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Handball: Transparenz gegen Korruption

Die Suche nach Lösungen in den Handball-Skandalen geht weiter. Externe Experten sollen Betrügereien offenlegen.

Hamburg - Der neuerliche Skandal hielt die Handballfunktionäre auch gestern in Atem. Sie hatten zu reden über den Bericht, wonach das deutsche Schiedsrichtergespann Frank Lemme/Bernd Ullrich (Magdeburg) nach einem Europapokalfinale im April 2006 an einem Moskauer Flughafen mit 50 000 Dollar aufgegriffen wurde. Beide können sich nicht erklären, wie das Geld, das in einer Plastiktasche versteckt gewesen sein soll, in die Sporttasche Ullrichs gelangt sei. Sie hätten nie ein Handballspiel manipuliert, versicherte Ullrich. Demgegenüber stehen russische Quellen, die laut „Spiegel“ erst den Europacupsieg Medwedi Tschechows gegen Valladolid ermöglicht haben sollen.

Das Präsidium der deutschen Handballliga (HBL) diskutierte gestern in einer Telefonkonferenz über sofortige Maßnahmen. Sollte sich herausstellen, dass Lemme/Ullrich bestechlich sind, wäre das eine Katastrophe für diese Sportart. Die deutschen Handballfunktionäre, die im Fall der Krise um den THW Kiel ein mehrheitlich jämmerliches Bild abgaben, versprachen eine schnelle Aufklärung. Man habe Lemme/Ullrich „um eine schriftliche Zusammenfassung“ gebeten, erklärte HBL- Präsident Reiner Witte. Nach Informationen des Tagesspiegel hat Schiedsrichterfunktionär Peter Rauchfuß unterdessen die international tätigen Gespanne darum gebeten, alle jemals vorgekommenen Bestechungsversuche sofort zu melden.

Der zuständige Verband und Veranstalter der europäischen Wettbewerbe, die Europäische Handball-Föderation (EHF), kündigte laut Generalsekretär Michael Wiederer ein Verfahren an. Am Sonntag suspendierte die EHF die beiden deutschen Schiedsrichter bis auf weiteres. Doch nicht nur Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann ahnt, dass sich deren Aufklärungswille in Grenzen hält. „Es könnte sein, dass es wieder verharmlost wird“, sagt Bohmann, der bereits in der Kiel-Krise Transparenz gefordert hatte, aber von den HBL-Gremien gestoppt worden war. Ein Korruptionsproblem sei nun „nicht mehr von der Hand zu weisen“, sagt er. „Ich sehe die einzige Chance darin, dass wir mit Hilfe von externen Experten den Sumpf trockenlegen.“ Damit meint er Wirtschaftsprüfer, die auf dieses Gebiet spezialisiert sind. „Wir selbst werden schnell ans Ende unserer Möglichkeiten kommen.“ 

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