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Sport: Held auf der Flucht

Triathlet Jürgen Zäck gesteht positiven Dopingtest

Die Standing Ovations in der Frankfurter Festhalle nahmen kein Ende. Unter bunten Spotlights und lauten Rhythmen traten die Sieger des Ironman in Frankfurt am Main auf die Bühne. Nur vorne auf den Holzbänken, auf denen die deutschen Triahtlon-Profis ihr Müsli löffelten und Apfelschorle schlürften, stimmte niemand in den Jubel ein. Normann Stadler verfolgte apathisch die Zeremonie, bei der sich die vermeintlich heile Welt aus Abenteurern und Grenzgängern in den Armen lag. Neben der Rippe nach bösen Radstürzen schmerzte Stadler die Ohnmacht im Anti-Doping-Kampf. Längst hatte es sich am Montag in Frankfurt herumgesprochen: Mit Jürgen Zäck ist der Triathlon um einen prominenten Dopingsünder reicher. Nach dem Radsport steht wieder eine Ausdauersportart in Verruf, wenn mit dem achtmaligen Ironman-Sieger eines seiner prominentesten Gesichter überführt ist.

Gestern räumte der abgetauchte Altmeister auf Anraten seines Anwalts Michael Lehner ein, was die Szene ohnehin wusste: Der 40-Jährige ist am 7. Juli bei einer Trainingskontrolle der Deutschen Triathlon-Union (DTU) positiv getestet worden – gefunden wurde das Metabolit Etiocholanolon, ein anaboles Steroid. Es ist dem Muskelaufbau, speziell fürs Radfahren, dienlich. Zäck fiel nun die anwaltlich formulierte Antwort darauf ein: Das Testergebnis der A-Probe sei auf den Verzehr eines „kontaminierten Nahrungsergänzungsmittels“ zurückzuführen, eine B-Probe soll noch diese Woche erfolgen. „Während meiner Trainingsphasen habe ich verschiedene handelsübliche Nahrungsergänzungsmittel zur Regeneration zu mir genommen. Die Produkte enthielten laut Etikettierung keine Substanzen, die auf der Dopingliste stehen.“

Mit diesen Erklärungen kann Kurt Denk, Veranstalter des Frankfurter Ironman, nichts anfangen: „Jürgen Zäck hat nicht nur betrogen, er hat mich auch belogen. Und er ist dumm.“ Auch bei Klaus Pöttgen, dem Medizinischen Direktor des Ironman, erntet Zäck nur Unverständnis: „Die Jungs wissen genau, was sie nehmen. Da kann man nicht sagen, in den Nahrungsergänzungsmitteln war etwas drin – das ist ein alter Hut.“ Überdies gebe es in Deutschland genug Präparate, „die einwandfrei sind“, ergänzt Stadler. Der Hawaii-Sieger von 2004 versteht Zäck nicht: „Er ist so lange im Geschäft. Wir haben rote Listen, da steht alles drauf.“

Das Kontrollsystem im Triathlon greift erst seit wenigen Jahren – nach Nina Kraft und Katja Schumacher ist nun der dritte deutsche Heroe demontiert. Erklärbar wird nun Zäcks Verhalten: Den Triathlon in Frankfurt sagte er per E-Mail ab, telefonisch blieb er unerreichbar. Als ihn Ines Denk, Ehefrau des Veranstalters, zufällig am Frankfurter Römer traf, flüchtete Zäck. Dabei ist er einer der Pioniere des heroischen Dreikampfs. „Athleten wie ich haben zu ihm aufgeschaut und wären ohne ihn nie zum Triathlon gekommen“, erzählt Timo Bracht, der Zweitplazierte von Frankfurt. Wollte der Eigenbrötler verzweifelt noch einmal Grenzen verrücken in jene Zeit, in der er einst die nur einmal weltweit unterbotene Leistung von 7:51:42 Stunden für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42 Kilometer Laufen schaffte? „Jürgen hat die letzten Jahre nichts mehr gerissen“, gibt Bracht zu bedenken. Eigentlich sollte er künftig gemeinsam von Verband und Veranstalter in die Nachwuchsförderung eingebunden werden. Diese Tür ist für Jürgen Zäck jetzt zu. Veranstalter Kurt Denk sagt: „Bei Dopingvergehen gibt es keine Rücksicht – und ist der Name noch so prominent.“

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