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Sport: Hertha BSC - FC Energie: Benebelt

Gabor Kiraly hat in der Nacht zum Sonntag nur wenige Stunden geschlafen. Nicht, weil ihm die Partie in Cottbus übermäßig beschäftigt hätte.

Gabor Kiraly hat in der Nacht zum Sonntag nur wenige Stunden geschlafen. Nicht, weil ihm die Partie in Cottbus übermäßig beschäftigt hätte. Nein, Kiraly hatte Erfreulicheres erlebt. Seine Frau Zsanett brachte elf Minuten nach Mitternacht eine 4190 Gramm schwere Tochter namens Viktoria zur Welt. Viktoria, die Siegesgöttin.

Ausgerechnet Sieg. Nach diesem Spiel, einem der Tiefpunkte dieser Saison für Herthas Bundesliga-Fußballer, "das mir auch heute noch schwer im Magen liegt", so Trainer Jürgen Röber gestern Mittag. Gerade hatte er der Mannschaft die Leviten gelesen. "Das musste sein, nach solch einem Spiel."

Nach Gründen für das niederschmetternde 0:3 gegen Energie Cottbus brauchte nicht lange gesucht zu werden. Individuelle Fehler, zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen, die besondere Atmosphäre im Stadion der Freundschaft - aber eben auch eigenes Unvermögen und der fehlende Siegeswillen. "Wir sind zu brav. Ich sage immer, wir müssen auch mit einer Portion Hass ins Spiel gehen", meint Röber ein wenig martialisch. Den Hass brachten andere ins Spiel.

Was die individuellen Fehler angeht: Da fühlte sich Gabor Kiraly zu Recht angesprochen. Das zweite Tor ging auf seine Kappe. "Wenn Torwart geht raus, muss Ball haben", radebrechte der Ungar selbstkritisch. Er hatte ihn nicht, sondern Bitencourt. Dessen Kopfballtor klärte bereits alles, selbst wenn Energie-Trainer Eduard Geyer später behauptete, selbst nach dem 3:0 "habe ich noch gezittert". Es lag wohl an der empfindlichen Kühle im verregneten Cottbus.

Natürlich wurmte Kiraly auch das erste Gegentor, erzielt durch Vasile Miriutas Freistoß. Er habe, so Kiraly, bei der Ausführung weder den Ball noch den Schützen gesehen. Dass der Freistoß überhaupt gegeben wurde, war eine von zwei Fehlentscheidungen des ansonsten gut amtierenden Schiedsrichters Alfons Berg. Er fiel auf die Schwalbe von Antun Labak rein. Und bei der Attacke, von zwei Cottbusern in der ersten Halbzeit gegen Alex Alves geführt, hätte er auf Elfmeter entscheiden müssen.

Doch darüber sprach in Cottbus später kaum noch jemand. Weit mehr Diskussionsstoff lieferten wieder einmal Rowdys im Hertha-Lager. "Solche Chaoten gab es in Cottbus noch nie", kommentierte gestern der Sprecher der Cottbuser Polizei, Berndt Fleischer. Rauchbombenwürfe erzwangen einen verspäteten Anpfiff und später eine Spielunterbrechung. Ein Ordner wurde durch den Wurf eines Feuerwerkskörpers im Gesicht getroffen, konnte nach der Behandlung im Krankenhaus aber wieder entlassen werden. Während das Pulver für die Rauchbomben ins Stadion geschmuggelt worden sein soll, wurden nach ersten Erkenntnissen der Polizei die Sprengmittel, eingewickelt in Alufolie, von außerhalb des Stadions in den Hertha-Fanblock geworfen. Bereits vor dem Spiel wurden acht Berliner in Gewahrsam genommen, die auf dem Bahnhof und in einer Gaststätte randaliert hatten. Herthas Manager Dieter Hoeneß, der sich im Stadion um eine Deeskalation bemüht hatte, kündigte an, der Verein werde sich um den verletzten Ordner kümmern.

Übrigens: Die "Lausitzer Rundschau" berichtet heute auf einer Sonderseite über die Vorfälle.

Klaus Rocca

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