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Sport: Hertha BSC - VfL Wolfsburg: Die Berliner werden von Wolfsburg vorgeführt

Wer zweimal in Folge auswärts siegt, der sollte danach vor heimischem Publikum eigentlich mit entsprechendem Selbstvertrauen aufspielen. Hertha BSC führte diese auf dem gesunden Menschenverstand basierende Schlussfolgerung gestern ad absurdum.

Wer zweimal in Folge auswärts siegt, der sollte danach vor heimischem Publikum eigentlich mit entsprechendem Selbstvertrauen aufspielen. Hertha BSC führte diese auf dem gesunden Menschenverstand basierende Schlussfolgerung gestern ad absurdum. Nach den jüngsten Erfolgen in Hamburg (2:1) und Bochum (3:1) wollten 36 957 Zuschauer das erste Heimspiel im Jahr 2001 sehen. Und das, obwohl es gegen den nicht gerade als Publikumsmagneten bekannten VfL Wolfsburg ging. Sie wurden alle bitter enttäuscht. 1:3 (0:1) hieß es nach 90 einseitigen Minuten.

Andrzej Juskowiak (2) und Stefan Schnoor trafen am 21. Spieltag der Fußball-Bundesliga für den VfL, René Tretschok gelang per Elfmeter das Berliner Tor. Für Hertha BSC war es ohne die verletzten Alex Alves, Marko Rehmer, Stefan Beinlich, Sebastian Deisler, Kai Michalke und Kostas Konstantinidis die dritte Heimniederlage in Folge nach dem unrühmlichen Abschluss des vergangenen Jahres, als Bayern München und der 1. FC Kaiserslautern leicht und locker die Punkte aus dem Olympiastadion entführt hatten.

Es lief wenig bis gar nichts zusammen in der Berliner Mannschaft. Die schwache Tagesform zog sich durch alle Mannschaftsteile. Im Angriff standen sich Michael Preetz und Ali Daei allzu oft gegenseitig auf den Füßen herum. In der ersten Halbzeit schossen die Berliner nicht ein einziges Mal aufs Tor.

Das lag sicherlich an den beiden Spitzen, aber auch daran, dass die Wolfsburger auf den Außenpositionen viel besser besetzt waren. Auf der rechten Seite war der Amerikaner Anthony Sanneh alles andere als ein angemessener Vertreter des angeschlagenen Sebastian Deisler. Patrick Weiser, Wolfsburgs angehender Nationalspieler, bestimmte eindeutig das Geschehen. Auf der linken Seite kam Michael Hartmann kaum einmal an seinem Gegenspieler Zoltan Sebescen vorbei.

Und in der Abwehr ging es immer dann drunter und drüber, wenn Torhüter Gabor Kiraly und Josip Simunic zueinander fanden. Einmal hätte Simunic seinen Torhüter beinahe mit einer Rückgabe von der Mittellinie überlistet, weil er nicht gesehen hatte, dass dieser weit vorgerückt war. Im letzten Augenblick rettete der Ungar mit dem Kopf. Kurz darauf fiel eine Rückgabe von Simunic dann viel zu kurz aus, so dass Wolfsburgs Torjäger Juskowiak dazwischen gehen konnte und den Ball nur denkbar knapp neben das Berliner Tor setzte.

Ein Tor lag in der Luft, und es fiel völlig verdient für den eindeutig dominierenden VfL. Dorinel Munteanu hatte einen Feistoß von der linken Seite hoch vor das Berliner Tor geschlagen. Simunic blieb tatenlos am Boden, direkt neben ihm stieg Juskowiak hoch und traf aus zehn Metern unhaltbar für Kiraly in die linke Ecke. Das war nach 36 Minuten schon der Anfang vom Ende für Hertha BSC.

Trainer Jürgen Röber spielte Risiko - vergebens. Verteidiger Dick van Burik blieb in der Kabine, für ihn kam der 19jährige Stürmer Sedat Zilic. Der hätte mit seiner ersten Ballberührung um ein Haar den Ausgleich geschafft und war auch in der Folgezeit die einzig positive Erscheinung auf Berliner Seite. Doch richtiger Fußball wurde auch in der zweiten Halbzeit nur von den Wolfsburgern gespielt. Die beiden folgenden Tore, die das Berliner Schicksal besiegelten, wurden beide von einem Mann vorbereitet, der in Zukunft vielleicht Herthas Trikot trägt. Zoltan Sebescen schickte nach fünf Minuten in der zweiten Halbzeit zunächst Dietmar Kühbauer auf dem rechten Flügel auf die Reise. Dessen Zuspiel verwandelte Juskowiak mit seinem zweiten Tor zum 2:0. Und fünf Minuten später dirigierte der von Hertha umworbene Mittelfeldspieler Sebescen den Ball zu Stefan Schnoor, der in Berlin sein erstes Bundesligator seit drei Jahren schießen durfte - 0:3.

Schnoor war es auch, der den Berlinern den Ansatz eines Erfogserlebnisses ermöglichte. Ein wenig ungeschickt riss er im Strafraum den kleinen Zilic um. Den folgenden Elfmeter verwandelte René Tretschok zum 1:3. Das war 17 Minuten vor Schluss. Zu spät für eine Wende.

Klaus Rocca

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