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Tut mir leid, Jungs! Änis Ben-Hatira, von Tumulten geschüttelter Mittelfeldspieler in Diensten von Hertha BSC.

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Hertha BSC: Ben-Hatira bleibt im Hertha-Kader

Trotz des Raub-Vorwurfs darf Herthas Änis Ben-Hatira am Mittwoch gegen Dresden mitspielen. Nun müssen die anderen Spieler zeigen, ob sie Rückschläge abseits des Platzes wegstecken können. In ähnlichen Situationen gelang ihnen das oft nicht so gut.

Änis Ben-Hatira steht trotz des Raub-Vorwurfs gegen ihn im Kader von Hertha BSC für das Zweitligaspiel gegen Dynamo Dresden am Mittwoch (17.30 Uhr). Das entschied Trainer Jos Luhukay nach dem Abschlusstraining, wie der Verein am Dienstag bekannt gaben.

Am Montag hatte sich Luhukay auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Mittwoch gegen Dynamo Dresden allen Ernstes die Frage anhören müssen, ob wegen Änis Ben-Hatira in der Kabine nun die Portemonnaies in den Schränken weggeschlossen würden. Die Frage wurde folgerichtig ignoriert.

Ganz ignorieren können er und den Verein den Trubel aber nicht, der um den Mittelfeldspieler herrscht, gegen den eine Strafanzeige wegen Raubes im Raum steht. Der 24-Jährige wurde am Samstagabend festgenommen, er soll seiner Ex-Freundin die Geldbörse entwendet haben und mit seinem Wagen davon gefahren sein. Sein Anwalt bestreitet die Vorwürfe.

Verein und Spieler äußern sich nicht zu dem laufenden Verfahren, ein Sprecher sagte am Montag lediglich, dass der Verein hinter Ben-Hatira stehe. Der Deutsch-Tunesier, der am Sonntag mit der Begründung muskulärer Probleme ausgesetzt hatte, nahm am Montagnachmittag wieder am Training teil. Luhukay kündigte an, mit Ben-Hatira „in aller Ruhe zu sprechen“. Er hofft, dass sein Spieler die turbulenten Tage „gut verkraftet“.

Ben-Hatiras Kollege Fabian Lustenberger ärgerte sich darüber, „dass wegen einer privaten Angelegenheit unser sportlicher Erfolg in den Hintergrund tritt“. Aber: „Uns belastet das nicht, und Änis auch nicht. Er wird am Mittwoch die Antwort auf dem Platz geben.“

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Es ist jedoch nur ein Teil des Problems, ob der Spieler, der in vier Ligaspielen insgesamt einen Treffer und eine Tor-Vorlage beisteuerte, in alter Form auflaufen kann. Die andere Frage ist, ob die Mannschaft, die zuletzt viermal ungeschlagen blieb, und zehn von möglichen 12 Punkte holte, sich von dem Rummel beeinflussen lässt?

Es gibt hier Vergleichswerte bei Hertha. Im März 2009 soll Patrick Ebert zusammen mit seinem früheren Mitspieler Kevin-Prince Boateng auf nächtlicher Tour zwölf Autos und einen Motorroller demoliert haben. Hertha, damals nach 24 Spielen Bundesliga-Tabellenführer, suspendierte Ebert. Die drei Spiele danach gingen allesamt verloren.

Hertha verspielte nicht nur eine mögliche Meisterschaft, sondern auch die Teilnahme an der Champions League. Zumindest war die Affäre nicht hilfreich. Das Verfahren gegen die beiden Spieler wurde nach zwei Jahren gegen eine Geldstrafe von 56 000 Euro (Ebert) und 50 000 Euro (Boateng) eingestellt. Aber es blieb ein Imageschaden für Hertha und die Umgangsformen der eigenen Nachwuchsspieler, der nun erneut entstehen könnte, sollte Ben-Hatira, wie Boateng und Ebert lange Zeit im Verein ausgebildet, für schuldig befunden werden. Dem Verein gegenüber soll Ben-Hatira beteuert haben, er habe das Portemonnaie nicht absichtlich mitgenommen.

Für Trainer Luhukay dürfte eher die aktuelle sportliche Situation beunruhigen. Gerade schwärmte er, dass die Spieler nach schwierigem Start „immer mehr zu einer Mannschaft auf dem Platz werden, sich aufeinander verlassen können, wenn es schwierig wird und nach Rückschlägen nicht umknicken, sondern Charakter zeigen“. Diese Qualität ist nun wieder gefragt, auch wenn der aktuelle Rückschlag nicht sportlicher Natur ist. „Ich hoffe, dass die Mannschaft erwachsen mit der Situation umgeht, und dass es keinen Einfluss auf das Spiel hat“, sagte Luhukay.

Nach seiner sonntäglichen Trainingspause am Sonntag lief Änis Ben-Hatira am Montag durch den dichten Regen. Und das ganz unbehelligt von den Berliner Fans, was aber auch am verhaltenen Zuschauerzuspruch lag. Ein knappes Dutzend regenresistenter Hertha-Fans verlor sich auf dem Schenckendorffplatz am Olympiastadion.

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