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Zähes Ringen beim Handball. Deutschlands Uwe Gensheimer (links) stoppt Katars Kamalaldin Mallash bei einem Wurf.

© dpa/Hilse

Handball-Nationalmannschaft in Berlin: Schaulaufen ohne große Show

Von wegen Party: Handball-Europameister Deutschland verliert in der Max-Schmeling-Halle ein Testspiel gegen Katar 24:26 und spielt phasenweise miserabel.

Dagur Sigurdsson hatte sich diesen Nachmittag ganz anders vorgestellt. Das Testspiel gegen Asien-Meister Katar in der Max-Schmeling-Halle sollte ja auch eine Würdigung für ihn sein, den langjährigen Coach von Handball-Bundesligist Füchse Berlin und heutigen Bundestrainer. Formal hat das am Sonntag auch ganz gut geklappt, vor dem Anpfiff liefen ein paar hübsche Bilder mit Danksagungen und Grußbotschaften über die Videoleinwände, darüber hinaus durfte sich Sigurdsson über einen gewohnt herzlichen Empfang seitens der 9000 Besucher freuen. Eineinhalb Stunden später war es dann allerdings vorbei mit der Herzlichkeit: Sigurdsson hatte sich gerade an eine eingehendere Analyse der Partie gegen Katar gemacht, „wir sind natürlich überhaupt nicht zufrieden“, sagte der Isländer, „so können wir nicht auftreten“, sofern die Zukunft halbwegs erfolgreich aussehen soll. Die Gegenwart war am Sonntag jedenfalls ernüchternd: Nach einer phasenweise miserablen Leistung unterlag der Europameister mit 24:26 (11:14) gegen die Kataris. Nach zuletzt acht Siegen in Serie war es die erste Niederlage für Deutschlands Handball-Nationalmannschaft. „Wir waren mental nicht bereit für dieses Spiel“, sagte Sigurdsson.

Für die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte hatte sich der Bundestrainer eine ultraoffensive 4-2-Deckung mit Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer auf den vorgezogenen Positionen ausgedacht, die es eines Tages womöglich aus dem Proberaum ins tatsächliche taktische Repertoire schaffen wird. „So was kann man schon mal probieren“, sagte Linksaußen Rune Dahmke über die taktisch mutige Vorgabe, „gegen Schweden hatten wir bei der EM ja auch Erfolg mit einer vergleichbaren Variante.“ Gegen Katar funktionierte sie nur bedingt, wobei die Defensive nicht mal das größte Problem war. Zur Verteidigung der schwachen Leistung ist allerdings auch einzubringen, dass die Gäste von Beginn an wesentlich seriöser und entschlossener spielten als noch bei der ersten Testspielniederlage zwei Tage zuvor in Leipzig (17:32).

Die deutsche Mannschaft offenbarte ein paar grundlegende Schwächen:

So entwickelte sich vor den Augen des umstrittenen Präsidenten vom Weltverband IHF, Hassan Moustafa, zunächst eine umkämpfte Begegnung. Allerdings offenbarte die deutsche Mannschaft in der ersten Halbzeit ein paar grundlegende Schwächen: Zum einen fand sie kein Mittel gegen Zarko Markovic, den katarischen Fernwurfspezialisten mit montenegrinischen Wurzeln, zum anderen fehlte den Abläufen im Angriff die Genauigkeit. Von den 16 Nominierten waren angesichts von Verletzungen eben doch nur neun Europameister übrig geblieben. Unter anderem fehlte das bewährte Kreisläufer-Gespann Erik Schmidt, Hendrik Pekeler und Jannik Kohlbacher. Das war auf dem Feld nicht zu übersehen.

Beim Spielstand von 8:11 war Bundestrainer Sigurdsson gezwungen, zur Grünen Karte zu greifen – Auszeit. Nach der Besprechung brachte er frische Kräfte und erlöste auch Andreas Wolff im Tor, der ausnahmsweise kaum einen Ball parieren konnte. Trotzdem gingen die Deutschen mit einem Drei-Tore-Rückstand in die Kabine (11:14). Selbst der Hallensprecher gelobte Besserung für den zweiten Durchgang.

Da war aber eher der Wunsch Vater des Gedanken. In Halbzeit zwei waren gerade einmal sechs Minuten gespielt und der Rückstand auf fünf Treffer angewachsen (12:17), als sich die deutschen Spieler erneut bei einer Auszeit zusammenzufinden hatten. „Insgesamt haben wir viel zu viele einfache Fehler gemacht“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer. Am Ende wurde es zwar noch einmal eng, aber Ausgang endete das nichts mehr. Der Nationalmannschafts-Lehrgang in Berlin ist damit beendet, aber das Spiel wird sicher nochmal Thema sein.

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