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Sport: Hertha BSC: Kein Durchkommen für Preetz und Co.

An der Vormachtstellung von Hertha BSC im Berliner Fußball ist nicht zu rütteln. Auch auf längere Sicht nicht.

Von Karsten Doneck, dpa

An der Vormachtstellung von Hertha BSC im Berliner Fußball ist nicht zu rütteln. Auch auf längere Sicht nicht. Und schon gar nicht durch innerstädtische Freundschafts-Vergleiche. Die bieten eher Gelegenheit, die Herthaner mal ein bisschen zu ärgern, oder auch dazu, ihnen ihre Grenzen zu zeigen. Beides ist dem Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Union gestern im Testspiel vor 8356 Zuschauern im Stadion an der Alten Försterei recht gut gelungen. Aber am Ende konnten sich nur die Herthaner über ein Tor freuen. 1:0 (0:0) gewann der Bundesligist das städtische Prestigeduell, und Unions Stürmer Sreto Ristic ärgerte sich nachher über das Unglück der eigenen Mannschaft: "Da treffen wir drei-, viermal Pfosten und Latte, und dann entscheidet eine Sekunde Unaufmerksamkeit so ein Spiel." Vor dem Punktspielstart am 30. Juli gegen Hannover 96 wird der 1. FC Union halt noch ein paar Konzentrationsübungen ins Programm aufnehmen müssen.

Hertha trat mit dem Personal an, das tags zuvor am Gewinn des Ligapokals allenfalls daumendrückend beteiligt war. Ali Daei und Pal Dardai, Bart Goor und Roberto Pinto standen da unter anderen in den blau-weißen Trikots auf dem Feld. Sicher keine schlechten Fußballer, aber dass die von Trainer Jürgen Röber auserwählte Mannschaft nicht unbedingt ein Lehrstück für harmonisch-geschliffenes Zusammenspiel abliefern würde, musste jedem halbwegs fachkundigen Besucher von vornherein sonnenklar sein. Der Findungsprozess dieser Elf, 90 Minuten lang mit viel gutem Willen betrieben, endete mit dem Abpfiff wohl endgültig: Mit einiger Sicherheit wird Hertha nie wieder in dieser Formation auf irgendeinem Sportplatz vorstellig werden. Kurz vor Schluss setzte Herthas bunte Mischung freilich noch ihr Achtungszeichen: Da verwertete Ali Daei mit dem Kopf eine Flanke des insgesamt schwachen René Tretschok zum einzigen Treffer (87.).

Union überraschte mit Ivan Kozak als Libero, im Angriff mühten sich Sreto Ristic und Bozo Djurkovic. Wobei besonders Ristic seinen Widersacher Dennis Lapaczinski mächtig auf Trab hielt. "Ich bin nie zufrieden. Ich möchte eben auch mal treffen, und außerdem bin ich nach dem harten Training auch noch ein bisschen müde", beurteilte Ristic seine Vorstellung. Pech für den schlaksigen Union-Angreifer, der ablösefrei vom SSV Ulm 46 gekommen ist, dass ein prächtiger Schuss von ihm vom Strafraumeck an den hinteren Pfosten klatschte (8.). Erst in der zweiten Hälfte setzte Trainer Georgi Wassilew Unions vorerst letzten Zugang Ferdinand Chifon ein. Der Torjäger aus Kamerun führte sich mit einem Lattenschuss spektakulär ein (53.) und überzeugte durch seine Schnelligkeit. Dass dann auch Kostadin Widolow mit wuchtigem Freistoß noch mal das Gestänge des von Christian Fiedler gehüteten Hertha-Tores traf (78.), unterstreicht, wie nahe Union einem alles in allem verdienten 1:0 war. Über Unions Chancen staunte selbst Hertha-Trainer Jürgen Röber: "Da waren ja ein paar schöne Dinger dabei.".

Im Übrigen war der Sieg im Ligapokalfinale für den Promi-Status der Hertha-Profis nicht unbedingt förderlich. So wurde den nahezu komplett in der Alten Försterei erschienenen Helden vom Schalke-Spiel wie Preetz, Marcelinho oder Alves schlichtweg der Zutritt zum Vip-Zelt verwehrt. Freilich steckte keine böse Absicht des 1. FC Union dahinter. Der Sportartikelhersteller Nike - Ausrüster beider Vereine - hatte die Ausrichtung der Partie übernommen und bewerkstelligte die Organisation, angeblich, um Kosten zu sparen, ausgesprochen lieblos. Die Zuschauereinnahmen, die das Unternehmen weitgehend für sich einstrich, lagen übrigens bei rund 120 000 Mark. Etwas höflicher hätte man da gegenüber Preetz und Co. doch sein können, oder?

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