal das Spiel. In der achten Minute brachte Kapitänin Katharina Otte den Titelverteidiger mit einem Siebenmeter in Führung.

Nur zehn Sekunden später bot sich den Holländerinnen die Chance zum Ausgleich – ebenfalls per Siebenmeter. Doch Yvonne Frank parierte. Deutschlands Torhüterin wurde in der Folge vor 5000 Zuschauern zur herausragenden Figur des Endspiels. Und nicht nur das. „Sie war mit Abstand beste Torhüterin des Turniers“, sagte Bundestrainer Jamilon Mülders. Noch vor der Pause hielt die Hamburgerin einen zweiten Siebenmeter, in der zweiten Hälfte parierte sie zwei Strafecken. Frank hielt selbst Bälle, die am Tor vorbeigeflogen wären. Und doch reichte es nicht zum dritten WM-Titel für die Deutschen, weil Claire Verhage knapp drei Minuten vor Schluss zum 1:1 traf. „Ein Gegentor gegen Holland – da können wir in der Defensive nicht viel falsch gemacht haben“, sagte Katharina Otte. „Ich bin sehr stolz auf die Truppe.“

Während Holland auch bei den Männern durch ein 3:2 im Finale gegen Österreich den Titel gewann, sicherte sich das deutsche Team nach der dramatischen Halbfinalniederlage gegen den späteren Weltmeister immerhin Platz drei. „Wir wollten uns noch mal den Frust von der Seele spielen“, sagte Tobias Hauke nach dem 13:2 (5:2)-Erfolg gegen den Iran. Der finale Sieg sei „schön für den Moment“, bekannte Bundestrainer Stefan Kermas, mache das vorzeitige Aus aber nur „umso bitterer“. Zumal Leipzig, wo 2003 schon die erste Hallen-WM stattgefunden hat, auch Austragungsort der letzten Weltmeisterschaft gewesen ist. Es gibt Überlegungen, das Format wieder abzuschaffen.

In Deutschland würde eine solche Entscheidung auf wenig Verständnis stoßen – erst recht nach den Erfahrungen von Leipzig. „Die Stimmung war unfassbar für uns“, sagte Yvonne Frank. „Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper.“ Für Bundestrainer Mülders besitzt die Olympiaqualifikation in diesem Jahr zwar klare Priorität, den Ausflug in die Halle will er trotzdem nicht missen. „Es hat echt viel Spaß gemacht“, sagte er. Zumal Mülders hofft, dass die Mannschaft von den Erfahrungen bei der WM auch auf dem Feld profitieren wird: „Wir haben in unserem Problemfeld mentale Wettkampfstabilität deutliche Fortschritte gemacht.“

Katharina Otte nannte die Zeit in Leipzig die fünf intensivsten Tage, die sie je mit der Nationalmannschaft erlebt habe. Als mitreißend und spektakulär habe sie den Teamgeist empfunden: „Wir sind in der Lage, zu begeistern.“ Für die nächste Aufgabe konnte sie am Sonntag allerdings noch keine rechte Begeisterung aufbringen. Schon heute Morgen um acht Uhr bricht ein Großteil des Kaders zu einem zweitägigen Eckenlehrgang nach Mannheim auf. Otte sagte: „Wie das gehen soll, weiß ich jetzt auch noch nicht.“

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