zum Hauptinhalt

Sport: Harry, der Erste

Skispringer Glaß holte vor 50 Jahren die erste olympische Medaille für die DDR

Diese Medaille ist unvergessen. Jedenfalls für alle, die das Geschehen vor 50 Jahren auf der Trampolino Italia von Cortina d’Ampezzo direkt miterlebten, und natürlich für alle Fans des deutschen Skispringens. Damals, im Februar 1956, gewann Harry Glaß aus dem vogtländischen Klingenthal bei den VII. Olympischen Winterspielen die Bronzemedaille. Sie besitzt bis heute sporthistorische Wichtigkeit, in mehrfacher Hinsicht.

Bis dato bemühten sich deutsche Skispringer vergeblich, in die Phalanx skandinavischer Asse einzudringen. Dreimal – 1928, 1936 und 1952 – scheiterten ihre Bemühungen. Toni Brutschers vierter Rang von Oslo 1952 war noch das Beste. Dann aber, am 5. Februar 1956, brach Harry, wie ihn seine Freunde und Fans einfach nannten, endlich den Bann. Hinter den beiden Finnen Hyvärinen und Kallakorpi gewann er Bronze. Dabei war sogar Gold möglich. Mit einem meisterlichen ersten Sprung von 83,5 Metern lag der DDR-Meister vorn. Beim zweiten verpasste er den Absprung.

In Cortina durften DDR-Sportler zum ersten Mal überhaupt bei Olympischen Spielen starten. Deshalb war dies auch die allererste Medaille für den DDRSport. Sie bedeutete auch die erste für das Skispringen – sowohl innerhalb der damaligen gemeinsamen deutschen Mannschaft als auch in der deutschen Olympiageschichte seit 1924.

Glaß arbeitete als Sprengmeister der Wismut in seinem Heimatort Klingenthal. Nach seinem ersten DDR-Meistertitel 1954 musste er allerdings einen gewaltigen Rückschlag bei der Weltmeisterschaft in Falun verkraften: Er wurde 64. von 69 Startern. Cheftrainer und Lehrmeister Hans Renner führte ihn zurück zum Erfolg. Am stärksten half dabei wohl das damals neue Mattentraining, das der Springerwelt ungeahnte Möglichkeiten der Vorbereitung eröffnete.

Die Karriere von Harry Glaß wurde 1960 mit einem Sturz auf der BergIsel-Schanze gestoppt. Als Trainer in Klingenthal gab er sein Können weiter. Glaß verstarb 1997 im Alter von 67 Jahren. Die neu errichtete Vogtlandschanze in Klingenthal, die im Frühjahr eingeweiht wird, sollte seinen Namen tragen.

Heinz-Florian Oertel war der bekannteste Sportreporter der DDR.

Heinz-Florian Oertel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false