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Niedriger Körperschwerpunkt. Gegen RB Leipzig zeigte Alexander Baumjohann (links) seine Wendigkeit, blieb allerdings größtenteils wirkungslos.

© City-Press GbR

Hertha BSC in der Vorbereitung: Dessauer Experimente

Beim 1:0 gegen RB Leipzig tut sich Hertha schwer, weil das Team noch mitten in der Vorbereitung steckt. Auch in den kommenden Testspielen möchte Hertha-Trainer Jos Luhukay rotieren - damit die Spieler ihre Aufgaben kennen.

Nach dem Spiel wuchsen den Fußballern von Hertha BSC Flügel. Sie griffen zu bei den Getränkedosen, die der Sponsor des Gegners aufgebaut hatte, und verschwanden trinkend im Mannschaftsbus, um möglichst schnell nach Berlin zurückzudüsen. Beim 1:0 (0:0)-Testspielsieg gegen RB Leipzig vor 4183 Zuschauern in Dessau hatten sie deutlich schwerfälliger ausgesehen, aber damit wollten sie sich nicht lange aufhalten. „Wir haben uns spielerisch schwer getan in der ersten Halbzeit, in der zweiten lief es flüssiger“, sagte Trainer Jos Luhukay. „Aber das hat alles noch nicht die Aussagekraft, auch was die Stammelf angeht.“

Wie bei den bisherigen vier Testspielsiegen gegen Fünft- und Sechstligisten wechselte Luhukay zur Halbzeit komplett durch. Dabei war der ambitionierte Drittliga-Aufsteiger, der am Freitag in die Saison startet, phasenweise stärker als Hertha. Aus Protest gegen RB boykottierten Teile der Hertha-Fans das Benefizspiel für Hochwasseropfer, andere Anhänger sehen wiederum die Kritiker kritisch.

Von so viel Kontroverse war in Dessau wenig zu spüren. Das Spiel plätscherte friedlich dahin wie inzwischen auch wieder die Elbe hinter dem Paul-Greifzu-Stadion. Im Moment läuft ohnehin alles harmonisch: Hertha hat den Kader so früh wie selten zusammen und kann sich in Ruhe vorbereiten, den Plan dazu hat Luhukay im Kopf. „Das Verhältnis von Be- und Entlastung muss stimmen“, erklärt er. Die Spielzeit wird derzeit ebenso gleichmäßig verteilt wie die Belastung. Denn Hertha befindet sich gerade erst in Phase zwei.

Luhukay teilt die sechs Wochen Vorbereitung in drei Phasen ein. In der ersten ist die konditionelle Belastung am höchsten, in der dritten erfolgt der taktische und spielerische Feinschliff. Gegen Leipzig waren die Beine noch ein bisschen schwer und das Spielniveau war noch nicht hoch genug, um glänzen zu können. Bei den nächsten Testspielen am Dienstag gegen Krakau unter Ausschluss der Zuschauer und am Donnerstag in Köln werden die ersten Spieler fit genug sein, um durchzuspielen, sagt Luhukay. Aber: „Die erste Elf werde ich frühestens eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel auflaufen lassen.“

Luhukay denkt nicht in einer Stammelf, sondern in Positionen und Rollen, an die er die Spieler heranführen will. Dafür müssten alle ein vergleichbares Niveau in Sachen Fitness und Spielpraxis haben. „Alles andere wären unfair den Spielern gegenüber“, sagt er. Und würde ihm und dem Team wenig helfen. Das zeigt die Erfahrung der vergangenen Saison: Da gab es immer wieder Ausfälle, doch die Spieler, die dann ins Team rutschten, „waren fit und kannten ihre Aufgabe, das hat uns sehr geholfen“.

Doch natürlich spekulieren Fans und Experten schon reichlich und versuchen aus den bisherigen Tests Schlüsse zu ziehen. Wer bekommt am Ende den Platz in der Sturmmitte: Pierre-Michel Lasogga, Sami Allagui, Sandro Wagner oder Adrian Ramos, der kurz nach dem Seitenwechsel per Hacke das Siegtor erzielte und von Luhukay bereits als erste Wahl bezeichnet wurde? Spielt Hertha ein 4-2-3-1 oder doch ein 4-1-4-1, mit Ronny und dem Neuzugang Alexander Baumjohann gemeinsam im offensiven Mittelfeld? „Die Vorbereitung ist die Zeit, um zu experimentieren“, sagt Luhukay. „Wir haben jetzt drei Wochen trainiert, da kann noch viel passieren.“ Hertha ist ja erst in Phase zwei.

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