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Gilberto

© dpa

Hertha BSC: Wie hält man einen Gilberto?

Herthas Manager Dieter Hoeneß will unbedingt mit dem Brasilianer Gilberto verlängern. Doch das gestaltet sich offensichtlich schwierig. Dass sich nun angeblich auch noch Manchester United um ihn bemüht, dürfte die Sache nicht leichter machen.

Wenn Dieter Hoeneß es nicht besser wüsste, müsste er langsam zweifeln, ob es Alexandre Martins wirklich gibt. Mehrere Male waren beide in den vergangenen drei Monaten verabredet, doch zu Gesicht bekommen hat Hoeneß das Phantom aus Brasilien nie. „Wir haben schon vier oder fünf Termine vereinbart“, sagt der Manager von Hertha BSC. Immer vergebens. Zuletzt sollte Martins in Herthas Trainingslager auf Teneriffa auftauchen, jetzt heißt es, der Berater des Berliner Fußballprofis Gilberto fliege in dieser Woche in Berlin ein. Wieder einmal. Eins zumindest darf als gesichert gelten: Solange das Treffen nicht zustande kommt, werden die Mutmaßungen über die berufliche Zukunft Gilbertos weiter wild wuchern. Das jüngste Gerücht: Nach Benfica Lissabon und dem AS Rom umwirbt nun auch Manchester United den Brasilianer.

Laut „Bild am Sonntag“ liegt Gilberto bereits ein unterschriftsreifer Zweijahresvertrag des englischen Spitzenklubs vor. Die Zeitung beruft sich auf seriöse Quellen aus Brasilien. „Ich weiß nichts von Manchester“, sagte Gilberto gestern. „Ich will über dieses Thema auch nicht mehr sprechen. Ich bin es satt. Einmal ist es Benfica, einmal ist es Rom, und jetzt soll es Manchester sein.“

Seit dreieinhalb Jahren spielt der Brasilianer in Berlin, und weil sein Vertrag im Sommer ausläuft, darf er seit dem 1. Januar auch von anderen Vereinen offiziell kontaktiert werden. Inzwischen liegen ihm laut eigener Aussage mehrere Angebote vor, auch von Klubs, die in der Champions League spielen. Hertha besitzt jedoch eine Art Erstzugriffsrecht. Der Brasilianer hat mehrmals gesagt, er wolle gern in Berlin bleiben. Erst wenn die Verhandlungen mit Hertha gescheitert seien, werde er mit anderen Klubs sprechen.

Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. Als erfahrener Spieler nimmt Gilberto in Herthas Planungen eine zentrale Rolle ein. Vor dieser Saison machte er in der Hierarchie der Mannschaft einen weiteren Schritt nach vorne. Nach dem Weggang Yildiray Bastürks verzichtete Hertha darauf, einen neuen Spielmacher zu verpflichten. Stattdessen sollte Gilberto von der halblinken Seite in die zentrale Position rücken. „Er kann das, er hat das schon in Brasilien gespielt“, hat Hoeneß immer wieder gesagt. Doch die hohen Erwartungen erfüllte Gilberto in der Hinrunde nur bedingt. „Er war selbst nicht mit sich zufrieden“, sagt Herthas Manager.

Für Hoeneß besitzt die Personalie Gilberto trotzdem höchste Priorität. Mit den Spielern, deren Verträge im Sommer auslaufen, will er sich erst beschäftigen, wenn die Planungen für die Rückrunde abgeschlossen sind. Einzige Ausnahme ist Gilberto. Der Brasilianer hat eine schnelle Entscheidung der Berliner angemahnt. Zu Beginn des Trainingslagers verkündete er, bis Mitte Januar wolle er Klarheit haben, ob Hertha seine Forderungen erfülle. Das wäre bereits in dieser Woche. Solange Gilbertos Berater aber nicht in Berlin auftaucht, wird es keine Verhandlungen geben. Martins spreche nur gebrochen Englisch, sagt Hoeneß, „da hat es keinen Sinn, dass wir das am Telefon machen“.

Ende April wird Gilberto 32. Der Vertrag, den er jetzt abschließt, wird vermutlich der letzte seiner Karriere sein. Entsprechend unwillig ist der Brasilianer, von seinen Forderungen abzugehen. Neben einem deutlich höheren Gehalt verlangt Gilberto auch, dass der Verein auf seine Doppelbelastung im Verein und in der Nationalmannschaft mehr Rücksicht nimmt und das Trainingsprogramm stärker auf seine individuellen Bedürfnisse zuschneidet. Ein derartiger Wunsch ließe sich bei einem Wechsel zu Manchester United wohl nur schwer realisieren. Zur bisherigen Doppelbelastung kämen für Gilberto auch noch die Spiele in der Champions League und im nationalen FA-Cup hinzu.

Die Frage ist ohnehin, wie ernst das Interesse Manchesters zu nehmen ist. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass eine solche Nachricht vor allem dazu diente, den eigenen Marktwert noch ein wenig in die Höhe zu treiben. Bei Gilberto allerdings wäre es eher verwunderlich, wenn er nicht von größeren Klubs umworben würde. Er ist Stammspieler der brasilianischen Nationalmannschaft und kostet keine Ablöse. Zudem gilt seine Gehaltsforderung von 2,5 Millionen Euro, die Gilberto bei Hertha zum Spitzenverdiener machen würde, im internationalen Vergleich als eher bescheiden. In Berlin ahnen sie längst, dass es schwierig werden wird, den Brasilianer zum Bleiben zu bewegen. Dieter Hoeneß sagt: „Es ist bei Hertha auch eine Zukunft ohne Gilberto vorstellbar.“

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