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Sport: Hamburg harmlos

Bayern siegt ohne Kunst mit 3:0 beim HSV

Von Karsten Doneck

Hamburg. Franz Beckenbauer erfüllte geduldig jeden Autogrammwunsch. Und das waren nicht wenige. Anschließend gab er Interviews. Wer, wie der Präsident des FC Bayern München, vor einem wichtigen Bundesligaspiel derlei Wünsche mit Geduld erfüllt, der muss wahrlich ganz entspannt sein.

Oder Oliver Kahn. Auch so ein Bayer, der gestern in Hamburg Dienst tat. Seine schwierigste Aufgabe bewältigte der Torwart des FC Bayern im Stile eines routinierten Obsthändlers, als er vor Beginn der zweiten Halbzeit seinen Strafraum von einem Dutzend Bananen säuberte. Die gelben Früchte kamen aus der Nordkurve, wo gewöhnlich die heißblütigsten Fans stehen. Kahn erledigte diese fachfremde Arbeit seelenruhig und durfte kurz vor Schluss noch mal zeigen, was ihn zum nationalen Helden macht. „Wie der in der 89. Minute den Ball von Erik Meijer abgewehrt hat, das war sensationell“, schwärmte Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld.

Wenn die Bayern beim HSV antreten, dann gehen sie die Sache inzwischen mit äußerster Gelassenheit an. Der 3:0 (1:0)-Sieg des deutschen Rekordmeisters vor 55 516 Zuschauern in der ausverkauften AOL-Arena verwunderte eigentlich niemanden. Schließlich hat der FC Bayern von 38 Bundesligaspielen in Hamburg nur elf verloren, die letzte Niederlage dort gab es in der Saison 1995/96 (1:2). Zauberfußball, wie noch zuletzt beim 6:2 gegen Bielefeld, boten die Bayern diesmal nicht. Tore fielen trotzdem. „Die Bayern haben eben Spieler, die jeden Fehler bestrafen“, sagte Hamburgs Trainer Kurt Jara.

Vor allem hatten die Bayern einen peruanischen Nationalspieler. Der sollte eigentlich gar nicht spielen. Weil aber Mehmet Scholl nach seiner Oberschenkelzerrung noch Trainingsrückstände hat, durfte Claudio Pizarro von Beginn an aufs Feld. Der Stürmer bedankte sich für seine Berücksichtigung eindrucksvoll: Er erzielte die ersten beiden Tore. Die Bayern kontrollierten gegen die harmlosen Hamburger das Geschehen, in der zweiten Hälfte aus einer defensiveren Grundstellung heraus. „Der HSV hat seine Aufstellung sehr offensiv ausgerichtet, da muss man zwangsläufig defensiver agieren“, rechtfertigte Hitzfeld die Haltung seiner Mannschaft, die aber nie ernsthaft in Gefahr geriet und fast mit dem Schlusspfiff durch Zickler das 3:0 erzielte. „Etwas zu hoch ausgefallen“ sei der Sieg, murrte Jara.

Das kunstvolle Ballspiel zeigten die Bayern in Hamburg nicht. „Wir haben einige Spieler, die noch nicht 100-prozentig fit sind. Deswegen fehlt uns teilweise die Ballsicherheit“, sagte Hitzfeld. Oliver Kahn geht Zweckmäßigkeit sowieso vor Schönheit: „Wenn man 1:0 führt, muss man aufpassen. Erst nach einem 2:0 kann man sich mal überlegen, auch das eine oder andere Kabinettstückchen vorzuführen.“ Und dass die Bayern ihre Punkte wie in Hamburg auch mal erarbeiten müssen, kann zwischendurch nicht schaden.

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