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Feiern geht vor. Kalou (links, mit Gervinho) hatte nach dem Sieg im Afrika-Cup noch wichtige Termine in der Heimat.

© Imago

Nach dem Afrika-Cup: Hertha BSC wartet weiter auf Salomon Kalou

Salomon Kalou verpasst den Rückflug nach Berlin und lässt Hertha BSC warten. Beim Berliner Bundesligisten ist man nicht begeistert von der Verspätung des ivorischen Stürmers.

Salomon Kalou geht es gut. So viel ist dem Foto eindeutig zu entnehmen, das der ivorische Nationalspieler gestern Mittag via Twitter verbreiten ließ. Kalou blickte lachend in die Kamera, nur seine Augen waren nicht zu erkennen. Die hatte er hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt – und im Hintergrund war auch nicht das Trainingsgelände von Hertha BSC an einem tristen Februarnachmittag zu sehen, sondern eine feiernde Menschenmenge bei strahlendem Sonnenschein in Abidjan, der größten Stadt der Elfenbeinküste. Mit diesem Foto hat Salomon Kalou nicht nur seinem anhaltenden Stolz über den Gewinn der Afrikameisterschaft Ausdruck verliehen, es enthielt auch eine unterschwellige Botschaft an seinen Arbeitgeber in Berlin: Sorry, Chef, ich kann heute leider nicht zur Arbeit kommen. Die Party hat ein bisschen länger gedauert. Aber morgen komm’ ich ganz sicher. Bestimmt. Vielleicht.

Im Grunde hat Salomon Kalou seinen Chef ja nur beim Wort genommen. „Er ist Profi, er soll das selbst bestimmen“, hatte Herthas Trainer Pal Dardai am Dienstag auf die Frage geantwortet, wann er Kalou denn im Training zurückerwarte. Aber das hätte Dardai am liebsten im persönlichen Gespräch von ihm erfahren, also nach der Rückkehr aus Afrika. Die war für Mittwochmorgen angekündigt, sodass Kalou im günstigsten Fall schon am Nachmittag erstmals wieder mit seinen neuen Kollegen hätte trainieren können. Bei Hertha gehen sie davon aus, dass der Offensivspieler am Donnerstag, mit einem Tag Verspätung, in Berlin eintrifft – allzu erbaut sind sie davon nicht. Immerhin hat das siegreiche Finale des Afrika-Cups schon am Sonntag stattgefunden. Und Hertha war die Rückkehr Kalous vom ivorischen Verband offiziell für Mittwoch zugesagt worden.

Die hohen Erwartungen hat Kalou bislang kaum erfüllt

Ein bisschen passt die neue Entwicklung zur bisherigen Geschichte Kalous bei Hertha. Die Erwartungen waren hoch, erfüllt hat sie der 29-Jährige noch nicht: Kalou ist immerhin Spitzenverdiener bei Hertha, und zwar mit Abstand; er hat mit Chelsea die Champions League gewonnen – und galt im Sommer als echter Transfercoup von Manager Michael Preetz. Doch trotz fünf Toren in dreizehn Bundesliga- Einsätzen hatten sich die Berliner mehr Output für die Mannschaft erhofft.

Paradoxerweise hat sich Kalous Situation in seiner Abwesenheit eher verbessert als verschlechtert. Er war so etwas wie der Krisengewinnler bei Hertha BSC. Trainer Jos Luhukay, der ihn in den letzten sieben Spielen der Hinrunde nicht mehr für die Startelf berücksichtigt hatte, ist vor einer Woche entlassen worden. Und Luhukays Nachfolger Pal Dardai hat sich auffallend positiv über den Ivorer geäußert: „Er ist ein genialer Fußballer, hat eine hohe Handlungsschnelligkeit und ist vor dem Tor eiskalt.“

„Er kommt mit einem Erfolgserlebnis wieder"

Dabei war auch Kalous Beitrag zum Gewinn des Afrika-Cups überschaubar. Nur im Auftaktspiel stand er in der Startelf, anschließend verlor er seinen Stammplatz, wurde in zwei der insgesamt sechs Begegnungen nicht einmal eingewechselt. Am Erfolg im Finale gegen Ghana war Kalou immerhin unmittelbar beteiligt. Fünf Minuten vor Ende der Verlängerung wurde er eingewechselt, im Elfmeterschießen verwandelte er sicher. Bei Hertha waren sie daher sehr zuversichtlich, dass der Offensivspieler mit neuem Schwung nach Berlin zurückkehren werde. „Er kommt mit einem Erfolgserlebnis wieder“, sagte Manager Preetz. „Das ist das Wichtigste.“

Durch die Verspätung ist es eher unwahrscheinlich, dass Kalou Hertha am Sonntag im wichtigen Spiel gegen den SC Freiburg zur Verfügung stehen wird – zumal er seit dem Finale vermutlich nicht allzu sportlergerecht gelebt haben dürfte. Die Chance, seinen Willen zum Neuanfang bei Hertha BSC nachdrücklich zu dokumentieren, hat Salomon Kalou jedenfalls fürs Erste verpasst.

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