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Heiner Brand, 58, ist seit 1997 Handball-Bundestrainer. Er ist sowohl als Spieler als auch in seiner Funktion als Trainer Weltmeister geworden. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Heiner Brand: "Die Abwehr ist Spitze"

Handball-Bundestrainer Heiner Brand spricht mit dem Tagesspiegel über das Potenzial der Berliner – und was ihnen noch zu einem Topteam fehlt.

Herr Brand, die Füchse sorgen derzeit in der Bundesliga für Furore. Sehen Sie in dem Team plötzlich einen Mitfavoriten?

Nein, man muss bei aller Euphorie realistisch bleiben. Ein Platz unter den ersten Drei ist noch nicht drin.

Aber wer den Champions-League-Sieger THW Kiel bezwingt.....

...der hat an diesem Tag eine sehr gute Leistung gezeigt. Aber zu einer Spitzenmannschaft gehört mehr.

Was denn zum Beispiel?

Ein Blick auf die Mannschaften des THW und des HSV Hamburg sagt viel aus. Da sitzt jeweils eine zweite Reihe auf der Bank, die eigentlich eine erste Reihe ist.

Die Füchse haben diese Qualität nicht?

Mit dem Erfolg über Kiel sind sie einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung nach oben gegangen. Um ganz oben anzukommen, muss aber noch viel mehr investiert werden.

In welcher Beziehung sind die Berliner denn schon Spitze?

Die Abwehr inklusive der Torhüter kann da mithalten.

Stichwort Torhüter: Silvio Heinevetter hat gegen Kiel eine Weltklasseleistung geboten, oder?

Ich weiß ja, was er kann. Er war ja schon in den EM-Qualifikationsspielen gegen Griechenland sehr gut. Ich hoffe, dass er zumindest auf diesem Level bleibt.

Und der linke Rückraumspieler Sven-Sören Christophersen?

Erst einmal ist es gut, dass er bei den Füchsen eine neue Herausforderung gesucht hat. Er hat eine gute Entwicklung genommen, auch wenn seine Würfe zuletzt nicht wie zuvor den Weg ins Tor fanden. Aber er bewegt sich gut und hat viel Potenzial.

Kommt nach der schweren Verletzung des Göppingers Lars Kaufmann eine besondere Verantwortung auf Christophersen in der Nationalmannschaft zu?

Nicht mehr als zuvor. Da wollen wir jetzt mal keinen zusätzlichen Druck aufbauen.

Was sagen Sie zum 19 Jahre alten Johannes Sellin, der gegen Kiel ganz stark spielte?

Ich verfolge ja seine Entwicklung in der Junioren-Nationalmannschaft und tausche mich mit unserem Jugend-Trainer Martin Heuberger aus. Doch auf den Außenpositionen haben wir viele sehr gute Spieler, da ist es nicht einfach, Nationalspieler zu werden.

Das klingt nicht sehr optimistisch.

So ein junger Spieler muss sich doch erst stabilisieren. Es ist doch normal, dass es in diesem Alter auch Tiefs gibt, und wer da wieder gestärkt herauskommt, der kann es schaffen. Also abwarten.

Sie bemängeln oft, dass die Bundesliga- Teams auf den Schlüsselpositionen in der Regel auf ausländische Stars setzen, weil so die Entwicklung deutscher Spieler gebremst wird. Ist das bei den Füchsen nicht auch der Fall?

Christophersen auf halblinks ist ja schon mal die Ausnahme. Zudem ist die Nachwuchsarbeit sehr gut, immer wieder werden junge Leute an das Erstliganiveau herangeführt. In Berlin tut sich eine ganze Menge.

Vor etwa zwei Jahren kursierte das Gerücht, dass Sie Trainer der Füchse werden würden. War das für Sie ein Thema?

Ich habe darüber nie ernsthaft nachgedacht.

Und unernsthaft?

Okay, die Füchse sind ein aufstrebender Verein in einer Großstadt. Das ist für jeden Trainer interessant.

Sie verbindet mit Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning eine Freundschaft. Welche Gründe gibt es dafür?

Bob war ja mein Kotrainer in der Nationalmannschaft, da haben wir uns sehr gut kennengelernt. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und ähnliche Einstellungen, nicht nur auf den Handball bezogen.

Was trauen Sie den Füchsen aus Ihrer neutralen Sicht in dieser Saison zu?

Von Rang vier oder fünf an ist alles offen.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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