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Hertha-Trainer Markus Babbel schaut sorgenvoll auf die verbleibenden vier Saisonpartien.

© dpa

Hertha BSC: Ein Mast unter Spannung

Herthas Trainer Babbel wittert latente Gefahr auf dem Weg in die Bundesliga - dem Spiel am Samstag gegen Osnabrück sieht er skeptisch entgegen.

Berlin – Als Markus Babbel ein wenig über die Situation von Hertha BSC und über den heutigen Gegner Osnabrück erzählte, hatte er einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der ein wenig an den des Herrn zu Guttenberg erinnerte, als dieser in einer ersten Reaktion die gegen ihn erhobenen Plagiatsvorwürfe als „absurd“ abkanzelte. Wie es mit dem ehemaligen Verteidigungsminister ausging, ist hinreichend bekannt. Was aber bezweckt Babbel mit seiner Mimik?

Selten bekommt die Öffentlichkeit einen gut gelaunten Babbel zu sehen. Das will so gar nicht zur aktuellen Situation seiner Mannschaft passen. Herthas BSC ist drauf und dran, in die Bundesliga zurück zu stürmen. Für Babbels demonstrativ zur Schau getragene schlechte Laune gibt es eigentlich nur zwei Erklärungen. Entweder will der 40-Jährige bewusst konzentriert rüberkommen, oder aber er verstellt sich gar nicht, was bedeuten würde, dass er öffentliche Termine für so lästig hält wie Niederlagen.

Heute nun geht es gegen den VfL Osnabrück (13 Uhr, Olympiastadion, live auf Sky). Ein ganz, ganz unbequemer Gegner, wie es Babbel sagt. „Jetzt kommen Gegner, die uns in der Hinrunde sehr weh getan haben. Jetzt wollen wir die Punkte holen.“ Bekanntlich hatte Hertha in der Hinrunde eine Serie von drei Niederlagen zu überstehen, darunter das 0:2 in Osnabrück. Nun steckt Herthas Gegner „mitten im Abstiegskampf“ – ausgerechnet. „Wir müssen das Spiel machen, uns Torchancen erspielen und eine hohe Laufbereitschaft zeigen. Wenn wir das nicht tun, wird es für uns sehr schwierig“, sagt Babbel. Soll der Abstiegskandidat Osnabrück wirklich zum Stolperstein für den Aufstiegskandidaten Hertha werden?

Natürlich weiß auch Babbel, dass der komfortable Vorsprung, den sich Hertha durch die jüngste Siegesserie erarbeitet hat, im ungünstigsten Fall zu einen Spannungsabfall führen kann. Doch öffentlich widerspricht er dieser latenten Gefahr. Wenn hier bei einem die Spannung runterginge, hätte er den Job verfehlt, sagt Babbel: „Wer jetzt noch eine Motivation braucht, der ist einfach falsch hier.“ Viel lieber appelliert Herthas Trainer noch einmal, alle Kräfte zu mobilisieren. Es sei nicht mehr lange, dann „sind wir durch den Tunnel gegangen“. Er meint damit den Tunnel der Zweitklassigkeit mit Spielen gegen Aue, Paderborn und Ingolstadt. Oder eben Osnabrück.

Noch hat Babbel es immer geschafft, den gerade kommenden Gegner ein wenig größer und gefährlicher zu machen, als er in Wirklichkeit ist. Womöglich hat die Mannschaft ihrem Trainer im vorigen November nicht genau genug zugehört, als sich eine krisenhafte Stimmung breitzumachen schien, als erste Zweifel aufkamen am Gelingen der Aufstiegskampagne. Gewarnt hatte Markus Babbel immer. Nur glaubte die Mannschaft damals womöglich, auch mit halber Kraft und Leidenschaft durch die Tiefebene des Unterhauses kommen zu können. Spätestens seit dieser Zeit nimmt Hertha jeden Gegner sehr viel ernster.

Wenn diese Herangehensweise ein Schlüssel für die guten Ergebnisse sein soll, die Hertha seitdem eingefahren hat, dann soll es so sein. Osnabrück – das Inter Mailand der Zweiten Liga. Ein Gegner, der nur im Idealfall zu schlagen ist, oder doch anders? Siehe Schalke.

Wieder einmal werden heute mehr als 40 000 Zuschauer ins Olympiastadion kommen. Das Saisonabschlussspiel gegen den Aufstiegskonkurrenten FC Augsburg ist schon so gut wie ausverkauft. Wenn Hertha heute siegt und tags darauf der Konkurrenz von Greuther Fürth (gegen Paderborn) und Aue (in Aachen) das gleiche Kunststück nicht gelingt, dann hätten die Berliner den dritten Rang, also den Relegationsplatz, schon mal sicher.

Er könne sich nicht vorstellen, dass die Mannschaft noch eine Schwächephase ereilt, sagte Michael Preetz. Herthas Manager setzt auf das Konzentrationsvermögen der Mannschaft bei den letzten noch anstehenden Aufgaben. „Wir sind unserem Ziel sehr nahe“, sagte Markus Babbel noch mit ernster Miene, „aber wir sind noch nicht durch.“ Man sieht es ihm an.

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