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Zufrieden mit dem Auftritt der Mannschaft: Herthas Spielerpersonal hat sich bisher unter Pal Dardai stark verbessert präsentiert.

© dpa

Hertha BSC vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln: Matchball für die Hertha

Gegen den 1. FC Köln kann Hertha BSC den entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt machen – vier Gründe, die den Erfolg unter Pal Dardai erklären.

Ein bisschen verschüchtert blicken die Anhänger von Hertha BSC immer noch den kommenden Wochen entgegen. Nach dem heutigen Heimspiel gegen den 1. FC Köln (15.30 Uhr, live bei Sky) stehen für den Berliner Fußball-Bundesligisten drei harte Aufgaben an: Sie müssen beim designierten Meister Bayern München spielen, empfangen anschließend den Dritten Mönchengladbach, ehe sie in Dortmund antreten. Umso mehr würde ein Sieg gegen den Tabellennachbarn Köln zur Beruhigung beitragen. Mit dann 36 Punkten hätte Hertha fünf Spiele vor Saisonende den Klassenerhalt so gut wie sicher. Eine solch erfreuliche Wendung war Anfang Februar nicht unbedingt zu erwarten, als Hertha Trainer Jos Luhukay beurlaubte. Wir erklären, welche Faktoren für den Erfolg unter dessen Nachfolger Pal Dardai verantwortlich sind.

DEFENSIVE

Der Spruch wird immer wieder gern zitiert: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften. Mit Meisterschaften hat Hertha aktuell eher weniger zu tun, trotzdem gilt diese Erkenntnis, leicht abgewandelt, auch für den Berliner Bundesligisten: Defensive verhindert Abstiege. Pal Dardai träumt zwar davon, dass Hertha eines schönen Tages auch ansehnlichen, offensiven und mutigen Fußball spielt, die Erfordernisse des Abstiegskampfes haben von ihm aber einen eher defensiven Ansatz verlangt. Die defensive Stabilität war eines der Hauptthemen in der täglichen Trainingsarbeit. Dardai lege besonderen Wert auf die Kompaktheit, sagt Verteidiger John-Anthony Brooks. „Ihm ist wichtig, dass wir schnell hinter den Ball kommen. Dann ist es schwer, Tore gegen uns zu erzielen.“ Die Fortschritte sind statistisch belegbar. Unter Jos Luhukay kassierte Hertha im Schnitt zwei Gegentore pro Spiel (19 in 38 Spielen), seit dem Trainerwechsel ist es nicht mal mehr eins (sieben in neun Spielen). Mit Dardai spielte Hertha fünf Mal zu null, unter Luhukay gelang das in dieser Saison lediglich drei Mal. Die Stabilität in der Defensive „liegt nicht nur an uns Verteidigern, das fängt vorne an“, sagt Brooks. „Jeder macht mit. Das ist das Rezept.“

FITNESS

Die Abstände klein halten, die Räume zulaufen – Verteidigen kann ganz schön anstrengend sein. Dass die Defensive bei Hertha gerade recht gut funktioniert, hat auch etwas damit zu tun, dass die Mannschaft körperlich dazu in der Lage ist. Manager Michael Preetz hat Jos Luhukay zwar gegen den Vorwurf verteidigt, er habe seinem Nachfolger ein Team in einem beklagenswerten Fitnesszustand hinterlassen. Pal Dardai aber hat vom ersten Tag an gesteigerten Wert auf die Verbesserung der körperlichen Voraussetzungen gelegt, vor allem auf Athletik und Spritzigkeit. Als nach der Niederlage gegen Freiburg Zweifel an seiner Dosierung im Training aufkamen, entgegnete der Ungar: „Wenn wir zu hart trainiert haben, nehme ich das auf meine Kappe. Aber ich werde das weiter durchziehen. Wir kommen da unten nur raus, wenn wir fit sind.“ Die Zahlen geben ihm Recht. Zu Luhukays Amtszeit war die geringe Laufleistung der Mannschaft immer wieder ein Thema. Inzwischen weist Hertha deutlich bessere Werte auf. Unter Luhukay ist Hertha knapp 115 Kilometer pro Spiel gelaufen, unter Dardai sind es im Schnitt fünf Kilometer mehr. Vor allem hat das Team in acht der neun Spiele weitere Strecke zurückgelegt als der Gegner. Eine Folge der schlechten Laufleistung war auch die miese Zweikampfbilanz des Teams. Die Spieler kamen oft nicht in die direkten Duelle – oder eben den entscheidenden Moment zu spät. Unter Dardai hat die Mannschaft nur gegen Wolfsburg und Schalke mehr Zweikämpfe verloren als gewonnen.

PSYCHE

Es darf wieder gelacht werden. Vom ersten Tag an hat sich Dardai um positive Stimmung bemüht. Aus fast jeder Übung im Training wird ein kleiner Wettbewerb: Wer verliert, muss büßen. In dieser Woche ging es wieder einmal darum, wer 20 Liegestütze machen musste: die Mannschaft oder der Trainer? Nachdem Marcel Ndjeng aus abseitsverdächtiger Position getroffen hatte, fragte Dardai: „Marcel, was meinst du?“ – „Gleiche Höhe“, antwortete Ndjeng. – „Okay. Abseits!“, verkündete der Trainer. Und lachte. Die gute Laune auf dem Trainingsplatz wirkt manchmal ein bisschen aufgesetzt. Aber sie wirkt. „Seitdem ich hier bin, sehe ich nur positive Menschen“, sagt Dardai. Die Zweifel, die nach den beiden Niederlagen gegen Freiburg und Wolfsburg aufkamen, hätten die Mannschaft nicht erreicht, behauptet ihr Trainer. Die Spieler haben bisher nicht den Eindruck erweckt, unter der Last der Erwartungen zu leiden. Im Gegenteil. Unter Dardai gelangen Hertha bereits fünf Tore in der letzten Viertelstunde. Das ist nicht nur ein weiterer Beleg für eine gesunde Fitness des Teams, sondern spricht auch für Nervenstärke respektive für ein gesundes Selbstbewusstsein, das sich natürlich auch aus der Serie von sechs Spielen ohne Niederlage speist. Ohne diese späten Tore hätte die Mannschaft sechs Punkte weniger – und läge damit nur dank der Tordifferenz vor der Abstiegszone.

GLÜCK

Wie wäre die Geschichte wohl verlaufen, wenn Loris Karius, der Torhüter des FSV Mainz 05, bei Dardais erstem Spiel als Trainer nach einer halben Stunde nicht der Ball versprungen wäre und er anschließend Valentin Stocker umgesäbelt hätte? Es gab Rot für Karius, Elfmeter für Hertha – und letztlich in Überzahl einen ungefährdeten 2:0-Sieg. Dieser Erfolg hat die Grundstimmung für die kommenden Wochen vorgegeben.

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