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Handball: Müder Kretzschmar wird Sportdirektor

Handball-Star Stefan Kretzschmar vom SC Magdeburg hat seinen Rücktritt zum Saisonende erklärt. Der 218-malige Nationalspieler wechselt als Sportdirektor ins Management des EHF-Pokalsiegers.

Magdeburg - Feiner Zwirn statt verschwitztes Trikot: Mit 34 Jahren tauscht Handball-Star Stefan Kretzschmar das harte Parkett mit dem weichen Bürosessel. Wie erwartet erklärte der Linksaußen des SC Magdeburg heute wegen Motivationsproblemen das Ende seiner sportlichen Karriere und besiegelte zugleich seinen Wechsel ins Management als Sportdirektor seines Klubs. Der noch bis 2008 laufende Spielervertrag wird vorzeitig aufgelöst. "Ich fühle mich einfach müde und ausgebrannt. Ich bin nicht mehr mit vollem Herzen dabei", nannte der ehemalige Nationalspieler als Gründe für seine Entscheidung.

"Ich will den Leuten zeigen, dass Handball Spaß macht", hatte der Nationalspieler stets als Credo verkündet. Die Freude an seinem Sport aber ist ihm zunehmend abhanden gekommen. "Der Druck als Spieler ist mir zu viel", bekannte Kretzschmar auf einer Pressekonferenz vor rund 30 Journalisten und mehreren Kamerateams im Magdeburger Maritim-Hotel. So ist es nur konsequent, dass er auch nicht mehr als Stand-by-Profi für Notfälle zur Verfügung steht, wie er es noch für die Heim-WM vor vier Monaten getan hatte. Nach Olympia-Silber 2004 und 218 Länderspielen hatte Kretzschmar bereits seine Laufbahn als Nationalspieler beendet.

Abschiedsspiel am 28. Juli

Der gebürtige Leipziger, der seit 1996 in Magdeburg spielt, bestreitet sein letztes Bundesliga-Spiel am 2. Juni in Wetzlar. Danach will der Sohn der Handball-Weltmeister Waltraud und Peter Kretzschmar nur noch einmal in kurzen Hosen auf dem Parkett auflaufen: Für den 28. Juli plant Kretzschmar ein aufwendig inszeniertes Abschiedsspiel in der Magdeburger Bördelandhalle.

Schon vorher wird er seine neue Tätigkeit beginnen und gemeinsam mit Holger Kaiser und Steffen Stiebler das Management-Trio des Klubs bilden. "Ich möchte jetzt auf dieser Ebene erfolgreich sein und Titel gewinnen", sagte Kretzschmar. Er sieht seine Aufgabe darin, Spieler zu sichten, sie zu beraten und ihre Karriere zu planen sowie "den emotionalen Part" bei Sponsorentreffen zu übernehmen. "Es wäre fahrlässig gewesen, wenn wir ihn nicht gehalten hätten", sagte Kaiser.

Traum vom Olympiasieg erfüllte sich nicht

In seiner Karriere hat Kretzschmar viele Erfolge gefeiert, aber auch etliche Tiefpunkte durchlitten. Als die deutsche Nationalmannschaft 2004 Europameister wurde, fehlte er verletzt. Den WM-Titel in diesem Jahr erlebte er nach seinem Auswahl-Rücktritt 2004 nur als Fernsehkommentator. Das WM-Finale 2003 musste er wegen eines Fingerbruchs als Zuschauer verfolgen. Und auch bei drei Olympischen Spielen blieb ihm der große Wurf verwehrt. "Der Olympiasieg war ein Lebenstraum. Das bleibt bis zum Lebensende, wenn du so ein Finale verloren hast", gab er zu.

Trotzdem tritt er mit Medaillen dekoriert ab: EM-Dritter 1998, EM-Zweiter 2002, WM-Zweiter 2003, Olympia-Zweiter 2004. Mit dem SC Magdeburg gewann er die Champions League, die Vereins-EM, drei Mal den EHF-Pokal, die deutsche Meisterschaft und den DHB-Pokal. "Das Gefühl ist in mir, dass es der richtige Weg und der richtige Zeitpunkt sind", sagte er.

Damit geht eine Ära im deutschen Handball zu Ende. In seiner Karriere wurde er zwei Mal Handballer des Jahres. Er machte den Handball salonfähig und dank seiner vier Jahre währenden Beziehung zu Schwimm-Star Franziska van Almsick auch für den Boulevard interessant. Deren Konterfei ziert noch immer als 14. von 17 Tätowierungen die linke Wade Kretzschmars. "Alle Tattoos, die ich habe, stehen für wichtige Phasen in meinem Leben", sagte er. (Von Sandra Degenhardt, dpa)

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