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Hans-Michael Holczer: ''Misstrauen muss man einfach haben''

Der Tagesspiegel sprach mit dem Manager des Teams Gerolsteiner, Hans-Michael Holczer, über die die vielen Dopingfälle im Radsport und über die Schwierigkeiten, einen neuen Sponsor für sein Team zu finden.

Herr Holczer, ist die Tour der Erneuerung nach dem dritten Dopingfall gescheitert?

Nein, das gehört zur Reinigung des Radsports. Ich habe von Anfang an gesagt, dass wie hier bei der Tour nicht mit einem Dopingfall auskommen.

Die Dopingfälle sind also ein Fortschritt?

Die Frage ist: Welche Chance gibt man dem Radsport? Im Vorfeld wurde gemutmaßt, dass die Franzosen mit ihren eigenen Dopingkontrollen die Tour de France nicht beschädigen werden. Jetzt gibt es drei Dopingfälle und dann sagt man, es habe sich nichts geändert.

Welche Indizien können Sie uns anbieten, dass sich etwas zum Guten gewandelt hat?

Die geringen Abstände der Topfahrer nach zwölf Etappen beispielsweise, oder dass keine Mannschaft mehr das Rennen dominieren kann.

Ist die Tatsache, dass Gerolsteiner so gut liegt, ein Indiz für eine saubere Tour?

Ich habe vor der Tour gesagt, ich hoffe auf größere Chancengleichheit, und habe hinzugefügt, dass unsere Chancen besser sind, je gleicher die Chancen sind. Aber ich kann mir nie sicher sein, dass es in meiner Mannschaft so läuft, wie es ich gerne hätte. Ich möchte nicht die Klappe aufreißen und sagen, wir fahren so gut, weil alle sauber sind.

Das Misstrauen beeinflusst nicht den täglichen Umgang mit Ihren Fahrern?

Das Misstrauen muss man einfach haben. Das war doch der Fehler, der in Vergangenheit am häufigsten gemacht wurde: dass man seinen Fahrern vertraut hat.

Sie haben aber Stefan Schumacher mit zur Tour genommen. Obwohl Sie Grund hatten, ihm zu misstrauen?

Wir haben nach einer tiefgreifenden Auseinandersetzung nach seinen Affären eine neue Arbeitsgrundlage gefunden. Das Interessante an der Geschichte für mich ist, dass die deutschen Medien niemandem zutrauen, dass er sich ändern kann.

Glauben Sie noch an den Radsport?

Ich glaube an sein wirtschaftliches Potenzial. Emotional ist eine notwendige Geschäftsmäßigkeit eingetreten. Aber ich werde immer noch stark von der Illusion getrieben, dass dieser Sport sich in eine vernünftige Richtung entwickeln kann.

Das Gespräch führte Sebastian Moll.

Hans-Michael Holczer, 54, ist Manager des Teams Gerolsteiner. Wegen der vielen Dopingfälle im Radsport hat er Probleme, einen neuen Sponsor für sein Team zu finden.

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