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Sport: Handball: Blut und Wasser geschwitzt

Es war eine Aufholjagd, die sogar erfolgsentwöhnte Olympiastarter wie Franziska van Almsick in einen Freudenrausch versetzte. Als die deutsche Handball-Nationalmannschaft einen 11:15-Halbzeitstand in einem Kraftakt noch in einen 25:23-Triumph gegen Olympiasieger Russland umgebogen hatte, da waren auf der Tribüne sie und andere tränenreiche Verlierer der ersten olympischen Tage wieder bester Laune - ob Schützen, Fechter oder Tennisspieler.

Es war eine Aufholjagd, die sogar erfolgsentwöhnte Olympiastarter wie Franziska van Almsick in einen Freudenrausch versetzte. Als die deutsche Handball-Nationalmannschaft einen 11:15-Halbzeitstand in einem Kraftakt noch in einen 25:23-Triumph gegen Olympiasieger Russland umgebogen hatte, da waren auf der Tribüne sie und andere tränenreiche Verlierer der ersten olympischen Tage wieder bester Laune - ob Schützen, Fechter oder Tennisspieler.

"Wir haben uns offenbar viele Freunde im ganzen Olympiateam gemacht", sagte am Ende eines nervenzehrenden Duells der schweißnasse Bundestrainer Heiner Brand, dessen Truppe sich mehr und mehr als Stimmungsmacher für die krisengeplagten Athleten unter schwarz-rot-goldener Flagge etabliert. Er habe viele Einzelathleten unter den Zuschauern gesehen, sagte Kreisläufer Christian Schwarzer, "denen gefällt es sicher, endlich mal eine Mannschaft zu unterstützen, eine verschworene Einheit." Geradezu "sensationell" sei die gesamte Vorstellung der Handball-Auswahl in Sydney, sagte als Augenzeuge der deutsche Chef de Mission, Klaus Steinbach, "ich habe Blut und Wasser geschwitzt in diesem Krimi, aber das Happy End war hoch verdient."

Die Steigerung nach einer "völlig verschlafenen ersten Halbzeit, in der wir keinen Zweikampf gewannen" (Brand), eröffnete den konzentriert und leidenschaftlich fightenden Handballern alle Perspektiven auf den verlockenden ersten Gruppenplatz - vor Russland. Gegner könnten dann im Viertelfinale Spanien oder Frankreich sein. "Die Ausgangsposition ist glänzend", sagte Brand vor dem letzten Vorrundenduell gegen Ägypten, "wir haben alle Trümpfe in der Hand." Die Deutschen seien für ihn nun einer der "Mitfavoriten für den Sprung nach ganz oben", erklärte der russische Coach Wladimir Maximow, der nach der Schlappe noch lange auf der Bank gekauert hatte.

Den russischen Nerv hatte mit fantastischen Reflexen gleich nach Wiederanpfiff Flensburgs Torwart Jan Holpert geraubt. Ob links unten, rechts oben oder in der Mitte - der 30 Minuten lang matt wirkende Keeper war plötzlich hellwach zur Stelle, hatte, wie er sagte, "endlich die richtige Körperspannung" für seine Großtaten. Als Holpert dann auch noch, Mitte des zweiten Durchgangs, drei Siebenmeter entschärfte, tobte die Halle, die zu zwei Dritteln mit deutschen Fans gefüllt war. "Es war bravourös, was Jan da gezeigt hat", sagte Brand, "er hat der Mannschaft Beine gemacht, hat sie aufgeweckt."

Binnen zehn Minuten war zunächst der 11:15-Rückstand zum 16:16 wettgemacht, und beim 20:18 führte die DHB-Auswahl dann erstmals mit zwei Toren. Die viel zu zögerliche und zaudernde Abwehrarbeit in 6:0-Formation war aggressivem Defensivspiel gewichen, mit einem vorgelagerten Zerstörer. "Diese Taktik war der Knackpunkt", sagte Frank von Behren, der Mindener mit den Rasta-Zöpfen, "vorher haben wir nur zugeschaut, wie uns die Russen ein Tor nach dem anderen eingeschenkt haben." Selbst in Überzahl wollte der Mannschaft von Maximow nichts gelingen: "Wir sind regelrecht überrollt worden", sagte der Coach.

Ohne verletzte Größen wie Daniel Stephan, Stefan Kretzschmar oder den siebenfachen Torschützen beim 28:22 gegen Jugoslawien, Florian Kehrmann, angetreten, übernahm in der prickelnden Schlussphase van Behren die Verantwortung. Vier der letzten fünf Tore vom 20:20-Gleichstand weg gingen auf sein Konto. "Es war schon ein geiles Gefühl, als jeder Wurf plötzlich saß", meinte er nach dem Abpfiff. "Es war nur ein Sieg, mehr nicht", sagte Trainer Brand, der professionelle Abwiegler. Aber einer, der Flügel verleihen könnte. "Wenn wir diesen Lauf behalten, so Routinier Christian Schwarzer, "dann ist alles möglich."

