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Hannover 96: Slomkas Arbeit zeigt Erfolg

Es spricht für den neuen Chefcoach Slomka, dass aus einem hoffnungslosen Fall Hannover 96 wieder eine Mannschaft geworden ist, die an sich glaubt. Trotzdem: Angesichts eines sehr schweren Restprogramms wäre ein Verbleib auf dem Relegationsplatz schon ein Erfolg.

Von Christian Otto

Aus dem Abgang von Maik Franz kurz vor dem Schlusspfiff wurde ein Freudenfest. Als der rustikale Verteidiger von Eintracht Frankfurt wegen wiederholten Foulspiels das Spielfeld verlassen musste, begann für die Zuschauer von Hannover 96 eine rauschende Feier. Zur Schadenfreude über den ungeliebten Franz gesellte sich kollektive Erleichterung. Denn mit dem 2:1(1:1)-Erfolg gegen die Hessen ist in Hannover eine erschreckend lange Leidenszeit zu Ende gegangen. „Wir wissen jetzt, dass wir noch leben“, sagte Torhüter Florian Fromlowitz nach dem ersten Heimsieg von Hannover seit dem 24. Oktober 2009. Das Erfolgserlebnis wurde von den 38 847 Zuschauern in der Hannoveraner Arena so frenetisch gefeiert, als hätten die 96er den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga bereits geschafft.

Zu bejubeln gab es, wie schon beim glücklichen 2:1 gegen den schwachen SC Freiburg, einen nie ganz sorgenfreien Hannover-Auftritt. Dem schnellen Führungstreffer von Leon Andreasen war ein Patzer der Abwehr gefolgt, den Halil Altintop Sekunden vor der Halbzeitpause mit dem 1:1 bestrafte. Aber weil Selim Teber nach einem derben Foulspiel und einem späteren Handspiel wie sein Kollege Franz die Gelb-Rote Karte gesehen hatte, gewann der Gastgeber in Überzahl noch einmal Oberwasser. Nach einer Kette von Frankfurter Fehlern war es schließlich der Portugiese Sergio Pinto, der mit einem Lupfer das entscheidende Tor erzielte. „Die Leidenschaft hat uns heute den Sieg gebracht“, sagte Hannovers Trainer Mirko Slomka.

Es spricht für den neuen Chefcoach, dass aus einem eben noch hoffnungslosen Fall wieder eine Mannschaft geworden ist, die an sich und den Klassenerhalt glaubt. „Wir haben mitten in der Saison einen Neustart hingelegt. Und der Kunstgriff ist jetzt geschafft“, sagte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke. Mit Slomka haben sie bei Hannover in dieser Saison schon den dritten Trainer unter Vertrag. Mit Hilfe eines neuen Leistungsdiagnostikers und einer neu besetzten medizinischen Abteilung wurde jeder Stein bei der täglichen Arbeit umgedreht. Und nach dem Selbstmord von Robert Enke Mitte November, den viele der Hannover-Profis bis heute noch nicht richtig verarbeitet haben, wurden im Kampf gegen den Abstieg auch noch zwei Sportpsychologen hinzugezogen. „Jetzt endlich ist die Mannschaft stabil. Sie kippt nicht mehr“, sagte Schmadtke.

Trotzdem: Angesichts eines sehr schweren Restprogramms wäre ein Verbleib auf dem Relegationsplatz schon ein Erfolg. „Noch haben wir nichts erreicht“, gestand Slomka. Gegen die nachlässigen Frankfurter waren es vor allem Stürmer Didier Ya Konan und Spielmacher Elson, die trotz schmerzhafter Blessuren um jeden Ball gekämpft hatten.

Von den Zuschauern gibt es wieder jeden nur erdenklichen Rückhalt. Christian Schulz, Hannovers Spezialist für die defensiven Aufgaben, sprach nach dem Heimsieg gegen die Eintracht von Glückshormonen, die auf und neben dem Platz frei geworden seien. Na dann.

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