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Wilfried Kanga (re., gegen Dortmunds Mats Hummels) wartet noch auf sein erstes Tor für Hertha BSC.

© IMAGO/Contrast

Erst zwei Tore in der Bundesliga: Hertha BSC fehlt es an Durchschlagskraft

Der Fußball-Bundesligist spielt ansehnlicher als vorige Saison, präsentiert sich aber vorn zu harmlos. Auch Neuzugang Wilfried Kanga ist noch ohne Treffer.

Ein besonders großer Drang zur Offensive kann dem FC Augsburg nicht nachgesagt worden. Laut der wöchentlich vom „Kicker“ veröffentlichten Tabelle hat sich Augsburg in vier Spielen fünf Chancen erarbeitet. Das ist, nun ja, wenig. Immerhin haben 60 Prozent davon zu Toren geführt.

So wenig Chancen, aber auch eine so hohe Effizienz, weist sonst niemand in der Fußball-Bundesliga auf, nicht einmal annähernd. Augsburg hat ein Problem, das Trainer Enrico Maaßen wie folgt umschreibt: „Wir müssen uns mehr Tormöglichkeiten erspielen und zielstrebiger sein.“

Schlusslicht in der Chancen-Tabelle ist der nächste Gegner der Augsburger: Hertha BSC (Sonntag 15.30 Uhr, live bei Dazn), mit einer Quote von 11,1 Prozent, 2 von 18 Gelegenheiten wurden genutzt. Auch ohne Prozente und Quotienten ist klar, dass Hertha ebenfalls ein Offensivproblem hat. Immer noch. Schon in der vorigen Saison standen nach 34 Partien nur 37 Treffer zu Buche, bei Augsburg waren es lediglich zwei mehr. Dazu kamen für die Berliner noch zwei in der Relegation gegen den Hamburger SV.

Diesmal war das Team verheißungsvoll gestartet: Vier Tore im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig. Ungünstigerweise traf der Gegner auch vier Mal – und dann im Elfmeterschießen einmal mehr als die Gäste. Seitdem hat sich, abgesehen vom Stadtduell beim 1. FC Union, die Defensive ordentlich stabilisiert.

Dafür geht vorn nicht mehr viel. Ein Tor bei Union durch Dodi Lukebakio zum 1:3-Endstand, eines durch Suat Serdar zur Führung gegen Eintracht Frankfurt (Endstand 1:1) schon in der dritten Minute. Seitdem wartet Hertha auf ein Tor, bei Borussia Mönchengladbach und gegen Borussia Dortmund gelang keins.

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Insgesamt sieht es ansehnlicher aus als in der vergangenen Saison. Auch dadurch bedingt, dass über die inzwischen von Chidera Ejuke und Dodi Lukebakio besetzten Außenpositionen mehr kommt. Aber Hertha erspielt sich nach wie vor nicht viele Chancen und diese sind häufig Schüsse aus der Entfernung. Außerdem kommt der Ball nicht selten durch schludrige Abspiele abhanden.

Gegen Borussia Dortmund traf Marco Richter die Latte

Dazu gesellt sich Pech, etwa beim Lattentreffer von Marco Richter gegen Dortmund oder als Stevan Jovetic gegen Frankfurt den vielversprechenden Versuch von Serdar im Strafraum unfreiwillig abblockte.

Die Verbesserung der Offensivleistung war daher in dieser Woche ein wichtiger Bestandteil der Trainingstätigkeit. „Die Jungs waren in den Abschlüssen sehr präzise, auch unter Gegnerdruck“, sagte Sandro Schwarz am Freitag und hatte noch ein Lob parat: „Alle Offensivspieler arbeiten sehr eifrig.“ Allerdings sagte der Trainer auch: „Nun brauchen wir die Umsetzung am Spieltag.“

Sportgeschäftsführer Fredi Bobic ist der Meinung, dass die Mannschaft im Sturm gut genug besetzt ist. Auf der Zielgeraden der Transferperiode wurde nicht mehr nachjustiert. Stattdessen gingen Krzysztof Piatek, der in den Planungen längst keine Rolle mehr spielte, zur US Salernitana nach Italien und Talent Luca Wollschläger zu Drittligist Rot-Weiss Essen, beide auf Leihbasis. Die jungen Stürmer Jessic Ngankam (22) und Derry Scherhant (19) befinden sich nach Verletzungen im Aufbautraining. Davie Selke kam außer im Pokal, dort schoss er ein Tor, nur zu Kurzeinsätzen.

Einer, der im dauerhaft fitten Zustand sicher helfen könnte, wäre Stevan Jovetic. Doch der 32-Jährige ist oft angeschlagen. Sein letztes Tor schoss er Mitte Februar, seinen letzten Einsatz über 90 Minuten hatte er Anfang März. Wenn er bisher in dieser Spielzeit reinkam, brachte er meist Belebung in Herthas Spiel. Aber auch für die anstehende Partie beim FC Augsburg ist Jovetic wohl bestenfalls als Joker einsetzbar.

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Den Stammplatz im Sturm hat Wilfried Kanga inne, den Hertha Ende Juli für etwa vier Millionen Euro vom BSC Young Boys aus Bern holte. Dort hatte Kanga vorige Saison zwölf Ligatreffer erzielt und in dieser vor seinem Wechsel drei in zwei Spielen. In Bern war er zunächst stets als Einwechselspieler dabei, benötigte einige Zeit, um sich reinzufinden – und traf dann oft.

In Berlin hätte es gleich beim Startelfdebüt hinhauen können, doch gegen Frankfurt schoss der 24-Jährige aus kurzer Distanz freistehend drüber.

Kanga ist weiterhin ohne Tor, fällt aber zumindest durch eine höchst engagierte Spielweise auf. „Es ist wichtig, wie er für die Mannschaft arbeitet. Das ist auch ein Kriterium für uns. Wenn du so fleißig bist, wird die individuelle Belohnung kommen“, sagt Schwarz. Das gelte auch generell, glaubt der Trainer: „Ich habe hohes Vertrauen in meine Offensivabteilung, dass wir Tore schießen werden. Unabhängig davon, wer es am Ende sein wird.“

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