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Sport: Heiland Marke Eigenbau

Der Hamburger SV kämpft um Rafael van der Vaart und schiebt ein neues Nachwuchsprogramm an.

Fast alles, was derzeit beim Hamburger SV passiert, wird mit Rafael van der Vaart in Verbindung gebracht. Der HSV sucht händeringend einen Spielgestalter, damit das konfuse Gekicke der vergangenen Saison zu den Akten gelegt werden kann. „Wir wollen schnell und direkt spielen“, hat Trainer Thorsten Fink versprochen – doch Fußballer, die das können, sucht man im Kader vergeblich. Deswegen wünscht sich auch Fink den 29 Jahre alten Niederländer, der bereits von 2005 bis 2008 das HSV-Trikot trug. „Rafael würde ideal zu uns passen“, sagt er.

Sportchef Frank Arnesen merkte man in seinen ausweichenden Antworten an, wie sehr ihn dieser Spieler beschäftigt. Allerdings dämpfte Arnesen alle Hoffnungen der Fans, als er den Transfer in den Bereich des Unmöglichen verschob: „Wir können uns vielleicht zwei Spieler leisten, aber keinen van der Vaart.“

Die Einnahmen aus dem Verkauf Paolo Guerreros seien zum größten Teil für den Letten Artjems Rudnevs verwendet worden – etwa 3,5 Millionen Euro. Vor zwei Tagen war es Arnesen gelungen, Guerrero für rund fünf Millionen Euro an Corinthians Sao Paulo zu verkaufen. Darüber hinaus sparen die Norddeutschen nun auch sein Gehalt in Höhe von vier Millionen Euro. An dieser Stelle kommt der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne ins Spiel. Vor zwei Jahren spendierte der Spediteur dem HSV 12,5 Millionen Euro. Dafür bekam er je ein Drittel der Transferrechte an gleich sechs Profis. Auch für Kühne hat sich der Guerrero-Deal also gelohnt, und mögen diese Erlöse für den vermögenden Fußballfan auch „Peanuts“ sein, so hat sich Kühne schon bereit erklärt, seinen Herzensklub weiter zu pflegen. Die eigenen Kassen sind ziemlich leer, aber zusammen mit Kühnes Millionen sollte doch etwas machbar sein. Van der Vaart gilt als Kühnes Lieblingsspieler. Der Niederländer soll seinen Klub Tottenham Hotspurs trotz Vertrages bis 2014 sofort verlassen können, sollte sich ein aufnehmender Verein finden, der acht bis zehn Millionen Euro Ablöse zahlt.

Doch in der eilends einberufenen Pressekonferenz am Donnerstag wurde dann kein großer Name präsentiert, sondern der neue HSV-Campus vorgestellt. Mit dem Bau der neuen Heimat des Nachwuchses gleich neben der Arena soll im Frühjahr begonnen werden. Das Geld dafür soll aus einer Fan-Anleihe kommen, die Ende September aufgelegt wird. Nun hat es der HSV nie besonders ernst mit seiner Jugendfürsorge gemeint. Das soll sich ändern. „Unser Campus ist wichtiger als ein großer Transfer“, sagte Vorstand Carl-Edgar Jarchow, „es geht ja nicht darum, Heilbringer nach Hamburg zu holen, sondern um eine funktionierende Nachwuchsarbeit.“

Die Erfahrung zeigt, dass der Transfermarkt gegen Ende August noch einmal höchst volatil wird und das Thema van der Vaart dem HSV vielleicht wieder auf den Tisch flattert. Trainer Fink hätte nichts dagegen: „Ich weiß, dass unser Sportchef unbedingt etwas präsentieren will. Aber wir dürfen keine Schnellschüsse machen und irgendwelche Söldner holen. Uns fehlen ja nur ein bis zwei Spieler.“ Einen Rafael van der Vaart würde Thorsten Fink notfalls auch im laufenden Betrieb einbauen.

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