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Fliegender Kroate. Der 147-fache Nationalspieler Marko Kopljar ist die jüngste Verpflichtung der Füchse Berlin für die neue Saison. Aktuell beschäftigt der Handball-Bundesligist bereits fünf Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien, auf die es auch am Mittwoch im Heimspiel gegen Wetzlar ankommen wird.

© Javier Soriano/AFP

Handball-Bundesliga: Blockbildung bei den Füchsen Berlin

Die Füchse setzen verstärkt auf Personal aus Ex-Jugoslawien – „Purer Zufall“, sagt Manager Hanning. Am Mittwoch empfangen die Berliner die HSG Wetzlar.

Hin und wieder lässt sich Bob Hanning ganz gern in die Karten schauen. Der Manager der Füchse Berlin erzählt dann auch Details, die man sonst wohl nie erfahren würde – von Vertragsverhandlungen etwa oder von Treffen mit einschlägig bekannten Spielervermittlern. „Bei denen habe ich manchmal das Gefühl, dass alle Handballer aus dem ehemaligen Jugoslawien schon mit der Erfahrung von 50 Länderspielen auf die Welt gekommen sind“, hat Hanning einmal mehr oder weniger ernst gesagt. Die Berater wüssten ganz genau, mit welchen Mitteln sie den Preis ihrer Klienten in die Höhe treiben können.

Dass Hanning auf diese handelsüblichen Tricks reinfällt, steht nicht unbedingt zu befürchten, der Füchse-Manager ist schließlich selbst mit allen Wassern gewaschen. Einen Umstand wird er allerdings nicht leugnen können: dass nämlich der Einfluss des vom Balkan stammenden Personals im Verein enorm zugenommen hat und kaum mehr wegzudenken ist. Auch im Bundesliga-Heimspiel gegen den Tabellensiebten HSG Wetzlar (19 Uhr, Max-Schmeling-Halle) wird das heute wieder zu sehen sein.

In die laufende Saison sind die Füchse mit vier Spielern aus besagter Region gestartet, namentlich mit den Kroaten Kresimir Kozina, Drago Vuckovic, Jakov Gojun sowie dem Serben Petar Nenadic. Im Dezember verpflichteten sie dann in Velimir Petkovic einen Trainer, der zwar seit mehr als zwei Jahrzehnten in Deutschland lebt, seine Wurzeln und seine sportliche Sozialisation aber ebenfalls im Südosten Europas hat – und im März legte der Bundesligist noch einmal nach: zunächst mit der Verpflichtung von Drasko Nenadic, dem jüngeren Bruder von Torjäger Petar, sowie mit dem Wechsel des Kroaten Marko Kopljar, der im Austausch mit Kent Robin Tönnesen vom ungarischen Spitzenklub KC Veszprem nach Berlin kommt. Im Grunde könnten die Füchse auch längst unter anderem Namen firmieren: Unter Dinamo Berlin etwa. Oder unter HC Croatia.

Unter Sigurdsson spielten viele Skandinavier in Berlin

Nun sind Blockbildungen im Profi-Handball keine Seltenheit. Die SG Flensburg-Handewitt etwa rekrutiert ihren Kader – nicht zuletzt wegen der geografischen Nähe – seit Jahren fast ausschließlich in Dänemark. Unvergessen ist auch das Team des TBV Lemgo, das um die Jahrtausendwende unter dem Namen „TBV Deutschland“ bekannt wurde – weil seinerzeit fast das halbe Nationalteam in Ostwestfalen angestellt war. Beim SC Magdeburg gab es unter Trainer Bogdan Wenta ebenfalls eine starke polnische Fraktion.

„Bei uns ist das wirklich purer Zufall, dahinter steckt kein langfristiger Plan, es hat sich einfach so entwickelt“, betont Füchse-Manager Hanning, „aber ich kann verstehen, dass man dahinter System vermutet.“ Zum einen hält sich hartnäckig das Gerücht, die kroatisch-serbische Fraktion sei Ex-Trainer Erlingur Richardsson regelmäßig auf der Nase herumgetanzt – einer der Gründe, die zur Ernennung Petkovics geführt haben sollen, eines Trainers alter Schule also, der eine Sache gar nicht ausstehen kann: Disziplinlosigkeit.

Füchse-Trainer Velimir Petkovic lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in Deutschland, hat seine Wurzeln aber auch auf dem Balkan.
Füchse-Trainer Velimir Petkovic lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in Deutschland, hat seine Wurzeln aber auch auf dem Balkan.

© Jörg Carstensen/dpa

Zum anderen haben die Berliner gute Erfahrungen mit ähnlichen Konstellationen gemacht. Nachdem sie sich in der Bundesliga etabliert hatten , setzten Manager Hanning und sein damaliger Coach Dagur Sigurdsson über Jahre auf Importe aus Skandinavien und Nordeuropa: Spieler wie Kapitän Torsten Laen, Rückraumschütze Alexander Petersson oder die schwedische Achse aus Jesper Nielsen, Fredrik Petersen und Mattias Zachrisson prägten den Verein und führten ihn in sogar in die Champions League.

Die erneute Teilnahme an der Champions League ist in naher Zukunft das erklärte Ziel der Füchse. Auf dem Weg dorthin soll es aber keine weiteren Zugänge geben. „Mit unseren Personalplanungen sind wir erstmal durch“, sagt Hanning. Für den Fall, dass der Manager entgegen seiner Ankündigung doch noch einmal nachlegt, können ab sofort Wetten entgegengenommen werden. Womöglich gibt es ja irgendwo noch einen Spieler, der mit 50 Länderspielen zur Welt gekommen ist.

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