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Sport: Harte Zeiten

Die Schwimm-WM zeigt, dass die Deutschen mehr trainieren müssen

Barcelona. Bei der Wende lag Thomas Rupprath noch klar vor dem Superstar. Michael Phelps, der Weltrekordler, hatte nach 50 Metern auf der 100-m-Schmetterling-Distanz am Sonnabend drei Zehntelsekunden Rückstand. Am Ende schlug Rupprath mit der zweitschnellsten Zeit an, die er je geschwommen war, 51,98 Sekunden – und wurde Fünfter. Zwei seiner Gegner blieben bei der Schwimm-WM unter der alten Weltrekord-Marke. Ian Crocker, der Sieger, und Phelps. „Damit war nicht zu rechnen“, sagt Bundestrainer Manfred Thiesmann. Rupprath könne man keinen Vorwurf machen.

Das Rennen vom Samstag hat am deutlichsten gezeigt, weshalb sich nicht alle Medaillenhoffnungen der Deutschen in Barcelona erfüllt haben. Es gab Leistungsexplosionen, die zumindest fragwürdig sind. „Diese WM deutet darauf hin, dass bei den Olympischen Spielen noch schneller geschwommen wird“, sagt Chef-Bundestrainer Ralf Beckmann. Also müsse noch härter trainiert werden. Dabei hat das deutsche Team eine gute WM gezeigt. Zehn deutsche Rekorde wurden aufgestellt, 55-mal schwammen Athleten persönliche Bestzeit oder persönliche Jahresbestzeit – und zum Ende siegte Thomas Rupprath über 50 m Rücken auch noch mit neuem Weltrekord. Hannah Stockbauer holte drei WM-Titel, Antje Buschschulte und Rupprath je einen. Deutschland stellt das beste Team in Europa und das drittbeste der Welt. Die Deutschen haben damit ihr Ziel erreicht.

Zudem gab es enorme Leistungen im Schlagschatten von Stockbauer und Buschschulte. Anne Poleska verbesserte über 200 m Brust den 15 Jahre alten deutschen Rekord von Silke Hörner. Und mit Sarah Poewe hat der Verband wieder eine Schwimmerin, die auch über 100 m Brust mithalten kann. Steffen Driesen schloss über 200 m Rücken mit seinem deutschen Rekord die Lücke, die Ralf Braun hinterlassen hat.

Die Planungen von Beckmann und Thiesmann gehen längst in Richtung Olympia. Wer könnte dort Medaillenkandidat sein? Stockbauer und Buschschulte. Rupprath? Unklar. Franziska van Almsick, die auf die WM verzichtete? Bei ihrer Unberechenbarkeit ebenfalls unklar. Genauso wie bei Sandra Völker, die gestern über 50 m Freistil in 25,14 Minuten Fünfte wurde, in der drittschnellsten Zeit, die sie je auf dieser Strecke geschwommen war. Wieder mal verpasste sie einen großen Einzel-Titel. Völker litt unter Terminstress. Sie hatte sich für Hamburgs nationale Olympiabewerbung engagiert und musste dafür auf harte Trainingseinheiten verzichten. In der 4-x-100-m-Freistilstaffel schwamm sie, getrieben vom Teamgeist, exzellent, aber auf den Einzelstrecken fehlte ihr das Stehvermögen.

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