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Der Ball im Mittelpunkt: Die Hertha-Profis freuen sich über das Konditionstraining mit dem Spielgerät.

© dpa

Hertha BSC: Wenn es läuft, dann läuft man weniger

Bei Hertha BSC wird im Trainingslager die holländisch geprägte Sozialisation und Idee vom Fußball von Trainer Jos Luhukay deutlich: Die Mannschaft arbeitet an der Kondition – aber mit Ball.

Nach einer halben Stunde hatte der Schrecken ein Ende. Da kam der Ball ins Spiel. Von wegen Lauftrainingslager. Sollten die Fußballprofis von Hertha BSC befürchtet haben, dass nach ihrem Aufenthalt am Scharmützelsee vom Ball nur noch eine blasse Erinnerung zurückbleiben würde, so durften sie sich gleich am ersten Tag wieder entspannen. Dafür steht schon Jos Luhukay mit seiner holländisch geprägten Sozialisation und Idee vom Fußball. „Ich kenn’ das nicht, das typische Lauftrainingslager“, sagte Herthas Trainer nach der ersten Einheit auf dem Platz des SV Eintracht Reichenwalde. „Das Fußballtraining steht im Vordergrund.“ Selbst im Lauftrainingslager.

Passübungen, fußballerische Koordination, Taktikschulung – das wollte Luhukay an Tag eins von seiner Mannschaft sehen. Und zwar in einer durchaus ambitionierten Intensität, wenn man bedenkt, dass Hertha erst seit einer Woche wieder trainiert. Zunächst ließ der Trainer die Mannschaft ohne Ball das Verschieben üben: vor, zurück, links, rechts, und dabei immer auf den Abstand zum Nebenmann achten. Anschließend durften die Spieler ihre theoretischen Kenntnisse gleich in die Praxis umsetzen: zunächst sieben gegen sieben ohne Tore, dann elf gegen elf mit zwei freien Männern. „Das ist auch eine extreme Belastung. Man unterschätzt das“, sagte Luhukay. „Man muss nicht eine Stunde durch den Wald rennen, um sich die körperliche Fitness zu holen.“ Am Nachmittag wurden dann aber dennoch die Laufschuhe ausgepackt.

Als es richtig zur Sache ging, fand sich Pierre-Michel Lasogga in einer Rolle wieder, die er schon aus der Rückrunde kennt und die ihm generell nicht sonderlich behagt: Er saß als Zuschauer auf der Bank. Doch diesmal murrte der ehrgeizige Stürmer nicht. „Das ist schon okay, dass ich langsam herangeführt werde“, sagte er. Lasogga hätte nach seinem Einsatz bei der U-21-EM eigentlich noch bis Donnerstag Urlaub gehabt, hatte aber von sich aus um einen früheren Einstieg ins Training gebeten. So fehlten gestern nur Hajime Hosogai, der nach seiner Teilnahme am Confed-Cup am15. Juli zur Mannschaft stößt und Torhüter Thomas Kraft (Fieber), der aber nach einem Arzttermin nachreiste.

Auf dem Trainingsplatz war bereits zu erkennen, was Luhukay in der Bundesliga erwartet. Das Spiel wird sich verändern, weil Hertha als Aufsteiger in die Bundesliga eher die Rolle des Außenseiters bekleiden wird. Das Spiel gegen den Ball wird noch wichtiger: Raum und Zeit für den Gegner sollen noch mehr verknappt werden. Je enger die Räume, desto weniger müsse man laufen, sagte Jos Luhukay. Und: „Je weniger man laufen muss, desto schöner ist es.“ Das gilt erst recht in einem Lauftrainingslager.

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