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Sport: Hauptsache Weltmeister!

Markus Huber, Wien, über den Pingpongspieler Schlager, Österreich Nein, es war kein gutes Wochenende. Leverkusen ist nicht abgestiegen, St.

Markus Huber, Wien, über den Pingpongspieler Schlager, Österreich

Nein, es war kein gutes Wochenende. Leverkusen ist nicht abgestiegen, St. Pauli schon, Hertha qualifiziert sich für den UefaCup und sieht also keinen Bedarf, Christoph Daum von der Wiener Austria zu erlösen (und umgekehrt), und ebendort, in Wien, hatte die Rapid große Mühe, die Antikicker vom FC Kärnten 2:1 niederzuringen. Das aufregendste Erlebnis dabei: Der Ausfall des Zapfhahns in der Stadionkneipe fünf Minuten nach Spielbeginn. Was für eine Katastrophe, was für ein Spiel, was für ein Wochenende.

Und dann das: „Was für ein Wochenende“, titelte das Wiener Boulevard-Blatt „Kronen-Zeitung“ am Montag: „Weltmeister Schlager.“ Ich war genauso verstört wie meine Kollegen. Wer zum Henker ist Schlager? Und worin wurde er Weltmeister?

Ein Blick in die „Krone“ ergab: Schlager, Werner, ist Österreicher, 30 Jahre alt, und Weltmeister im Tischtennis. „Aha“, sagten die Kollegen und gingen zur Tagesordnung über. Sie sind damit in der guten Gesellschaft der österreichischen Qualitätsmedien, denen der Weltmeistertitel für Kollegen Schlager gerade einmal ein paar lobende Zeilen wert war. Wen interessiert im Land der Skifahrer auch schon Tischtennis? Ist Tischtennis überhaupt ein Sport, und wenn ja, seit wann heißt der nicht mehr Pingpong?

Egal. Ich sehe das anders. Schließlich müssen wir Österreicher die Siege feiern, wie sie fallen, und wie oft im Jahr werden wir schon Weltmeister? Vom Fußball reden wir, siehe oben, lieber gar nicht. Der nächste Winter ist noch weit. Bis dahin werden wir wahrscheinlich sogar im Faustball von den Deutschen erniedrigt, und der Kraft-Dreikampf, zu sehen Sonntagmorgen in der Kurzzusammenfassung auf DSF, ist leider noch nicht olympisch.

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