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Michael Preetz würde einen dritten Bundesliga-Abstieg als Hertha-Manager wohl nicht im Amt überstehen.

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Hertha BSC im Abstiegskampf: Auch für Michael Preetz könnte es eng werden

Ein Abstieg in die Zweite Liga hätte für Hertha BSC ernste Folgen. Auch die Diskussion um Manager Michael Preetz dürfte dann wieder neu beginnen. Deshalb will der Berliner Bundesligist den Klassenerhalt schnellstmöglich klar machen.

Als Hertha BSC vor ein paar Wochen die Einladung zur turnusmäßigen Mitgliederversammlung verschickt hat, hat vermutlich niemand damit gerechnet, dass der Termin noch einmal brisant werden könnte. Die Mannschaft befand sich auf bestem Wege, den Klassenerhalt vorzeitig sicherzustellen. Inzwischen, nach fünf Spielen ohne Sieg und drei Niederlagen hintereinander, ist die Sorge nach Berlin zurückgekehrt, auch wenn sich bei Hertha alle Beteiligten nach außen zuversichtlich geben. Etwas anderes als den Klassenerhalt mag sich niemand vorstellen – und vermutlich auch nicht, was dann am 26. Mai, drei Tage nach dem Saisonfinale, bei Herthas Mitgliederversammlung los wäre.

Im schlimmsten Fall wäre die Mannschaft gerade zum dritten Mal in fünf Jahren in die Zweite Liga abgestiegen. Im zweitschlimmsten stünde sie unmittelbar vor zwei Relegationsspielen gegen den Dritten der Zweiten Liga. Die Begegnungen sind für den 28. Mai und den 1. Juni terminiert; Herthas Heimspiel würde wegen des DFB-Pokalfinales im Olympiastadion aber vermutlich wie schon vor drei Jahren einen Tag vorgezogen werden – und schon am Tag nach der Mitgliederversammlung stattfinden.

Kein Wunder, dass sich bei Hertha niemand mit diesen Szenarien und ihren Folgen beschäftigen möchte. Die Sprachregelung lautet: Wir haben alles in eigener Hand. Sorgen müssen sich eher die fünf Teams hinter uns machen. Der Spielplan mit dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt an diesem Samstag und der Auswärtspartie bei der TSG Hoffenheim spricht ebenfalls für Hertha. Die Konkurrenz hat deutlich schwierigere Aufgaben zu bewältigen, trifft zum Teil noch in direkten Duellen aufeinander und nimmt sich dadurch gegenseitig Punkte weg.

Hertha hätte auch bei einer Niederlage gegen Frankfurt mutmaßlich noch alles selbst in der Hand

Selbst wenn Hertha gegen Frankfurt verlieren sollte, wird die Mannschaft auch vor dem finalen Spiel in Sinsheim mutmaßlich alles noch in eigener Hand haben und über dem Strich stehen. Für ein anderes Szenario müsste schon einiges zusammenkommen: Der Hamburger SV (in Stuttgart), der SC Freiburg (gegen die Bayern) und Hannover 96 (in Augsburg) müssten allesamt gewinnen – dann fiele Hertha auf den Relegationsplatz zurück. Paderborn (in Schalke) kann die Berliner an diesem Spieltag wegen der schlechteren Tordifferenz (minus 32 zu minus 17) wohl kaum einholen.

Angesichts dieser Ausgangslage fragt Trainer Pal Dardai: „Wieso soll ich Unruhe ausstrahlen? Wenn Hoffenheim zur Pause 3:0 führt, dann kann ich hektisch sein.“ Aber so weit soll es nicht kommen. Idealerweise macht Hertha mit einem Sieg gegen Frankfurt schon morgen alles klar. Das wäre auch insofern beruhigend, als die Mannschaft zuletzt mental müde und körperlich ein wenig ausgebrannt wirkte. Die manische Stimmung auf dem Trainingsplatz, die seit dem Trainerwechsel zu beobachten ist, ist einer neuen Ernsthaftigkeit gewichen. Still ist es geworden, es wird nicht mehr gealbert und kaum noch gelacht; aber das muss kein schlechtes Zeichen sein. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl, viel besser als letzte Woche“, sagt Dardai.

Bei einem erneuten Abstieg würde Präsident Gegenbauer wahrscheinlich nicht weitermachen

Die Mannschaft spielt jetzt auch um die mittelfristige Zukunft des gesamten Vereins. Ein weiterer Bundesliga-Abstieg würde den Klub zerreißen. Präsident Werner Gegenbauer hat für diesen Fall – zumindest indirekt – seinen Abschied angekündigt. Mit dessen Rückzug wäre es auch für Manager Michael Preetz schwierig, sich im Amt zu halten. Zu möglichen personellen Turbulenzen kämen finanzielle hinzu. Ein weiterer Abstieg hätte erhebliche Einbußen zur Folge. Die Suche nach einem neuen Hauptsponsor würde sich noch schwieriger gestalten, überhaupt müssten die Sponsoren weniger zahlen, und auch das Fernsehgeld fiele deutlich geringer aus. Nach jetzigem Stand erhielte Hertha für die neue Saison 23 Millionen Euro aus den Fernsehrechten; in der Zweiten Liga wären es 13 Millionen weniger.

Die Lizenz immerhin ist nicht in Gefahr. Hertha hat vor einigen Wochen verkündet, dass der Klub die Lizenz für die Erste Liga mit den „erwarteten Auflagen“ erhalten habe. Das gilt nach Informationen des Tagesspiegels auch für die Zweite Liga. Die Auflagen sind die gleichen wie in den vergangenen Jahren: Etwaige Mehrausgaben müssen durch Mehreinnahmen gedeckt sein, dazu muss Hertha der Deutschen Fußball-Liga im Laufe der Saison die tatsächlichen Zahlen vorlegen. Für die Erste Liga ist eine moderate Erhöhung des Personaletats geplant. Welche Zahlen Hertha für die Zweite Liga eingereicht hat, ist derzeit nicht bekannt. Wenn es nach den Klubverantwortlichen geht, soll das auch für immer so bleiben.

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