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Noch mal schnell nachrechnen. Herthas Finanzgeschäftsführer stellt die Bilanz für 2015/16 vor.

© picture alliance / dpa

Mitgliederversammlung: Hertha BSC macht knapp acht Millionen Euro Verlust

An diesem Montag gibt Hertha BSC bei der Mitgliederversammlung die Bilanz für 2015/16 bekannt. Der Bundesligist macht mal wieder Verlust. Die Schulden steigen auf 21 Millionen Euro.

Die Jahre mit Hertha BSC verlaufen stets nach einem festen Rhythmus. Im Mai, bei der Mitgliederversammlung, stellt der Berliner Fußball-Bundesligist seine Etatplanungen für die Saison vor, die im darauffolgenden Juli beginnt; im November, wieder zur Mitgliederversammlung, wird dann die Bilanz vorgelegt – für das Geschäftsjahr, das im Juli des Vorjahres begonnen hat. Die Planzahlen hat dann, anderthalb Jahre später, niemand mehr im Gedächtnis. Manchmal ist das auch ganz gut so.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die tatsächlichen Zahlen sich am Ende deutlich unterscheiden von dem Etat, den ein Bundesligist zur Erteilung der Lizenz bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorlegt. Das ist auch bei Hertha für die Saison respektive das Geschäftsjahr 2015/ 16 wieder so gewesen. Es gibt ein paar erfreuliche Abweichungen nach oben. 50 Punkte holten die Berliner Fußballer; geplant waren 40. Im DFB-Pokal schafften sie es bis ins Halbfinale; budgetiert war lediglich die dritte Runde. Auch die Einnahmen fielen mit 95,2 Millionen Euro (geplant: 78,8 Millionen) deutlich höher aus – leider auch die Ausgaben: 103 Millionen statt 78,4 Millionen Euro. Was zu dem unerfreulichen Ergebnis führt, dass Hertha das Geschäftsjahr mit einem Verlust von 7,8 Millionen Euro abgeschlossen hat. Geplant war ein leichter Überschuss von 0,4 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten sind damit auf 21,2 Millionen Euro gestiegen.

Hertha hat einige Verträge verlängert - auf Dauer soll das billiger sein

„In der Gewinn-und-Verlustrechnung spiegeln sich unsere strategischen Entscheidungen wider“, sagte Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller, der die Zahlen am Montagabend bei der Mitgliederversammlung in der Messe vorstellen wird. Anstatt Spieler zu verkaufen, damit Transfererlöse und folglich auch einen besseren Jahresabschluss zu erzielen, habe der Klub im Sommer 2015 Qualität hinzugeholt (Mitchell Weiser, Vladimir Darida, Niklas Stark, Vedad Ibisevic) und zum Teil langfristig an sich gebunden. Mit Fabian Lustenberger, Marvin Plattenhardt und John Anthony Brooks haben die Berliner bereits im vergangenen Geschäftsjahr die Verträge verlängert – was mit höheren Kosten verbunden ist. Das Gleiche gilt auch bei Mitchell Weiser, der Ende August, also schon im neuen Geschäftsjahr, einer Vertragsverlängerung bis 2020 zugestimmt hat. „Wir haben Transferwerte geschaffen und erhalten“, sagt Ingo Schiller. Hertha BSC erhofft sich davon mittelfristig deutlich höhere Einnahmepotenziale. Dass der Klub diese Einnahmepotenziale auch zu Geld machen wird, sei damit aber nicht zwingend gesagt. Hertha sei zwar ein Ausbildungsverein, aber derzeit sei der Klub nicht darauf angewiesen, Transfererlöse zu erzielen.

Das liegt laut Schiller auch daran, dass das Minus vor allem auf höhere Abschreibungen zurückzuführen, nicht auf einen Cash-Verlust. Hertha BSC habe zum Bilanzstichtag am 30. Juni 2015 keine zinstragenden Verbindlichkeiten mehr gehabt, abgesehen von der Fananleihe (3,5 Millionen Euro), die Mitte dieses Monats zurückgezahlt wurde. Allerdings ist das Eigenkapital um 2,8 Millionen Euro zurückgegangen (jetzt: 18,6 Millionen Euro).

Etwas mehr als 40 Millionen Euro hat Hertha in der Saison 2015/16 für den Bundesligakader ausgegeben; neben den Vertragsverlängerungen hat auch der sportliche Erfolg (Platz sieben) durch die höheren Prämien den Verein Geld gekostet. Die Zuschauerzahl (46.846) lag unter der Kalkulation (49.300), dafür erlöste Hertha aus den Fernsehrechten sechs Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor (30,1 Millionen Euro).

In Zukunft wird dieser Posten deutlich größer ausfallen. Schiller wiederholte noch einmal, was er vor einer Woche bei der Veranstaltung „Hertha im Dialog“ angekündigt hatte: Er rechne mit einem Zuwachs von im Schnitt 20 Millionen Euro im Jahr. Konkret habe er noch nicht ausgerechnet, wie sich der neue Verteilungsschlüssel der DFL für Hertha auswirken werde. Schiller rechnet aber ab der kommenden Saison mit einem Gesamterlös aus den Medienrechten, der über 55 Millionen Euro liegen wird (in dieser sind es 32,7 Millionen). Auch das ist ein Grund, warum Hertha einige zum Teil noch laufende Spielerverträge bereits verlängert hat. Wenn die Profis erst einmal spitz bekommen haben, dass deutlich mehr Geld im Markt ist, wäre es für Hertha vermutlich noch sehr viel teurer geworden.

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