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Sport: Herr Präsident führt

Bei der Schach-EM liegt ein georgischer Funktionär vorn, drei Deutsche stehen vor der Qualifikation für die WM

Selten zuvor sind mehr Schachgroßmeister zu einem Einzelturnier zusammengekommen als in Silivri in der Türkei, wo morgen die vierten Europameisterschaften enden. Allein in der Startliste der Männer tauchen 150 Großmeister auf. Doch für die meisten von ihnen wäre ein Besuch im Spielcasino Gewinn verheißender gewesen, als sich in den vergangenen zwei Wochen Tag für Tag ans Brett zu setzen.

Nur für höchstens 20 der insgesamt mehr als 200 Spieler wird die Europameisterschaft kein Verlustgeschäft. Das war von vornherein klar, deswegen ist es ein wenig verwunderlich, dass einige Spieler und Spielerinnen nun einen offenen Protestbrief an den Präsidenten der europäischen Schachunion (ECU) geschrieben haben. Ungerecht sei unter anderem, dass die Organisatoren allen Teilnehmern ein Hotel zu überteuerten Preisen vorgeschrieben hätten, heißt es in dem 187-Mal unterzeichneten Papier. Weil sie auf einen der begehrten WM-Plätze hofften, kamen trotz der widrigen Umstände so viele Ausnahmekönner nach Silivri. Bei den Männern qualifizieren sich die ersten 39 für die WM, bei den Frauen die ersten 17.

Die männliche Konkurrenz dominiert mit neun Punkten aus zwölf Partien Zurab Azmaiparashvili, einer der stärksten Spieler und zugleich einflussreichsten Schachfunktionäre der Welt. Er ist Präsident des georgischen Schachverbandes, Vize-Präsident des Weltschachbundes FIDE und Präsidiumsmitglied der ECU. Nur einen halben Punkt hinter ihm lauert Alexander Graf, ein usbekischer Aussiedler deutscher Abstammung. Graf schlug gestern in feinem Stil den Weltklassespieler Alexander Grischuk. Auch die Deutschen Rustem Dautov, Leonid Kritz und Thomas Luther haben noch Chancen auf einen WM-Platz.

Bei den Frauen führen Tatjana Kosintsewa (Russland) und Viktorija Cmilyte (Litauen), die gestern gegen die deutsche Spitzenspielerin Ketino Kachiani-Gersinska gewann.

Wann und ob der nächste WM-Zyklus stattfindet, ist unklarer denn je. Eigentlich sollten in diesem Monat zwei WM-Finals beginnen: Der Weltverband FIDE hat das Spiel zwischen Weltmeister Ruslan Ponomarjow und Garry Kasparow angesetzt. Das Konkurrenz-Unternehmen „Einstein“ lässt seinen Champion Wladimir Kramnik gegen Peter Leko antreten. Die Sieger, so war es vor einem Jahr beschlossen worden, spielen dann im November einen Vereinigungskampf. Doch mangels Sponsoren wurde alles auf unbestimmte Zeit verschoben.

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