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Sport: Helmut Digel im Interview: "Golden League braucht neues Format"

Helmut Digel (57) wurde kurz vor Beginn der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton zum Vizepräsidenten des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) gewählt. Digel, der bis März acht Jahre lang Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) war, gehörte schon vorher dem Council der IAAF an.

Helmut Digel (57) wurde kurz vor Beginn der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton zum Vizepräsidenten des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) gewählt. Digel, der bis März acht Jahre lang Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) war, gehörte schon vorher dem Council der IAAF an.

Viele Kanadier können mit Leichtathletik nicht viel anfangen ...

Es war uns bekannt, bevor die Wahl auf Edmonton fiel, dass wir in ein Land gehen würden, in dem die Leichtathletik nicht zu den populären Sportarten gehört.

Hat die Leichtathletik durch die WM in Kanada in Nordamerika an Stellenwert gewonnen?

Zum Thema Fotos von der Tartanbahn: Die Leichtathletik-WM in Bildern Es gibt positive Effekte, die zunächst einmal kurzfristig sind. Für langfristige Effekte müsste die Basis der kanadischen Leichtathletik finanziell stärker unterstützt werden. Noch ist der Etat der Kanadier sehr bescheiden. Aber der kanadische Fernsehsender CBC hat bewiesen, dass er eine derartige Veranstaltung übertragen kann. CBC liefert die Bilder, die weltweit zu sehen sind. Der TV-Service ist fantastisch. Und der Sender will weiter in die Leichtathletik investieren und zukünftig auch aus Europa übertragen. Wir vermerken auch eine sehr positive Ausstrahlung in die USA.

Inwiefern?

Die Leichtathletik erlebt während der WM eine Wiedergeburt im US-Fernsehen. Das erste Mal seit langer Zeit wird in den USA die WM wieder richtig übertragen, mit einstündigen Sendungen. Und die Quoten sind hoffnungsvoll. Am letzten Sonntag hatte ABC zum Beispiel eine Einschaltquote von 2,4 Prozent, also rund sechs Millionen Zuschauer. Mit der Leichtathletik-WM lag der Sender in den USA damit an zweiter Stelle der Sport-Quoten, noch vor einem Autorennen und vor der PGA-Tour der Golfer.

Ist es nicht risikoreich, mit einer WM nach Amerika zu gehen, weil dann der Fernsehmarkt in Europa einbrechen dürfte?

Ich glaube nicht, denn das Zuschauerinteresse für die Leichtathletik ist in Europa unbestritten. ARD und ZDF sind zum Beispiel mit ihren Einschaltquoten sehr zufrieden. Sie hatten noch nach Mitternacht 1,3 Millionen Zuschauer. Und unsere großen Sponsoren sind an allen Märkten interessiert - für die amerikanischen Sponsoren ist das jetzt sehr gut. Das Risiko ist hier eher, dass wir nicht genügend Zuschauer im Stadion haben. Obwohl die Werbung in den Medien für die WM unglaublich war - das ist bei uns in Deutschland nicht möglich.

In Berlin gibt es die Absicht, sich für die WM 2007 oder 2009 zu bewerben?

Mit Paris und London finden die nächsten beiden Weltmeisterschaften in Europa statt. Für 2007 wird es sicher viele Interessenten geben, auch aus den USA oder Japan. Und ich könnte mir vorstellen, dass bis dahin auch Brasilien oder Südafrika Interesse bekunden. Nach Berlin wollen sich jetzt auch München und Stuttgart um die WM bewerben. Für Deutschland spricht, dass bei einer WM erst einmal der Zuschauerzuspruch richtig gut war: in Stuttgart 1993.

Ist Berlin Favorit unter den deutschen Bewerbern?

Der verstorbene IAAF-Präsident Primo Nebiolo hatte und sein Nachfolger Lamine Diack hat Interesse an Berlin bekundet. Das heißt aber nicht unbedingt, dass die IAAF die Stadt vorziehen wird. Die Berliner müssen ihre Hausaufgaben machen, denn man wird sehr genau sehen, ob zum Beispiel das Budget realistisch ist.

Eine WM kann noch so erfolgreich sein - das Dopingproblem droht immer, einen Schatten zu werfen.

Das Problem ist, dass Journalisten es immer als Schatten definieren, wenn ein Athlet überführt worden ist. Ich sehe das anders: jede Entdeckung ist ein Glücksfall. Was jetzt in Paris mit der Probe der russischen Läuferin Olga Jegorowa gemacht wurde, ist einmal mehr ein Ärgernis. Die Labormitarbeiter sollten arbeiten, statt in der Öffentlichkeit eine Show zu veranstalten - das habe ich auch bezüglich eines deutschen Labors gefordert. Im Fall Paris ist das IOC gefragt. Bisher hat das IOC auf entsprechende Beschwerden der IAAF nicht reagiert, aber ich hoffe, dass sich unter dem neuen Präsidenten Jacques Rogge etwas ändern wird.

Wie geht es nach der ISL-Pleite mit der Vermarktung der Leichtathletik weiter?

Wir hatten durch die Pleite von ISL so gut wie keinen Schaden, denn wir haben vor zwei Jahren einen unabhängigen Fernsehvertrag mit der EBU direkt abgeschlossen. Inzwischen sind fünf Agenturen in der engeren Wahl. Eine wird die Vermarktung übernehmen, allerdings werden wir uns zur Sicherheit eine Kontrolle vorbehalten.

Immer wieder wird über die Zukunft der Golden League spekuliert - wie sieht die aus?

Die Golden League braucht ein neues Format. Nur fünf Städte sollten in dieser Liga sein, die im Free-TV zu sehen sein muss. Die Fernsehverträge laufen in diesem Jahr aus. Mir schwebt ein Leistungsprinzip vor, in dem Meetings auf- und absteigen können. Wenn man sich heute entscheiden müsste, wären London, Paris, Berlin, Zürich und Brüssel in der Golden League.

Und das Finale, das auch in diesem Jahr wieder beim Istaf stattfindet?

Das Golden-League-Finale wird es in dieser Form nicht mehr geben, es wird in das Grand-Prix-Finale integriert. Für dieses Finale wäre eine Stadt im südlichen Europa denkbar, wegen des Klimas.

Viele Kanadier können mit Leichtathletik nich

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