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Hamburger SV: Wo das Herz schlägt

Der HSV hat eine Stadionauslastung von 95 Prozent - jetzt müssen Erfolge her.

Von Karsten Doneck, dpa

Was hat sich verbessert?

Die Disziplin. Auf die legt Trainer Huub Stevens höchsten Wert. Zum Schaden der Mannschaft ist das nicht. Restlos verhunzt wurde indes der Stadionname. Die AOL-Arena heißt jetzt HSH Nordbank Arena – ein grausames Wortungetüm. Ach, wie eingängig war doch einst der Name Volksparkstadion. Aber was zählt schon Tradition gegen Verrechnungsschecks?

Wer sind die Stars? Rafael van der Vaart macht aus Freistößen oft kleine Kunstwerke, Thimothee Atoubas Dribblings würden jedes Variete bereichern, in Vincent Kompanys Abwehrspiel fließt schon mal tänzerische Eleganz ein. Solche Spieler sind fraglos eine Bereicherung: nicht nur für Hamburg, sondern für die Liga. Wenn diese Profis denn mitspielen. Häufig fehlten diese drei in der vorigen Saison wegen Verletzungen oder Sperren. Der neue Stürmer Mohamed Zidan soll erst noch ein Star werden. Bei der Reihe von Stürmern, die beim HSV dieser Aufgabe in den Jahren zuvor nicht gewachsen waren (Sanogo, Ailton, Lauth, Mpenza), sollten die Fans auch bei Zidan allenfalls gebremst optimistisch sein.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Huub Stevens hat einen dicken Bonus, weil er die Mannschaft aus schier hoffnungsloser Lage befreit hat. 15 Punkte holte die Mannschaft in den ersten 19 Spielen unter Thomas Doll, 30 Punkte kamen in den restlichen 15 Spielen unter Stevens hinzu. Allerdings: Stevens muss unbedingt an der Heimschwäche feilen. Nur vier von 17 Spielen gewann der HSV vor eigenem Publikum. So etwas strapaziert auch die Geduld des treuesten Fans. Und Schuld am Misserfolg hat sowieso immer nur einer: der Trainer.

Welche Taktik ist zu erwarten? Der HSV spielt mehr ergebnis-orientiert als erlebnis-orientiert. Zweckmäßigkeit steht bei Stevens eindeutig über dem großen Spektakel. Gegen Bayern, Schalke und Bremen griff das Konzept des Trainers in der vorigen Saison bestens. Da machte der HSV hinten den Laden dicht und wenn der Gegner ob seines vergeblichen Offensivdrangs langsam die Lust am Fußball verlor, schlugen van der Vaart und Co. auf der Gegenseite unerbittlich zu. Aber neben Bayern, Schalke und Bremen gibt es in der Liga auch noch Cottbus, Bochum und Bielefeld. Gegen solche Gegner lässt der HSV in aller Regel klare, dominante Strukturen vermissen. Eine Aufgabe, die Huub Stevens lösen muss.

Wer hat das Sagen im Verein? Als im vorigen Winter Thomas Doll gehen musste, hielt sich Dietmar Beiersdorfer nur mühsam im Amt. Aber der Sportchef hat inzwischen mächtig Punkte gemacht. Mohamed Zidan und Romeo Castelen sind Spielerverpflichtungen, die einem Bundesliga-Siebenten nicht unbedingt zugetraut wurden. Und auch in der Verkaufspolitik verzeichnete Beiersdorfer Erfolg. Für Sanogo (jetzt Bremen) und Laas (Wolfsburg) sprangen für den HSV rund sieben Millionen Euro heraus. Und selbst schwer vermittelbare Spieler wie Lauth und Torhüter Wächter brachte Beiersdorfer anderswo unter. Dafür kann der Sportchef jetzt wieder etwas ruhiger arbeiten. Vorstandschef Bernd Hoffmann lenkt weiter souverän das große Ganze.

Wie ist die Stimmung im Stadion? Der HSV hatte mit über 54 000 Zuschauern im Durchschnitt eine Stadionauslastung von über 95 Prozent. Und das trotz zähem Abstiegskampf. Selbst im UI-Cup gegen einen unattraktiven Gegner wie FC Dacia Chisinau war das Stadion kürzlich ausverkauft. Zum HSV zu gehen, ist für den Hamburger Herzensangelegenheit. Dementsprechend laut wird es stets im Stadion, mindestens einmal La Ola pro Spiel ist Pflicht – selbst wenn’s gerade mal 0:1 steht.

Welche Platzierung ist zu erwarten? Die Vorgabe ist klar. Vorstandsboss Bernd Hoffmann träumt von einer besseren Platzierung als in der vorigen Saison. Da war der HSV Siebenter. Platz sechs ist machbar, es wäre nach der verkorksten vorigen Saison aber wohl vermessen, an mehr – oder gar die Champions League – zu denken.

Morgen: 1. FC Nürnberg. Die ganze Serie auf www.tagesspiegel.de/bundesliga

Folge 12:

HAMBURGER SV

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