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Außen vor. Beim HSV gilt das Verhältnis zwischen der Mannschaft und Trainer Bruno Labbadia schon länger als gestört.

© dpa

Hamburger SV: Schulterschluss, ein letztes Mal

Um den Traum vom Endspiel nicht zu gefährden, verdrängt der Hamburger SV die Trainerdiskussion. Doch der Druck bleibt hoch.

Auch ein 0:0 gegen den Tabellenzehnten aus England kann Hoffnung machen. „Ich kann nicht erkennen, warum man in Depressionen ausbrechen sollte“, sagte Bernd Hoffmann gereizt. „Wir sind zum zweiten Mal nacheinander in einem europäischen Halbfinale und haben alle Chancen, ins Endspiel zu kommen.“ Demonstrativ stellte der Vorstandschef des Hamburger SV am Donnerstag kurz vor Mitternacht seine Gelassenheit zur Schau. Auf eine weitere Diskussion über den umstrittenen Trainer Bruno Labbadia wollte sich Hoffmann nach dem Halbfinal-Hinspiel gegen Fulham gar nicht einlassen. „Er hat den richtigen Fokus, arbeitet konzentriert, nun wollen wir sehen, dass die richtigen Ergebnisse kommen“, sagte Hoffmann.

Das richtige Ergebnis ist aus Hoffmanns Sicht allein die Qualifikation fürs Finale in Hamburg am 12. Mai. Nichts anderes. Weitere Kritik am Trainer kann da nur stören. Deshalb stellte sich der Boss vor seinen Coach. Eine groß angelegte Trainerdiskussion vor dem entscheidenden Rückspiel in London wäre das Letzte, was der HSV momentan gebrauchen könnte. Ob es Bruno Labbadia allerdings reichen wird, den HSV ins Finale zu führen und womöglich den ersten Titel seit 1987 zu erringen, bleibt fraglich. Nach Saisonende wollen Hoffmann und Sportchefin Katja Kraus die Saison analysieren und zu einem Ergebnis kommen – dabei ist als Resultat eine Trennung von Labbadia im Bereich des Möglichen.

Beim HSV bemühte man sich nach dem engagierten, aber ideenlosen Auftritt gegen die ultradefensiven Londoner, dass Gute im Mediokren zu sehen und lobte den limitierten Gegner. „Fulham hat Donezk, Juventus und Wolfsburg rausgeworfen. Sie sind zäh wie Leder“, sagte Hoffmann. Dass Fulham durchaus eher mürbe hätte sein können mit 57 Saisonspielen in den Knochen und einer Anreise per Bahn und Bus, die 17 Stunden dauerte, blieb aber Hamburger Hoffnung. Zwar war der HSV ab der 70. Minute deutlich besser und erzeugte neben der offensichtlichen Dominanz auch den nötigen Druck (vor allem, als Trainer Labbadia Stürmer Mladen Petric einwechselte), doch in Fulhams Tor stand Mark Schwarzer, ein Torwart, der schon gegen Wolfsburg fehlerlos spielte und einige Höhepunkte lieferte. Das 0:0 war das korrekte Ergebnis in einem typischen ersten K.o-Spiel, über dem der Schatten der zweiten 90 oder mehr Minuten lag: bloß nichts riskieren, bloß kein Gegentor kriegen, es ist ja erst Halbzeit, die Entscheidung fällt später.

Einen Fußballfeiertag konnte man ohnehin nicht erwarten. Dafür hat der HSV zu viele Sorgen. Man merkt der Mannschaft an, dass ihr das Selbstverständliche fehlt, das Teams ausmacht, in denen es gut läuft. Allerdings sind die Chancen für das Endspiel trotz des 0:0 gar nicht schlecht – gerade auswärts hat der HSV in der Europa League gut gespielt, und ein Tor ist dem Hamburger Sturm immer zuzutrauen. Von einem Endspiel vor dem Endspiel sprach Hoffmann. „Es werden sich alle auf das Finale fokussieren. Da kann ich bei aller Wertschätzung für Fulham nicht sehen, warum wir dort nicht 2:1 gewinnen sollten.“ Der Druck bleibt also hoch auf Mannschaft und Trainer, und wie verlässlich das herbeigeredete Zwischenhoch vom Donnerstag ist, wird man am Sonntag in Hoffenheim sehen.

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