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Hamburgs Neuer: Van Marwijk warnt HSV-Fans: "Ich bin kein Zauberer"

Bert van Marwijk soll den angeschlagenen Hamburger SV wieder auf Kurs bringen. Der Niederländer gilt als harter Arbeiter, große Fußballkunst ist seine Sache nicht. Schon vor dem Dienstantritt dämpft er die hohen Erwartungen.

Wieder einmal muss es in der größten Not beim Hamburger SV ein Niederländer richten. Bert van Marwijk soll mit strengerer Hand als Vorgänger Thorsten Fink gegen den Schlendrian bei Rafael van der Vaart und Co. vorgehen und nach 17 Gegentoren in der Bundesliga die völlig verunsicherte und ständig wechselnde Defensivabteilung der Hanseaten stabilisieren. Doch der 61-Jährige warnte noch vor seiner offiziellen Vorstellung am Mittwochmittag am Volkspark: „Ich bin kein Zauberer.“

Die Trainingskiebitze fordern schon seit Wochen einen starken Mann, und immer wieder fiel der Name Huub Stevens. Bei dem musste zuallererst die Null stehen. Mit ähnlicher Vorgabe startet auch van Marwijk. Schon als Bondscoach förderte er nicht den offensiven Fußball, sondern ließ pragmatisch auf Ergebnis spielen. Das Resultat war ihm bei der WM 2010 in Südafrika wichtiger als die verspielte Kunst. Als Holland Vize-Weltmeister wurde, verstummte die Kritik im eigenen Land ein wenig.

Als der - ebenso wie Stevens - als knorrig beschriebene Coach zwei Jahre später bei der EM in Polen und der Ukraine glanzlos in der Vorrunde scheiterte, war er nicht mehr zu halten. Zuvor hatte es schon Stunk mit einigen gestandenen Nationalspielern gegeben. Der von ihm oft nur eingewechselte van der Vaart gehörte dazu.

Der inzwischen 30-Jährige zeigte sich am Montagabend überrascht, dass der Trainerwechsel schon am Montagabend feststand. „Stimmt das wirklich, mir hat das noch keiner gesagt“, meinte der HSV-Kapitän beim Abendessen im Restaurant Brasserie des Hotels Elysée in Hamburg. Wenige Minuten vorher war Präsident Carl Jarchow in der Eingangshalle des HSV-Teamhotels vor die Presse getreten und hatte zufrieden den Zweijahresvertrag mit einem Jahressalär von etwa 1,4 Millionen Euro für van Marwijk verkündet.

„Ich freue mich sehr“, ließ sich van der Vaart entlocken und setzte anschließend das private Dinner mit Freundin Sabia Boulahrouz fort. Interimstrainer Rodolfo Cardoso hatte vor der Zweitrundenpartie im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth nicht darauf bestanden, dass die Profis die Nacht im Hotel verbringen. Und um die Konzentration nicht zu stören, soll van Marwijk auch erst am Mittwochnachmittag das erste Training leiten. Landsmann Roel Coumans wird als Einziger neu in den Trainerstab aufgenommen. In der Personalie Andreas Möller verhielt sich Sportdirektor Oliver Kreuzer ganz klar. Einen Extra-Berater, der die Bundesliga besonders kennen soll, braucht man nicht.

Wie schon bei der Beurlaubung von Fink und einer darauffolgenden heftigen Auseinandersetzung mit van der Vaart in der Kabine gibt Kreuzer die neue Richtung beim HSV vor. Zu viel Freizeit und Extrawürste, wie sie unter Fink möglich waren, darf es bei van Marwijk nicht geben. Auch der Trainer selbst, der in seiner Zeit bei Borussia Dortmund (2004-2006) gern die kurze Autofahrt nach Deventer nutzte, wird sich mit Reisen in die Heimat zurückhalten müssen. (dpa)

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