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Baur

© AFP

Handball: Verbesserung für den Weltmeister

Für das deutsche Handballteam beginnt am Mittwoch mit dem Supercup der Olympia-Countdown.

Das Rendezvous mit der jüngeren Vergangenheit löst Wohlgefühle aus. „Wir haben alle eine sehr schöne Erinnerung an die beiden Spielorte Halle und Dortmund“, sagt Torwart Johannes Bitter vor dem 15. Supercup, der am Mittwoch in der Dortmunder Westfalenhalle mit dem Spiel gegen Russland beginnt (17.25 Uhr, live in der ARD). Nicht nur der Profi des HSV Hamburg freut sich sehr darauf, „wieder mit diesem Kader zusammen zu sein“. Der sensationelle Gewinn der Weltmeisterschaft im Februar hat die besten Handballer der Republik offenbar noch stärker zusammengeschweißt. Auf dem Titel dürfe man sich bei dem anstehenden Sechsnationenturnier jedoch nicht ausruhen, das wissen auch die Spieler. „Wir wollen zeigen, dass der Weltmeistertitel keine Eintagsfliege war“, erklärt Bitter. „Wir müssen die WM abhaken“, pflichtet ihm Kapitän Markus Baur bei.

Bundestrainer Heiner Brand, der lediglich auf den Kieler Christian Zeitz wegen einer Hüftverletzung und die Kronauer Christian Schwarzer (Rücktritt) und Michael Haaß (wenig Einsatzzeiten) verzichten muss, hat seine Spieler bereits im April gewarnt. „Wir müssen uns eigentlich noch verbessern, wenn wir weiter oben mitspielen wollen“, mahnte er, als sich die Weltmeister erstmals wieder zusammengefunden hatten. Schließlich genieße die Mannschaft bei der Europameisterschaft im Januar 2008 in Norwegen und im olympischen Turnier von Peking nicht mehr den beim WM-Gewinn so enorm wichtigen Heimvorteil.

Dass ein unverhoffter Erfolg für die Zukunft auch kontraproduktiv wirken kann, illustriert Brand mit einem historischen Beispiel. „Ich war bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles als Kotrainer dabei, als die deutsche Mannschaft überraschend Silber gewann“, erinnert sich der 55-jährige Gummersbacher, „das damalige Team war sehr jung, und jeder hat uns eine glänzende Perspektive prophezeit.“ Die Realität aber war düster: Die Nationalmannschaft stürzte in die größte Krise ihrer langen Geschichte, stieg 1989 sogar in die Drittklassigkeit ab. „Immer, wenn ich dachte, alles läuft perfekt, wurde ich enttäuscht“, ist eine weitere Erfahrung aus der Arbeit Brands, der 1997 Bundestrainer wurde. Heute aber, sagt der Coach, „sehe ich die Gefahr einer Wiederholung bisher nicht“. Zumal die Spieler auch klare Ziele hätten, wie Brand sagt.

„Wir sind noch nicht am Ende“, so formuliert es auch Kapitän Baur, der mittlerweile als Spielertrainer nach Winterthur in die Schweiz gewechselt ist. Da ist zum einen die EM in Norwegen, die „keineswegs nur eine Durchgangsstation ist“, wie Baur betont. Und im Sommer nächsten Jahres will das Team unbedingt den großen Coup landen und Olympiasieger werden – ein Vorhaben, das in Athen 2004 mit der Silbermedaille denkbar knapp scheiterte. Auch in Brands großer Sammlung fehlt der Titel des Olympiasiegers noch.

Auf dem Weg dahin „ist der Grat schmal“, sagt der Bundestrainer allerdings. Die Belastung der Handballprofis ist schließlich enorm. Beim Supercup kommen – eigentlich eine abenteuerliche Idee – vier Spiele in nur fünf Tagen hinzu: Nach dem Spiel gegen Russland wartet am Freitag in Halle/Westfalen Serbien auf den Weltmeister, am Samstag und Sonntag schließlich sind die Halbfinals und Finals angesetzt. Schmal ist der Grat deshalb, weil der Bundestrainer einerseits die Belastung seiner Spieler klug dosieren muss.

Andererseits übertragen ARD und ZDF erstmals seit der WM wieder live die Spiele der Nationalmannschaft, daher ist das Traditionsturnier „wieder eine gute Werbung für unseren Sport“, sagt Brand. Das allein verpflichtet die Spieler zu anspruchsvollen Leistungen, vor allem die deutschen. Zumindest mit dem Problem der Belastung müssen sich aber auch die Trainer von Tschechien, Rekordeuropameister Schweden und Vizeweltmeister Polen auseinandersetzen, die in der anderen Gruppe um den Halbfinaleinzug spielen.

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