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Kurz vor Anpfiff: Viele freie Sitze beim Europa-Kracher der Hertha.

© dpa/Soeren Stache

Hertha BSC in der Europa League: Wo sind die Berliner Fußballfans?

Hertha BSC hat gezeigt, dass man mit einem spanischen Topteam mithalten kann. Jetzt müssen auch die Fans in Berlin zeigen, dass sie konkurrenzfähig sind. Ein Kommentar. 

Von Katrin Schulze

So schlimm war es ja gar nicht. Mit 20.000, vielleicht 25.000 Zuschauern hatte Hertha BSC beim ersten internationalen Auftritt seit siebeneinhalb Jahren gerechnet. Am Ende aber waren es beinahe 30.000 Fans, die zu später Donnerstagabendstunde bei herbstlichen Temperaturen in das zugige Olympiastadion zogen, um Herthas Spiel gegen Athletic Bilbao zu sehen. Immerhin. In früheren Jahren verloren sich bei den meisten Europa-League-Spielen noch weniger Menschen auf den grauen Schalensitzen.

Diejenigen, die gegen Bilbao kamen, hatten viel richtig gemacht. Denn sie sahen ein interessanteres Spiel, als es der Endstand von 0:0 vermuten lässt. Die Berliner spielten nach anfänglicher europäischer Eingewöhnungsphase so mutig und leidenschaftlich, dass sie den Sieg verdient gehabt hätten. Und wer weiß schon, wie es ausgegangen wäre, wenn sie noch ein paar tausend Menschen mehr angefeuert hätten.

An den Spielern liegt es nicht

Die harten Fans, die sowieso immer kommen und im Berliner Westend die Ostkurve unsicher machen, sangen und johlten und feierten am Donnerstag laut wie eh und je. Kein Zweifel, dass sie auch im November und Dezember mitbibbern, wenn es gegen weit weniger bekannte Mannschaften wie Luhansk und Östersund geht. Doch Hertha international hat mehr verdient als die Stammkundschaft. Schließlich trägt die Mannschaft keine Testspiele aus, sondern nimmt am zweitwichtigsten Wettbewerb Europas teil, was sie sich durch eine sehr gute Bundesligasaison erarbeitet hat.

Am Engagement der Spieler liegt es nicht. Sie haben gezeigt, dass sie mit einem spanischen Spitzenklub mithalten können. Jetzt müssen die Fußballfans in der Stadt beweisen, dass sie konkurrenzfähig sind. Es muss ja nicht gleich eine derart ausgelassene Party sein, wie sie die Fans des 1. FC Köln nach 25-jähriger Abwesenheit von Europa in London hinlegten. "Wenn wir in der Europa League weiter so spielen, bin ich mir sicher, dass mehr Menschen kommen, um uns zu sehen", hat Herthas Abwehrspieler Marvin Plattenhardt nach dem Spiel gegen Bilbao gesagt. Hoffentlich haben die Berliner und Brandenburger genau hingehört.

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