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Handball: Der Weltmeister entdeckt sich selber

Deutschlands Handballer stehen nach 33:23 über Mazedonien in der WM-Hauptrunde. Heute spielt der Titelverteidiger im Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Polen.

Es ist ein harter Gang gewesen, härter und nervenaufreibender, als es das Ergebnis aussagt. „Am Ende waren sie ziemlich konsterniert“, sagte Holger Glandorf, dem der Schweiß noch auf der Stirn stand, im Kabinengang der Gradska Sportska-Halle im Varazdin. Der Linkshänder zählte beim 33:23 (13:14) der deutschen Handballnationalmannschaft gegen Mazedonien zu den stärksten Akteuren. Neun Tore warf der Linkshänder aus Nordhorn, der formschwach in diese Weltmeisterschaft gestartet war. „Das war jetzt so, wie ich mir das vorstelle“, sagte der 25 Jahre alte Handballprofi. Auch die Tabelle dürfte ihm gefallen: Mit 7:1-Punkten ist die Qualifikation für die Hauptrunde in Zadar bereits geschafft. „Jetzt müssen wir auch gegen Polen gewinnen, um die beste Ausgangslage für die Hauptrunde zu haben“, sagte Holger Glandorf.

„Wir haben heute über weite Phasen das konzentrierteste Spiel des Turniers abgeliefert“, sagte Bundestrainer Heiner Brand. „Die Mannschaft, die jetzt hier ist, die findet sich.“ Allerdings hatte der Weltmeister zu Beginn enorme Probleme Kiril Lazarov, den bisher besten Torschützen des Turniers, in den Griff zu bekommen. Der Linkshänder von RK Zagreb traf beinahe wie er wollte. Als er in der 14. Minute bereits zum fünften Mal getroffen hatte, lagen die nervösen deutschen Profis 4:7 hinten. Zudem kam der deutsche Positionsangriff einfach nicht ins Rollen. Pascal Hens konnte sich kaum durchsetzen, Deutschland war auf seine 6:0-Abwehr und Einzelaktionen angewiesen. Selbst die 12:11-Führung, die Spielmacher Michael Kraus erzielte, beruhigte das deutsche Spiel nicht. Vier teils seltsame, teils berechtigte Zeitstrafen, die Bundestrainer Heiner Brand fassungslos zur Kenntnis nahm, erhöhten die Verunsicherung.

Beim Stand von 22:20 ereignete sich die Schlüsselszene: Nach einer Tätlichkeit gegen den Kieler Dominik Klein sah Lazarov die Rote Karte, zum Entsetzen der rund 1500 lautstarken mazedonischen Fans. Danach brach der Gegner auseinander, zumal sich auch Torwart Johannes Bitter steigerte. Als Glandorf mit zwei Treffern auf 28:22 erhöhte, war die Partie entschieden. Den Schlusspunkt setzte der achtfache Torschütze Christian Schöne, den Brand wegen der Erkältung Schröders kurzfristig nachnominiert hatte. „Christian war aber auch gut erholt“, scherzte Glandorf.

Heute (17.30 Uhr, live bei RTL) kommt es zur Neuauflage des WM-Finales von 2007 gegen Polen, der Tabellenzweite siegte gegen Tunesien 31:27. „Ich nehme an, dass die Polen gegen uns wieder ihr bestes Spiel abliefern“, ahnt Bitter. Da zehn polnische Profis ihr Geld in den deutschen Bundesligen verdienen, und Trainer Bogdan Wenta einst unter Heiner Brand für Deutschland spielte, birgt das Spitzenspiel der Gruppe C große Brisanz. Oft schon waren die Emotionen hochgeschlagen, auch die Trainer waren nicht ausgenommen. Als sich Brand nach der Partie beim Supercup 2007 über die Härte der Polen beklagte, giftete Wenta zurück: „Was soll ich noch machen? Soll ich vor den Deutschen niederknien?“ Das sei alles ausgeräumt, erklärte Brand nun, „wir haben schon in Peking wieder DVD’s ausgetauscht.“

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