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Griff nach dem Titel. Die WM der Vereine findet seit 2010 jährlich in Doha statt. Anfang 2015 wurde auch die Handball-Weltmeisterschaft der Nationalteams in Katars Hauptstadt ausgetragen – nebst schmückendem Beiwerk rund um die Arenen.

© imago/Newspix

Handball: Die Füchse Berlin können Vereins-Weltmeister werden

Ein Sieg im Finale gegen Veszprem würde zudem das Problem mit dem fehlenden Hauptsponsor lösen.

Für ein Bankett ist die Zeit eigentlich noch nicht reif. Solche Sachen heben sich Sportvereine ja normalerweise für das Saisonende auf, wenn alle Spiele gespielt sind und womöglich auch der ein oder andere Pokal gewonnen ist. Bob Hanning hat dieser Tage trotzdem eine Ausnahme gemacht, „und das haben sich die Spieler auch absolut verdient“, sagt er. Nun ist der Manager der Füchse Berlin kraft seiner Ämtervielfalt häufiger mal aufgefallen in den letzten Monaten und Jahren, nur eben nie als Geldverschwender. „Aber diese Rechnung“, sagt Hanning, „werde ich mit großer Freude begleichen“.

Hanning führte die Mannschaft in ein Nobel-Restaurant aus

Als Belohnung für eine außergewöhnliche Leistung hat der Manager seine Mannschaft am Mittwochabend in eines der feinsten Restaurants in der an feinen Restaurants nicht gerade armen Stadt Doha eingeladen. Einen Tag zuvor waren die Berliner nach einem 26:25-Sieg gegen den FC Barcelona sensationell ins Endspiel um den sogenannten „Super Globe“ eingezogen, der Weltmeisterschaft für Vereinsmannschaften. Am Donnerstag trifft der Handball-Bundesligist nun im Finale auf das ungarische Spitzenteam aus Veszprem (19 Uhr, MEZ). Angesichts des Erfolgs gegen den amtierenden Champions-League-Sieger aus Spanien war das bevorstehende Duell mit den Ungarn aber zunächst gar nicht so richtig präsent als Thema, die Geschehnisse des Vortages wirkten bei allen Beteiligten auch 24 Stunden später noch nach.

Barcelona spielte fast mit der gleichen Mannschaft, die die Champions League gewonnen hatte

„Was wir da gesehen und erlebt haben, geht eigentlich gar nicht“, sagte Hanning rückblickend über das Spiel gegen die Katalanen, „niemand hätte unserer Mannschaft zugetraut, dass wir gegen eine solche Weltauswahl gewinnen können, auch ich nicht.“ Zumal die Spanier in der Duhail Sports Hall von Doha mit exakt jenem Kader antraten, der im Juni noch die Champions League gewonnen hatte – mal abgesehen von Welthandballer Nikola Karabatic, der sein Geld mittlerweile in Paris verdient. Dafür verpflichtete Barcelona gegen ein Entgelt in Höhe von einer Million Euro einen gewissen Filip Jicha, den langjährigen Kapitän des THW Kiel – ein Sinnbild dafür, wie grundverschieden die beiden Klubs sind. „Mit unserem Etat könnten wir uns vielleicht fünf Spieler von Barcelona leisten“, sagt Hanning, „deshalb bewerte ich den Sieg auch als Bestätigung unserer Idee.“ Im Berliner Kader standen sechs Spieler, die der Verein selbst ausgebildet hat, und der Beste, namentlich Paul Drux, fehlte noch verletzt.

Ein Sieg im Finale würde den Berlinern 400 000 Euro einbringen

Abgesehen von einem angemessenen Siegesrausch hat sich die Finalteilnahme auch anderweitig bezahlt gemacht für den Verein, der nach drei Bundesliga-Spieltagen weiterhin nach einem neuen Hauptsponsor fahndet. „Wir haben jetzt die Chance, uns den Hauptsponsor selbst zu erspielen“, sagt Hanning. Für einen Sieg gegen Veszprem hält der Handball-Weltverband IHF die stattliche Summe von 400 000 Dollar bereit, also in etwa jenen Betrag, den die Berliner für die Vergabe des Schriftzugs auf dem Trikot verlangen. Für den zweiten Platz gibt es immerhin noch 200 000 Dollar.

Zuvor hatten die Füchse nur einmal gegen Barcelona gewinnen können

Insgesamt hat der Finaleinzug aber nicht nur beruhigend auf jene Angestellten gewirkt, die sich im Verein mit der Buchhaltung beschäftigen, sondern vor allem auf die sportliche Führung. „Wenn man so viele Spieler austauscht wie wir im Sommer und dazu auch den Trainer, weiß man ja nie, ob das wirklich funktioniert, ein gewisses Risiko bleibt immer“, sagt Hanning, „da gibt so ein Sieg gegen den Champions-League-Sieger eine gewisse Sicherheit für das eigene Tun.“

Für die Füchse war es er zweite Sieg gegen den großen FC Barcelona, der erste und bis Dienstag einzige datierte aus dem Februar 2013. In der Vorrunde der Champions League setzten sich die Berliner damals in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof mit 31:30 durch. Ein Bankett gab es damals übrigens nicht.

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