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Schrei Dich frei. Salvador Hidalgo Oliva (l.), Ricardo Galandi (m.) und Sebastian Fuchs feiern den Halbfinalsieg ihres SCC gegen Haching.

© Harald Ottke

Volleyball: Happy hour beim SCC

Der SC Charlottenburg beweist mit dem Einzug ins Endspiel der deutschen Volleyballmeisterschaft, dass er psychisch stärker geworden ist.

Berlin - Mark Lebedew besorgte sich ein Glas Bier, ein kleines natürlich nur, und danach einen Rotwein, es war Zeit zu genießen. Der Australier hätte natürlich auch Spezi oder Apfelschorle trinken können, wie nach dem ersten Spiel in Haching, aber das wäre jetzt, im Vip-Raum der Max-Schmeling-Halle, albern gewesen. Nach dem ersten Spiel, nach dem 3:1-Sieg des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg gegen Generali Haching, da hatte es noch keinen Grund gegeben, zu feiern oder zu genießen. Weder für die Spieler noch für ihren Trainer Lebedew. Der SCC stand ja noch nicht im Finale der deutschen Meisterschaft.

Nun aber, am Samstagabend, eine halbe Stunde nachdem der Hallensprecher gebrüllt hatte, dass der SCC im Endspiel steht und Haching ein 0:3 verschmerzen musste, sah das Ganze schon anders aus. Nicht bloß für ihn, den Trainer. Aber wie die Spieler feierten, ist Lebedew doch tatsächlich entgangen. „Der Trainer muss nicht immer alles wissen.“

Es wird schon manierlich abgelaufen sein. Der Coach hat seiner Truppe bis heute freigegeben, nun muss sie sich auf die Finalspiele gegen den VfB Friedrichshafen vorbereiten. „Friedrichshafen ist Favorit, das stellt niemand in Abrede“, sagt Lebedew, „aber wir sind jetzt nicht mehr ganz krasser Außenseiter.“

Ganz krasser Außenseiter war der SCC noch nie, unklar war bloß, wie groß der Abstand zum VfB ist. Jetzt kommt man der Antwort näher: nicht mehr groß. Im ersten Spiel noch war Haching einfach schlecht. Das kann passieren, das darf man nicht unbedingt hochrechnen. Aber ein zweiter Sieg in vier Tagen? Auch noch Zufall? Bestimmt nicht. Das bedeutet zumindest, dass der SCC beim Härtetest psychisch stabiler geworden ist. In der Bundesliga-Runde hatten die Berliner kaum Härtetests. Nur zwei Niederlagen bis zu den play-offs hört sich ja gut an. Aber wenn man ein paar Siege näher betrachtet, wenn man sieht, wie durchschnittlich der SCC spielte und nur gewann, weil die meisten Gegner einfach nicht gut genug sind, dann sieht’s schon nicht mehr so gewaltig aus.

Friedrichshafen und Haching, die Spitzenmannschaften, die sind der Maßstab. Der SCC knickte in Haching nicht ein, nachdem die Gastgeber zwischenzeitlich stärker geworden waren, er hielt auch dem Druck stand, als es am Samstag für Haching um alles oder nichts ging. Generali wollte ja unbedingt Meister werden. Und in der Liga besiegte der SCC den VfB Friedrichshafen in eigener Halle 3:1.

Andererseits sind diese Siege noch kein Beweis dafür, dass der SCC dauerhaft psychisch stärker geworden ist. Aber sie dienen als Beleg, dass die Berliner durchaus Titelchancen haben. Und, nicht vergessen, der SCC hat einen Finalplatz in den Play-offs oder im Pokal als Saisonziel. Im Pokal lief’s schief, in der Meisterschaft steht der SCC im Endspiel. Genau genommen hat der SCC, trotz aller Freude über die Siege, bis jetzt also nicht mehr als seine Pflicht erfüllt.

„Friedrichshafen spielt in einigen Bereichen mit mehr Risiko als wir“, sagt Lebedew, andererseits ähnelten sich die Spielsysteme des SCC und des VfB. Okay, Friedrichshafen zelebriert mächtige Sprungaufgaben. Aber sollen die ihn beeindrucken? Offiziell schreckt ihn gar nichts. „Wir haben Salvador Hidalgo Oliva, der hat die stärksten Sprungaufgaben der Liga“, sagt Lebedew. „Harte Sprungaufgaben, so wie Friedrichshafen sie zeigt, die müssen meine Spieler jeden Tag im Training annehmen.“

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