VON JÖRG ALLMEROTH

Sydney. Es war eine Aufholjagd, die sogar erfolgsentwöhnte Olympiastarter wie Franziska van Almsick in einen Freudenrausch versetzte. Als die deutsche Handball-Nationalmannschaft einen 11:15-Halbzeitstand in einem Kraftakt noch in einen 25:23-Triumph gegen Olympiasieger Russland umgebogen hatte, da waren auf der Tribüne sie und andere tränenreiche Verlierer der ersten olympischen Tage wieder bester Laune - ob Schützen, Fechter oder Tennisspieler.

"Wir haben uns offenbar viele Freunde im ganzen Olympiateam gemacht", sagte am Ende eines nervenzehrenden Duells der schweißnasse Bundestrainer Heiner Brand, dessen Truppe sich mehr und mehr als Stimmungsmacher für die krisengeplagten Athleten unter schwarz-rot-goldener Flagge etabliert. Er habe viele Einzelathleten unter den Zuschauern gesehen, sagte Kreisläufer Christian Schwarzer, "denen gefällt es sicher, endlich mal eine Mannschaft zu unterstützen, eine verschworene Einheit." Geradezu "sensationell" sei die gesamte Vorstellung der Handball-Auswahl in Sydney, sagte als Augenzeuge der deutsche Chef de Mission, Klaus Steinbach, "ich habe Blut und Wasser geschwitzt in diesem Krimi, aber das Happy End war hoch verdient."

Die Steigerung nach einer "völlig verschlafenen ersten Halbzeit, in der wir keinen Zweikampf gewannen" (Brand), eröffnete den konzentriert und leidenschaftlich fightenden Handballern alle Perspektiven auf den verlockenden ersten Gruppenplatz - vor Russland. Gegner könnten dann im Viertelfinale Spanien oder Frankreich sein. "Die Ausgangsposition ist glänzend", sagte Brand vor dem letzten Vorrundenduell gegen Ägypten, "wir haben alle Trümpfe in der Hand." Die Deutschen seien für ihn nun einer der "Mitfavoriten für den Sprung nach ganz oben", erklärte der russische Coach Wladimir Maximow, der nach der Schlappe noch lange auf der Bank gekauert hatte.

Den russischen Nerv hatte mit fantastischen Reflexen gleich nach Wiederanpfiff Flensburgs Torwart Jan Holpert geraubt. Ob links unten, rechts oben oder in der Mitte - der 30 Minuten lang matt wirkende Keeper war plötzlich hellwach zur Stelle, hatte, wie er sagte, "endlich die richtige Körperspannung" für seine Großtaten. Als Holpert dann auch noch, Mitte des zweiten Durchgangs, drei Siebenmeter entschärfte, tobte die Halle, die zu zwei Dritteln mit deutschen Fans gefüllt war. "Es war bravourös, was Jan da gezeigt hat", sagte Brand, "er hat der Mannschaft Beine gemacht, hat sie aufgeweckt."

Binnen zehn Minuten war zunächst der 11:15-Rückstand zum 16:16 wettgemacht, und beim 20:18 führte die DHB-Auswahl dann erstmals mit zwei Toren. Die viel zu zögerliche und zaudernde Abwehrarbeit in 6:0-Formation war aggressivem Defensivspiel gewichen, mit einem vorgelagerten Zerstörer. "Diese Taktik war der Knackpunkt", sagte Frank von Behren, der Mindener mit den Rasta-Zöpfen, "vorher haben wir nur zugeschaut, wie uns die Russen ein Tor nach dem anderen eingeschenkt haben." Selbst in Überzahl wollte der Mannschaft von Maximow nichts gelingen: "Wir sind regelrecht überrollt worden", sagte der Coach.

Ohne verletzte Größen wie Daniel Stephan, Stefan Kretzschmar oder den siebenfachen Torschützen beim 28:22 gegen Jugoslawien, Florian Kehrmann, angetreten, übernahm in der prickelnden Schlussphase van Behren die Verantwortung. Vier der letzten fünf Tore vom 20:20-Gleichstand weg gingen auf sein Konto. "Es war schon ein geiles Gefühl, als jeder Wurf plötzlich saß", meinte er nach dem Abpfiff. "Es war nur ein Sieg, mehr nicht", sagte Trainer Brand, der professionelle Abwiegler. Aber einer, der Flügel verleihen könnte. "Wenn wir diesen Lauf behalten, so Routinier Christian Schwarzer, "dann ist alles möglich."

Jörg Allmeroth

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