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Sport: Harmonie in Perfektion

Peter Maly hat wunderbare Möbel für den japanischen Hersteller Conde House entworfen

Man muss es anfassen, das Holz. Man streicht blind über die Fugen und spürt nichts, nicht den Hauch einer Rille, die beiden Holzteile gehen nahtlos ineinander über. So sind die Lehnen des Stuhls aus der tosai-Kollektion verfugt, ein Meisterwerk japanischer Handwerkskunst. Garant für diese einzigartige Qualität der Holzverarbeitung ist der japanische Hersteller Conde House, der jetzt auch in Europa Fuß gefasst und in Peter Maly einen herausragenden Designer gefunden hat, der zu den hohen Ansprüchen des Hauses passt. Anders gesagt: Zwei Perfektionisten haben sich gefunden. Peter Maly hat für Conde House eine ganze Kollektion mit Namen „tosai“ entworfen. Der Name setzt sich zusammen aus den beiden Silben für Ost und West und drückt damit die Verbindung westlicher Designtradition und östlicher Harmonie und Handwerkskunst aus.

Doch bevor Maly zu Conde House kam, hatte er sich schon im Kleinen mit japanischer Ästhetik beschäftigt. „Was mich an Japan fasziniert hat, war die Philosophie, die hinter der japanischen Gestaltung steckt: Dinge sehr reduzieren, vereinfachen, wirken lassen, ohne Attitüde. Diese Philosophie hat eigentlich mein ganzes Schaffen bestimmt“, hatte Maly dieser Zeitung erzählt, als er 1999 mit seiner Serie „Le reve d’Edo“, der „Traum von Edo“, herauskam, einer Reihe von perfekt verarbeiteten Holzkästen mit Aluminiumbeschlag.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem durch Japan inspirierten Möbel kommen würde. Dabei hat ein wenig der Zufall geholfen. Der Gründer von Conde House, Nagahara, hatte von 1964 bis 1967 in Westfalen seine Tischlerausbildung absolviert und 1968 seine Firma in Japan gegründet. Im Design fühlte er sich vor allem Skandinavien verpflichtet. Als die Firma 2005 sich auch in Deutschland niederließ, suchte man einen Designer, der den Möbeln kosmopolitischen Glanz verleihen könnte. „Wir sind ein konservatives Unternehmen“, sagt Geschäftsführer Alfred Roos, „also suchten wir einen handwerklich arbeitenden Designer, mit einem Sinn für klare Formen. Und so fanden wir nach einiger Zeit Peter Maly.“ Geholfen hat dabei der Kölner Möbelhändler Pesch, der Conde House bei seinem Gang nach Europa beraten hatte. „Herr Pesch hatte den Japanern gesagt, dass ihr Design zu sehr nach sechziger Jahren und Skandinavien aussehe. Sie bräuchten jemanden wie Peter Maly, der auch interlübke groß gemacht hatte“, erzählt Maly nicht ohne Stolz. Hinzu kommt, dass Nagahara und Maly gleich alt sind und Nagahara während seiner Zeit in Deutschland begeistert „Schöner Wohnen“ gelesen hatte, deren Redakteur Peter Maly damals war. Dank der Kooperation mit Conde House konnte Maly nun auch erstmals nach Japan fahren, auf den Spuren seiner „Träume von Edo“. „Die haben mich eingeladen und gebeten, Tische und Stühle für sie zu entwerfen. Ich habe ihnen dann aber geraten größer einzusteigen, mit einer Kollektion, die das ganze Wohnen umfasst. Das haben sie akzeptiert und mich dann nach Kyoto und Tokyo eingeladen, um ein wenig mehr von Japan zu spüren. Etwas außerhalb von Kyoto, im kaiserlichen Landsitz Katsura, habe ich dann mein schönstes Japan-Erlebnis gehabt. Ein kaiserliches Haus ganz ohne Prunk, alles war ganz schlicht, voller Harmonie. Das war genau das, was mich schon immer an Japan begeistert hat.“

Die Kollektion tosai wurde auf der Kölner Möbelmesse vorgestellt. Sie besteht aus Side- und Longboards, Stühlen und Sitzkombinationen. Herausragendes Möbel ist das Lowboard für alle möglichen neuen Medien. Es ist ein extrem langes, flaches Möbel, das auf Edelstahlkufen fast zu schweben scheint. Der japanisch anmutende Eindruck entsteht durch die Lamellenstruktur. Zwischen den acht Lamellen aus Nussbaum und der Platte schimmert abends ein geheimnisvolles Licht, das von oben nach unten in der Intensität abnimmt. Die Vorderfront der beiden Schübe ist von innen mit japanischem Papier ausgekleidet, ganz so wie die traditionellen Shoshi-Schiebetüren. Eine LED-Leiste direkt unter der Deckplatte gibt das kalte Licht ab, das durch das Papier gedimmt wird. Ein ideales Möbel, um einen Flachbildschirm darauf zu stellen und alle anderen Geräte nebst Zubehör in den breiten Schüben verschwinden zu lassen. Die schmalen Griffe sind aus Aluminium gefertigt.

Von ähnlicher Eleganz sind die Sideboards mit ihrer konsequent horizontalen Gestaltung. Alle Möbel, wie auch die Stühle und das Bett, sind in Nussbaum oder Weißeiche zu haben. Auch in den Sesseln mit ihrer geschwungenen, hoch gezogenen Holzrücklehne erkennt man ganz deutlich Malys Formensprache. Mit „tosai“ hat Maly zu seinem perfekten Ausdruck gefunden, herausragendes Design in meisterlicher handwerklicher Verarbeitung.

„Ich habe mit den alten Meistern dort gesprochen, die ja nie ihr Dorf verlassen haben. Aber sie waren begeistert, dass ein Ausländer zu ihnen kommt. Und als die Prototypen fertig waren, habe ich noch einmal mit allen gesprochen und ihnen gedankt. Die legen noch ihr ganzes Herzblut in die Arbeit, so wie früher bei uns.“ Im Juli fliegt Peter Maly wieder nach Japan, dann wird er die Prototypen für ein Regalsystem abnehmen und „tosai“ dann endlich auch auf dem japanischen Markt vorstellen.

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