zum Hauptinhalt

Sport: Handspiel mit dem Oberarm

Schiedsrichter Amerell sagt, warum es bei Hertha keinen Elfmeter gab

NACHSPIEL

In der 53. Minute rennt Herthas Stürmer Artur Wichniarek allein mit dem Ball auf Hannovers Tor zu. Mit einem Schuss überwindet er Torhüter Marc Ziegler, doch da fliegt noch Abwehrspieler Bergantin Vinicius heran, wirft sich in den Schuss und wehrt ihn kurz vor der Linie mit der Schulter ab. Die HerthaSpieler rennen zu Schiedsrichter Wolfgang Stark, reklamieren ein Handspiel. Doch die Partie geht weiter. Warum, Herr Amerell?

Ganz einfach: Es war kein absichtliches Handspiel. Zwar ist im Fußball die Hand nicht nur die Hand, sondern der ganze Arm. Wenn also ein Spieler den Ball an den Oberarm bekommt, und sei es knapp unterhalb der Schulter, liegt ein Handspiel vor. Das hat ja die Herthaner veranlasst, beim Schiedsrichter zu protestieren. Dabei ist die Frage, ob Vinicius den Ball tatsächlich an die Schulter bekommen hat oder an den Unterarm, nicht entscheidend. Für den Schiedsrichter zählt: War es Absicht oder nicht? Und in diesem Fall lag Herr Stark richtig: keine Absicht. Schauen wir uns die Szene an: Vinicius spurtet heran, fliegt aufs eigene Tor zu, seine Augen sind aufs Tor gerichtet. Schräg hinter ihm kommt der Ball, so schnell, dass er kaum auf ihn reagieren kann.

Natürlich rufen viele Fans nach solch einer Szene: Hand, das war Hand! Er hat sich einen Vorteil verschafft! Und sie fordern die Rote Karte für den Sünder und einen Elfmeter für das benachteiligte Team. Aber diesen aufgeregten Menschen sei gesagt: Auch die Frage, ob sich ein Spieler durch ein Handspiel einen Vorteil verschafft oder nicht, ist irrelevant. Es zählt allein die Absicht. Es gibt ein schönes Beispiel dafür, an das sich die Fans von Hertha sicher noch erinnern werden. Vor genau einem Jahr spielten die Berliner bei 1860 München. Nach einem Befreiungsschlag von Andreas Neuendorf bekam Münchens Markus Schroth den Ball an die Hand, von dort ging er ins Tor. Schiedsrichter Peter Gagelmann ließ den Treffer gelten, Hertha verlor 0:1. Die Berliner protestierten noch lange nach dem Spiel, aber sie hatten Unrecht. Denn Schroth hatte den Ball nicht mit Absicht gespielt. Und das ist entscheidend – egal ob Hand, Unter- oder Oberarm.

Manfred Amerell (56) erklärt im Wechsel mit Hellmut Krug eine Szene des aktuellen Bundesliga-Spieltages aus Regelsicht. Amerell sitzt im Schiedsrichterausschuss des DFB. Foto: dpa

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false