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Handball-Aus: Heiner Brand fordert mehr deutsche Spieler in Clubs

Wie Bundestrainer Heiner Brand die deutschen Handballer wieder nach vorn bringen will.

Heiner Brand schaute mürrisch drein und malte einen Tag nach dem frühen Olympia-Aus ein düsteres Bild für den deutschen Männer-Handball. Ohne Veränderungen bei der Integration junger einheimischer Spieler bei den Spitzenclubs der Bundesliga drohe dem Weltmeister der dauerhafte Absturz aus der Spitze. „Ich habe seit zwölf Jahren angemahnt, dass junge Spieler gefördert und gefordert werden müssen. Da müssen die Spitzenvereine mehr tun. Sonst wird die Situation, die wir jetzt haben, zur Gewohnheit“, sagte der Weltmeister-Trainer am Dienstag in Peking.

Das verpasste Viertelfinale und mit Platz neun die schlechteste Platzierung seit 1992 haben den seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen dem Bundestrainer und den Liga-Granden erneut aufbrechen lassen. Gemeinsam mit dem steten Mahner Brand verstärkt nach der olympischen Bauchlandung auch die Führungscrew des Deutschen Handballbundes (DHB) die Forderung an die Vereine, vermehrt den eigenen Nachwuchs einzusetzen. „Wir haben die stärkste Liga der Welt, aber die Schlüsselpositionen sind mit Ausländern besetzt. Das ist das Problem, das wir gemeinsam mit der Liga lösen müssen“, sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier. Alle bisherigen Anstrengungen wurden von der Liga aber abgeschmettert. „Wir sind gegen eine Wand gelaufen.“

Selbstbeschränkung soll her

Nachdem der Olympia-Zweite von Athen in China sportlich ins Abseits geraten ist, fordern die Verbandsoberen schnelles Umdenken bei den Spitzenclubs ein. Vor allem die Junioren, die nach zwei EM-Titeln hintereinander kürzlich Platz zwei belegt hatten, sollen dringend auf ein hohes Niveau geführt werden. „Es sind qualitativ ausreichend junge Spieler vorhanden. Aber die Interessen der Nationalmannschaft stimmen nicht 100-prozentig überein mit denen der Bundesliga. Wir werden mit den Freunden der Liga darüber sprechen, dass sie von der liebgewonnenen Eigenart wenigstens partiell abrücken, Spieler aus dem Ausland zu verpflichten“, sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach. Allerdings seien dem Verband weitgehend die Hände gebunden. „Wenn es reglementiert werden könnte, wäre es längst geschehen. Es gilt, eine Selbstbeschränkung zu finden, die allen gerecht wird.“

Große Hoffnungen setzt Strombach dabei auf den neuen Liga-Präsidenten Rainer Witte. Der bisherige DHB-Vizepräsident Recht schlug denn auch noch in Peking versöhnliche Töne an. „Wir müssen dahin kommen, dass die jungen Leute wenigstens auf den Spielberichtsbögen stehen. Ob sie eingesetzt werden, ist dann Entscheidung des Trainers“, sagte der frühere Handballer. Auf der Präsidiumssitzung der Handball-Bundesliga (HBL) am 29. August stehe das Thema „ganz oben auf der Agenda. Es ist Bewegung in die Sache gekommen“, sagte Witte und versprach: „Mittelfristig werden wir eine Lösung hinbekommen.“

Blickrichtung London 2012

Viel mehr Zeit bleibt aber auch nicht. Schon im Oktober sind die ersten Qualifikationsspiele zur EM 2010 angesetzt und im Januar tritt der Weltmeister zur Titelverteidigung in Kroatien an. Dabei weiß Brand noch nicht, mit welchen Akteuren er dort antreten wird und dann auch das Fernziel Olympia 2012 in London angeht. „Es wird Veränderungen geben. Dabei werde ich nichts überstürzen. Ich muss mittelfristig planen, auch wenn Leistungsdruck da ist“ sagte der Bundestrainer und beklagte noch einmal die fehlende Auswahl: „Da kommen wir immer wieder zum gleichen Thema: Das Angebot.“ (dpa)

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