zum Hauptinhalt

Sport: Halten im Strafraum Schiedsrichter Krug erklärt, warum es in Dortmund Elfmeter gab

NACHSPIEL In der 55. Minute will Dortmunds Jan Koller im Strafraum von 1860 München den Ball annehmen.

NACHSPIEL

In der 55. Minute will Dortmunds Jan Koller im Strafraum von 1860 München den Ball annehmen. Er steht mit dem Rücken zum Tor, hinter ihm ist Abwehrspieler Torben Hoffmann. Er hat seine rechte Hand auf Kollers rechter Schulter, Koller fällt, Schiedsrichter Markus Merk pfeift Elfmeter. Eine Fehlentscheidung, Herr Krug?

Ganz und gar nicht. Denn Hoffmann hat Koller zu Fall gebracht. Laut Regelwerk ist der Griff an die Schulter des Gegners oder ein leichtes Zupfen an seinem Trikot als Halten einzustufen. Und Halten zieht einen direkten Freistoß nach sich, im Strafraum einen Elfmeter. Hoffmann hat sich nach dem Spiel verteidigt, dass er nur am Anfang der Szene Koller mit den Händen berührt hätte, aber in dem Moment, als Koller fiel, gar nichts mehr gemacht habe. Das klingt wie eine Ausrede. Schauen wir uns den Kontext an: Koller steht mit dem Rücken zum Tor, mit einem Fuß versucht er, den Ball anzunehmen. Sein Körpergewicht lastet allein auf dem anderen Fuß, er ist in einer instabilen Position. Nun reicht schon ein kleines Halten oder ein Zupfer, den Spieler aus dem Gleichgewicht zu bringen – auch und gerade bei einem „100Kilo-Ochsen“ (O-Ton Hoffmann) wie Koller. Dieses vergleichsweise kleine Foul brachte den Stürmer um die Möglichkeit, den Ball kontrolliert anzunehmen und zu verwerten – das ist für einen Strafstoß ausreichend. Das Ziehen, Zerren und Stoßen im Strafraum ist ohnehin zu einer Unsitte des angeblich modernen Fußballs geworden. Aus meiner Sicht müsste das Halten viel öfter geahndet werden. Ich stehe mit dieser Meinung nicht allein. Vor einem Jahr habe ich ein Spiel Nürnberg gegen Bayern geleitet und dort bei einer ähnlichen Situation einen Elfmeter gegen die Bayern gepfiffen. Nach dem Spiel kam Münchens Manager Uli Hoeneß in meine Kabine und sagte, dass er die Entscheidung richtig fand. Hoeneß sagte zu mir: „Pro Spiel müsste es mindestens sechs Strafstöße geben. Das hätte abschreckende Wirkung, und dann kämen die Stürmer wieder mehr zu ihrem Recht.“

Hellmut Krug (47) erklärt im Wechsel mit Manfred Amerell eine Szene des aktuellen Spieltages aus Regelsicht. Krug ist Schiedsrichter-Coach beim DFB, er hat 17 Jahre in der Bundesliga und 10 Jahre international gepfiffen. Foto: Snaps

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false